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Tschechisch-deutsche Prosa, herausgegeben und übersetzt von Ondřej Cikán, Kētos-Verlag
Einer begegnet sich selbst zu Mitternacht, das andere Ich kommt näher, ein Gesicht hat es nicht, und es verschwindet schwebenden Schrittes im Nebel. Einer glaubt, vergeblich zu warten, also tut er so, als wartete er voller Zuversicht - auf wen?
Ist das ein nächtliches Palais, das der Erzähler da beschreibt, oder doch eine verfallene Schrebergartenhütte? Ist es E.A. Poe? Nein, es da erzählt ein anderes Monster, J.H. "von Kirchhof" Krchovský, der mit seiner düsteren und in extrem präzisen Versmaßen komponierten Dichtung, deren Auswahl auf Deutsch bereits vorliegt ("Mumie auf Reisen"), in Tschechien zu den populärsten Dichtern der Gegenwart gehört. Nun erscheint in einer schmalen zweisprachigen Ausgabe erstmals seine Prosa aus den 1980er-Jahren, deren Manuskripte der Literaturwissenschaftler und Spezialist für tschechische Untergrundliteratur Martin Machovec aufbewahrt hat.
Bild: privat/ahojleipzig2019.de
Jiří H. Krchovský: "Jakoby / Als ob". Vídeň / Wien (Kētos) 2020
ISBN: 978-3-903124-15-8
Jiří H. Krchovský
"Eine weitläufige Szene", ein öffentlicher Ort, "freilich kein freier Platz"; möglicherweise in der spanischen Provinz Ávila oder in Humpolec in Böhmen, jetzt oder zu einer anderen Zeit. Ein Erzähler, der einer von "uns" ist, umschreibt Ort und Zeit für das folgende Spiel. Die Spieler, das sind Übriggebliebene einer ursprünglich dicht bevölkerten Szenerie, Einheimische, Zugereiste, Inländer, Ausländer, Junge, Ältere, vielleicht die letzten Gäste eines Festes.
Das Drama, das sie in einem abendlichen, dann nächtlichen Gespräch vergegenwärtigen, hat bereits stattgefunden: Im März 2003 verbrannte sich der 18-jährige Zdeněk Adamec aus Protest gegen den Zustand der Welt vor den Augen der Öffentlichkeit auf dem Wenzelsplatz in Prag. Eine wahre Begebenheit? "Mit wahren Begebenheiten könnt ihr mich jagen. Und lang genug nun im Leben war ich ein Gefangener all der Aktualitäten", sagt einer. Ein anderer hat recherchiert und liefert Fakten. Wie erzählen von Adamecs Leben und Sterben angesichts einer über- oder falsch informierten Welt, die Zdeněk Adamec dennoch vergessen hat? Handkes Figuren sind Profis im Über- und Umspielen, ihr letztes Gespräch ist ein leichtes, temporeiches einander Ins-Wort-Fallen, Korrigieren, Kalauern - ein Spiel vom Fragen.
Peter Handke: "Zdeněk Adamec". Berlin (Suhrkamp) 2020 - ISBN: 978-3-518-42920-4
Stefan Bretteisen: "Schmetterlingsreisen"
Die mährische Stadt Olmütz als Kulisse einer Liebesgeschichte
Auf der Suche nach Markéta reist Adrian überstürzt nach Olmütz. Frei wie ein Vogel genießt er aus luftiger Höhe den Blick auf die Stadt, von allen Seiten umkreist er ihre Dächer, umschifft ihre Türme, umrundet die Stadtgrenzen und erkennt aus der Sicht der Sonne das Herz der Olmützer Altstadt, wie es inmitten der fruchtbaren Ebene der Hanna tief in Mittelmähren eingebettet liegt. Verschlungene Irrwege führen Adrian durch die alte Hauptstadt Mährens, durch die Perle der Hanna, und die Stadt der Blumen nimmt ihn gefangen, erzählt ihm ihre Geschichte und öffnet ihm die Augen ...
Stefan Bretteisen: "Schmetterlingsreisen". Norderstedt (BoD) 2020
ISBN: 978-3751968140
Ein mannigfaltiger, wissenschaftlicher Beitrag zur Schriftenreihe der Ständigen Konferenz österreichischer und tschechischer Historiker zum gemeinsamen kulturellen Erbe.
Neu erhältlich ist im "LIT Verlag", einem der führenden deutschsprachigen Wissenschaftsverlage, der Band "Die Ära Kreisky in Österreich und die Normalisierungsperiode in der ČSSR", unter Mitarbeit von Niklas Perzi, der wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Geschichte des Ländlichen Raums (IGLR) in St. Pölten im Rahmen des Zentrums für Migrationsforschung und Lesern u.a. durch seine (Mit-)Publikation des Buches "Nachbarn" ein Begriff ist: "Im Vergleich zum Jahrzehnt davor und den 1980er Jahren erscheinen die Siebzigerjahre als Periode, in der sich beide Gesellschaften nicht nur auseinander entwickelten, sondern sich auch ziemlich fernstanden. Die Menschen diesseits und jenseits der Grenze wussten wenig voneinander - und wollten manchmal auch nichts voneinander wissen..."
Gerald M. Sprengnagel/Niklas Perzi/Michal Stehlík (Hg.): "Die Ära Kreisky in Österreich und die Normalisierungsperiode in der ČSSR". Münster (LIT) 2020 - ISBN: 978-3-643-50411-1
Alena Mornštajnová: "Hana"
Roman, aus dem Tschechischen übersetzt von Raija Hauck.
Ein mährisches Städtchen 1954 - Mira widersetzt sich ihren Eltern und geht aufs Eis. Zur Strafe erhält sie kein Törtchen, aber dieses Ereignis verändert ihr Leben für immer. Die Tragödie bindet sie an ihre schweigsame, seltsame Tante Hana und beide müssen lernen, miteinander zu leben. Allmählich wird die Geschichte ihrer jüdischen Vorfahren aufgedeckt und Mira lernt zu verstehen, warum sich die Tante so schwer im Leben zurechtfindet.
Drei Generationen Familiengeschichte im 20. Jahrhundert. Zwei geschickt verwobene Zeitebenen und Schicksale in grausamen Zeiten. Zwei Frauen haben sich neben dem durchlebten Leid aber auch mit der Frage der Schuld auseinanderzusetzen, wenn durch eigenes Handeln anderen Leid zugefügt wird, bewusst oder unbewusst. Und wie erträgt man, als Einzige überlebt zu haben.
ISBN: 978-3-99029-438-3