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cinefest Internationales Festival des deutschen Film-Erbes
13.-18.3. 2014
Kino Ponrepo
PRAG 1, BARTOLOMEJSKA 11
Vom 13.-18. März findet im Kino Ponrepo das cinefest Internationales Festival des deutschen Film-Erbes
statt. Das cinefest hat seine Wurzeln in Hamburg, wo es jährlich im November stattfindet. Im
Mittelpunkt steht jedes Jahr ein anderes filmhistorisches Thema. Letztes Jahr beschäftigten wir uns unter
dem Motto Verboten! Filmzensur in Europa mit den vielfältigen Formen der Einflussnahme auf
Produktion, Distribution und Aufführung von Filmen quer durchs 20. Jahrhundert.
cinefest ist eines der wenigen Filmfestivals, das sich regelmäßig mit ausgewählten Themen der europäischen
Filmgeschichte beschäftigt und alljährlich berühmte Filmklassiker und vergessene oder verloren geglaubte Schätze
des deutschsprachigen und europäischen Film-Erbes präsentiert.
cinefest wird von CineGraph Hamburgisches Centrum für Filmforschung und Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin, in
Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern veranstaltet. Jedes Jahr im November werden in
Hamburg über 25 Filme zum Thema präsentiert, danach werden Teile des Filmprogramms auch in Prag, Berlin,
Wiesbaden und weiteren Städten gezeigt.
Seit 2007 gehört das Národní Filmový Archiv zu den festen Partnern des cinefest und präsentiert im Kino Ponrepo
eine Auswahl der in Hamburg gezeigten Filme.
PROGRAMM:
Donnerstag, 13. März 2014
19.15 Uhr
Eröffnungsfeierlichkeiten
20.00 Uhr
Dorotheas Rache
D/F 1973/74. Regie: Peter Fleischmann. 92 min
mit Anna Henkel, Alexander von Paczensky, Gerhard Gommel, Rene Durand
Ein junges Hamburger Mädel sucht die Liebe und gerät auf dem Kiez in die Abgründe der kommerzialisierten
Erotik. Die drastische Sexfilm-Parodie wurde vom Amtsgericht Hamburg wegen »Verbreitung unzüchtiger
Darstellungen« beschlagnahmt, vom Landgericht aber wieder freigegeben, weil die Richter den Film als satirischen
»Anti-Porno« werteten.
Freitag, 14. März 2014
17.30 Uhr
Cafe Elektric
A 1927. Regie: Gustav Ucicky. ca 90 min, stumm.
mit Willi Forst, Marlene Dietrich, Fritz Alberti
Melodram aus der Wiener Halbwelt: Ein gewissenloser Zuhälter (Willi Forst) verführt ein abenteuerlustiges
Mädchen aus gutem Hause (Marlene Dietrich), während ein braver Ingenieur versucht, eine junge Prostituierte aus
ihrem Dasein zu »erlösen«. In Deutschland wegen zu positiver Darstellung des Dirnenmilieus erst nach drastischen
Kürzungen freigegeben.
Musikbegleitung: Duo WeberWendt, Hamburg
20.00 Uhr
Anders als Du und ich
D 1957. Regie: Veit Harlan. 91 min.
mit Christian Wolff, Paula Wessely, Paul Dahlke, Ingrid Stenn
Knabenverführer hören Elektronenmusik: Das Melodram um eine Mutter, die ihren Sohn mit der Haustochter
verkuppelt, um ihn den Abgründen der gleichgeschlechtlichen Liebe zu entreißen, kam in Wien unbeanstandet zur
Uraufführung. Von der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) wurde es wegen »Propaganda für die
männliche Homosexualität« erst nach gravierenden Kürzungen und Hinzufügung nachgedrehter Szenen freigegeben.
Samstag, 15. März 2014
20.00 Uhr
Die Sünderin
D 1950. Regie: Willi Forst. 87 min.
mit Hildegard Knef, Gustav Fröhlich, Robert Meyn
Bewegendes Melodram um eine Hure mit Herz und einen todkranken Maler. Obwohl die Story während der
Produktion in Bendestorf bei Hamburg mehrfach entschärft wurde, sorgte die verständnisvolle Darstellung von
Prostitution, Selbstmord und Tod auf Verlangen für große Probleme bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der
Filmwirtschaft (FSK) und provozierte heftige Kritik der Kirchen, Boykottaufrufe, Demonstrationen und
Polizeiverbote.
Vorfilm: Polizeibericht Überfall (D 1928, Ernö Metzner). 15 min. stumm
Sonntag, 16. März 2014
17.30 Uhr
Cyankali
D 1930. Regie: Hans Tintner. 90 min.
mit Grete Mosheim, Nico Turoff, Margarete Kupfer, Paul Henckels
Die junge Hete wird schwanger, doch ihr arbeitsloser Freund kann keine Familie ernähren. Die Suche nach einem
Ausweg endet tragisch. Das sozialkritische Abtreibungsdrama nach dem umstrittenen Bühnenstück des Arztes und
Schriftsteller Friedrich Wolf wurde zunächst als tendenziöses Pamphlet gegen den Paragraph 218 verboten und nur
unter diversen Schnittauflagen freigegeben.
20.00 Uhr
Extase
CS/A 1932. Regie: Gustav Machaty. ca. 90 min.
mit Hedy Kiesler [=Lamarr], Aribert Mog, Zvonimir Rogoz
Avantgardistisch gefilmte Dreiecksgeschichte um eine unbefriedigte Ehefrau, ihren verknöcherten Gatten und einen
knackigen Bauingenieur. Trotz offenherziger Nacktszenen in Prag und Wien problemlos zugelassen, im Deutschen
Reich wegen »gröbster Spekulation auf niedrigste Instinkte« verboten, sorgte der Skandalfilm noch 1950 in der
Bundesrepublik für Kinotumulte katholischer Jugendgruppen.
Montag, 17. März 2014
17.30 Uhr
Ja milujem, ty milujes
CS 1980. Regie: Dusan Hanak. 96 min. OmU
mit Roman Klosowski, Iva Janzurova, Milan Jelic
Die tragikomischen Abenteuer zweier Junggesellen in der slowakischen Provinz beschränken sich auf Alkohol und
Frauen. Der Film des renommierten slowakischen Spiel- und Dokumentarfilmers entstand 1980, konnte jedoch erst
Ende 1988 aufgeführt werden und erhielt dann bei der Berlinale 1989 einen Silbernen Bären für die beste Regie.
20.00 Uhr
Panelstory aneb Jak se rodi sidliste
CS 1979. Regie: Vera Chytilová. 96 min, OmU
mit Lukas Bech, Antonin Vanha, Eva Kacirkova
Angesichts der schlechten Wohnverhältnisse in Prag ziehen die Mieter bereits in einen neuen Plattenbau ein,
während er noch in Bau ist. Chytilová, die mit Tausendschönchen (1966) einen der zentralen Filme der Neuen Welle
gedreht hatte, legte sich auch zu Zeiten der »Normalisierung« mit den Mächtigen an. Panelstory wurde in der
Tschechoslowakei unterdrückt, gewann aber in San Remo eine Goldmedaille.
Dienstag, 18. März 2014
19.30 Uhr
A Star Made in GDR - Begegnung mit Jutta Hoffmann Karla
DDR 1965. Regie: Herrmann Zschoche. 133 min.
mit Jutta Hoffmann, Jürgen Hentsch, Hans Hardt-Hardtloff, Rolf Hoppe
Eine junge idealistische Lehrerin versucht das, was ihr theoretisch an der Hochschule beigebracht wurde, ihren
Schülern bei ihrer ersten Anstellung auch praktisch beizubringen und scheitert, wie auch andere kritische Geister.
Star dieses schönsten der Verbotsfilme in Folge des 11. Plenums der SED war Jutta Hoffmann in der Titelrolle.
zu Gast: Jutta Hoffmann