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"Wanted" Kurt-Weill-Show in Prag
Vom 11.-30. April 2017 findet in der Prager Lucerna eine Kabarett-Revue zu den Klängen von Kurt Weills Songs und Chansons statt. Unter dem Titel "Wanted" werden 17 exklusive Abende gemeinsam mit Dirigent Jan Kucera gestaltet. Hauptprotagonistin ist die tschechische Mezzosopran-Opernsängerin Dagmar Peckova, die in die Rolle des Mackie Messer schlüpft. Weiters zu hören: Jiri Hajek, Jan Kucera, Epoche Quartet & Orchstra, Miroslav Hloucal Jazz Band, Marta Trpisosska, Michal Vodenka und Weitere. Produziert wird die Show von Tomas Sagl.
Heute stellen sich viele Künstler die Frage, wie sie "ernste" Musik, unter mehr Menschen zu bringen können. Schnell kommt man auf die Möglichkeit von Crossover bei Opern und Sinfonien, künstlerisch mehr oder weniger wertvoll. Aber blicken wir nur nur in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts, und wir haben den eigentlichen Meister dieser Mission: Kurt Weill. Er verließ die Affektiertheit der Spätromantik der Konzertsäle und Salons, und schrieb Originalmusik für die "normalen" Leute, die nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs eigentlich nur sorgenfrei leben wollten. Zusammen mit dem phänomenalen Textautor Bertolt Brecht entdeckt er die zwielichtige Welt der Berliner Kneipen und Bordelle und erzählt die Geschichte von den Menschen dort. Wegen seiner jüdischen Herkunft musste er aber Anfang der 30er Jahre Berlin und Deutschland verlassen. Er arbeitete zunächst in Frankreich weiter, später in Amerika. Und jedes dieser Länder hat Kurt Weill angenommen wie sein eigenes. Schnell und konsequent nimmt er auch die Musik seiner neuen Heimatländer an und schafft sowohl französische Chansons, als auch große Musicals in Amerika der 40er-Jahre, die noch lange nach Weills Tod nachwirken. Kurt Weill hinterließ sicherlich eine unauslöschliche Spur in der Geschichte der Weltmusik. Dennoch blieb für die Tschechen sein Vermächtnis immer noch ein bisschen fremd. In den 50er Jahren war deutsche und amerikanische Musik unerwünscht. In den 60er Jahren hatte dann Milos Kopecky versucht, den berühmten Mackie Messer-Hit bekannt zu machen, aber es war sicherlich nicht genug. Auf der aktuellen CD "Wanted" findet man nicht nur den berühmten Mackie, aber auch andere Songs wie Surabaya Johnny und den Barbara Song, den in den 70er Jahren Hana Hegerova, in der atemberaubenden Version von Pavel Kopta, im Repertoire hatte. Nicht zu übersehen sind auch die französischen Chansons - der melancholische Tango Youkali oder das klagende Lied Je ne t'aime pas.
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Interview mit der Opernsängerin Dagmar Peckova, Hauptinterpretin der Cabaret-Revue "Wanted" Frau Peckova, warum die Musik von Kurt Weill? Peckova: Die Musik dieses Komponisten ist nach der Samtenen Revolution mit meinem Debüt auf der "westlichen" Szene verknüpft. Im Jahr 1992 spielte ich an der Stuttgarter Oper die weibliche Hauptrolle in Weills Oper "Der Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", mit dem Titelsong Der Mond von Alabama, der viele Male bearbeitet wurde, und den fast jedermann kennt. Weills Musik ist sehr inspirierend. Zusammen mit Bertolt Brecht in einem unzertrennlichen Paar spielte er die Kunst des kleinen Mannes und war in der Lage, die Themen aus Adelspalästen und bürgerlichen Salons der Spätromantik in die gewöhnlichen städtischen Tavernen und Bordelle und zu übertragen. Seine Bewunderung für die amerikanische Musik des 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts inspirierte den Autor, und wir finden bei ihm eine Fülle von Jazz-Elementen. Und genau das ist charakteristisch für Kurt Weill. Ist er ein Komponist der "Klassischen Musik", weil er Symphonien komponiert hat? Ist er ein Opernkomponist, weil er Opern komponiert hat? Ist er ein Komponist von Songs oder Chansons, weil er typisch französische Chansons oder die ersten amerikanischen Musicals geschaffen hat? Ja, das alles ist Kurt Weill. Wenn haben Sie Mackie Messer das erste Mal gesehen? Denken Sie an den erstaunlichen Clip aus den 60er-Jahren und an Milos Kopecky. Wer war nicht ergriffen? Ich war damals ein kleines Kind und ich erinnere mich heute noch daran. Es stimmt, ich kann im Nachhinein sehen, dass er mit Brecht wenig gemein hat, und diese Version von der ursprünglichen abweicht: "Leierkastenmann - Erzähler", aber, was zum Teufel: Es ist großartig. Was hat Sie an der Geschichte des Londoner Königs der Unterwelt so beeindruckt? Ich denke, dass gerade Dank der Musik von Weill Mackie Messer sein Leben viel länger weiterlebt als "nur" im Drama. Eine Melodie, schöner als die andere ... plus, gerade hier ist das Element des gemeinen Mannes besonders sichtbar. Die Geschichte des Mackie wurde von Weill "Dreigroschenoper" genannt. Also eine Oper für alle. Wie Sie sehen können, hat mich die Geschichte aus der englischen Unterwelt begeistert, durch die Musik von Weill und die Texte von Brecht, dessen Subtext kaum übersetzbar ist. Ist für sie als Operndiva Cabaret nicht eine zu einfache Disziplin? Glauben Sie, das Cabaret ist eine ruhige Disziplin? Für mich nicht. Singen, gesprochenes Wort, Tanz ... Lichter, Show, Revue??? Und ich möchte andere Fähigkeiten, die in mir verborgen sind, verwenden. Ich sehe mich nicht "nur" als Opernsängerin. Es hat einen Hauch vom Statischen und Kredenziösen. Aber das war ich nicht, und werde ich nicht sein. Wenn sich das Publikum an mich von meiner Interpretation von "Carmen", erinnert, müssen Sie wissen, dass ich nie eine typische Opernsängerin war und es mir nie genügt, mich "nur" mit der Stimme auszudrücken. Es gab immer etwas Besonderes. Mehr Seele und Körper. Ich war einfach nicht Peckova, sondern Carmen. Und ich möchte in unserer geplanten Kabarett-Revue erreichen, ganz im Dienst dieses großen Musikgenres mehrdimensional zu sein.
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Cabaret-Revue "Wanted": 11.-30.4.2017, Lucerna - PRAHA 1, Stepanska 61 Termine: 11.4. - 19.00 Vorpremiere 12.4. - 19.00 Premiere 14.4. - 19.00 15.4. - 14.00 15.4. - 19.00 16.4. - 14.00 16.4. - 19.00 17.4. - 16.00 19.4. - 19.00 20.4. - 19.00 22.4. - 19.00 23.4. - 19.00 25.4. - 19.00 26.4. - 19.00 28.4. - 19.00 29.4. - 19.00 30.4. - 19.00
Mezzosopranistin Dagmar Peckova