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Jahrhundertealte
Bierkultur
aus Böhmen und Mähren
Serie
Außen schlicht innen urig Beim Eintritt ins Restaurant stechen die Sudkessel, die sich im hinteren Teil des Gastraumes befinden, ins Auge. Gegenüber davon befindet sich die Theke. Dazwischen stehen große Tische und Bänke, auf denen insgesamt etwa über 100 Gäste Platzt finden. Sollte dieser nicht reichen, steht noch eine zweite Ebene zur Verfügung. Vor dem Restaurant ist ein kleiner Biergarten.
Station 3: Ein Bierparadies in der Prager Südstadt
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Man würde in dieser Gegend wohl kaum eine Brauerei vermuten. Der Stadtteil Haje in der Prager Südstadt ist vornehmlich ein Wohngebiet. Nur wenige Geschäfte und Restaurants sind dort zu finden. Obwohl es auch hier einige Hotels gibt, verirren sich nur sehr selten Touristen in diese Ecke von Prag. Kein Wunder, wird der Bezirk Prag 11 doch vornehmlich von Plattenbauten dominiert. Sehenswürdigkeiten sind kaum zu finden.
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Doch seit 2010 ist auch der wohl eher triste Bezirk um eine Attraktion reicher geworden. Nur wenige Meter von Zentralpark und Kirche entfernt, braut Frantisek Richter ein leckeres Bier. Die Brauereigaststätte "Jihomestsky pivovar", was auf Deutsch nichts anderes als "Südstadtbrauerei" heißt, ist mittlerweile ein beliebter Treffpunkt für die Bewohner im Süden der tschechischen Hauptstadt geworden und mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Metro C, U-Bahnstation Haje) gut zu erreichen. Angeboten werden nicht nur die für Tschechien typischen Biere nach Pilsner Brauart, sondern auch das mittlerweile in Deutschland aus der Mode gekommene Märzen sowie das vor allem in Bayern beliebte Weizen finden sich auf der Getränkekarte.
Dass Richter auch nach deutscher Tradition braut, liegt daran, dass der passionierte Brauer viele Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. Besonders angesagt ist jedoch das naturtrübe Jihomestan 11, sozusagen das "Nationalbier" von Prag 11, das aufgrund seines würzigen und süffigen Geschmacks schon eine große Fangemeinde gefunden hat.
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Anders als im "U Fleku", wo nur ein Biertyp ausgeschenkt wird, besticht das Angebot der Südstadtbrauerei durch eine große Auswahl an Sorten. Allerdings können aufgrund der geringen Kapazität - jährlich werden etwa 1000 Hektoliter produziert - nicht alle Sorten gleichzeitig ausgeschenkt werden. Was gerade im Angebot ist, findet man auf der Homepage. Bierfreunde sollten den Weg in den Süden Prags auf keinen Fall scheuen, denn selten hat man in Tschechien die Möglichkeit auch einmal ein kräftiges Bockbier, ein süffiges Kölsch oder ein würziges Ale zu probieren. Anders als in den meisten böhmischen oder mährischen Großbrauereien wird zudem nach dem Bayerischen Reinheitsgebot von 1516, dem ältesten Lebensmittel- gesetz der Welt, gebraut.
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Wer trinken will, muss auch gut essen. Und das kann man wahrlich in der Jihomestsky pivovar. Auf der Speisekarte finden sich vorwiegend deftige tschechische Gerichte. Vegetarier werden es allerdings eher schwer haben, etwas Passendes zu finden, da Fleischgerichte, wie Ente, Schnitzel und Grillspezialitäten die Karte dominieren. Die Hauptspeisen kosten ohne Beilage etwa zwischen 130 Kronen (5 Euro) und 290 Kronen (11 Euro). Für Pommes oder Kartoffeln werden zusätzlich 40 Kronen (1,50 Euro) berechnet. Während der Mittagszeit gibt es wechselnde, preisgünstige Menüs für 90 Kronen (3,50 Euro). Die Bierpreise bewegen sich zwischen 33 (1,33 Euro) und 38 Kronen (1,50 Euro). Wer nach dem Essen Lust auf was Süßes hat, sollte die benachbarte Konditorei, die zu der Brauerei gehört, aufsuchen.
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Der Service ist schnell und freundlich, Speisen und Getränke werden prompt serviert, was vor allem für Berufstätige, die ihre Mittagspause in der Brauereigaststätte verbringen, wichtig ist. Auch die Qualität der Speisen gibt keinen Anlass zur Kritik. Das Schnitzel war weich und saftig, der Kartoffelsalat nicht, statt wie so oft in Tschechen üblich, mit Majonaise sondern mit Öl und Essig zubereitet. Spitzenklasse ist das Bier. Man schmeckt förmlich mit jedem Schluck, dass es sich dabei um Handwerkskunst und um keine Massenware handelt. Kein Wunder also, dass vor zwei Jahren die Jihomestsky pivovar den 2.Platz beim Wettbewerb "Minibrauerei des Jahres" belegte.
"Ich bin Brauer mit Leidenschaft und liebe meinen Beruf", sagte Richter in einem Interview auf der Homepage von Prag 11. Neben der Jihomestsky pivovar in Prag 11 führt der passionierte Brauer und Gastwirt auch die Brauereiwirtschaft "U Bulovky Richter Pub" in Prag 8. Ausgeschenkt wird sein Bier außerdem im "Srub Gizela", einer gemütlichen Blockhütte am Nordrand des Kunratitzer Waldes (Kuntraticky les). Wer sich jedoch einen guten Überblick über seine Braukunst machen will, sollte unbedingt das regelmäßig im September stattfindende Bierfest von Prag 11 im Zentralpark Opatov besuchen. Hier haben Besucher nicht nur die Möglichkeit die Vielfalt seines Könnens zu testen, sondern auch mit dem Braumeister ein paar persönliche Worte zu wechseln.
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Jihomestsky pivovar, s.r.o. Podjavorinske 1602/11 149 00 Praha 4, Chodov www.jihomestskypivovar.cz
Bierfreunde kommen voll auf ihre Rechnung
Brauer aus Leidenschaft
von Bernd Rudolf
"Powidl"-Biertour durch Tschechien
Vorige Station: (2) Brauerei Cerna Hora, Südmähren Nächste Station: (4) Brauerei Litovel, Region Olmütz
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