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Lipno
Von der Landwirtschaft zum Tourismusort
Von Bernd Rudolf
Strukturwandel in Tschechien. Die Gemeinde Lipno (Lippen) mit dem in den 50er-Jahren entstandenen
Moldau-Stausee ist ein gelungenes Beispiel
Entlang der Hauptstraße reihen sich
Appartementhäuser, Hotels und Restaurants. Fast
von überall hat man einen wunderschönen Blick auf
dem im Winter oft zugefrorenen Lipno-Stausee. Alle
Häuser sind neu, modern und gepflegt. In Straßen
tummeln sich Touristen. Wer viele andere Orte und
Städte im Sudetenland kennt, wird kaum glauben,
dass er sich in Tschechien befindet. Denn Lippen
(Lipno nad Vltavou) ist anders.
Obwohl bereits Ende des 13. Jahrhundert die
Gegend am Fuße des Böhmerwaldes besiedelt
wurde, findet man heute in Lippen nichts mehr, was
an die Vergangenheit erinnert. Das heutige Lipno
nad Vltavou geht aus den ehemaligen der Familie
Rosenberg gehörenden Siedlungen Studene
(Studene), Stockern (Pliskov), Goblens (Kobylnice),
Petermühle (Petruv mlyn) und Luppetsching
(Slupecna) hervor. Die Petersmühle ist der Flutung
des Lipno-Stausees zum Opfer gefallen, die anderen
Siedlungen der völligen Umgestaltung des Dorfes.
Der Startschuss fiel im Jahr 1989. Die Gemeinde kaufte Land
und erstellte einen Flächennutzungsplan. Ziel war es
Investoren zu finden, um die Region touristisch zu
entwickeln. Im Jahre 1994 hatte der Bürgermeister mit den
Niederländer Anton Schouten einen geeigneten Partner
gefunden. Rund 600 Millionen Kronen investierte der
Geschäftsmann in den Bau des Appartementkomplex Landal
Marina Lipno. Baubeginn war 1998, und nur zwei Jahre
später wurde der erste Teil des komfortablen Hauses in
Betrieb genommen. Zur gleichen Zeit entstand auch der
Yachthafen, der sich in der unmittelbaren Nähe des Hotels
befindet. In der Saison 2008/2009 wurden die neuen Skilifte
in Betrieb genommen.
Lippen ist sowohl im Sommer als auch im Winter ein
beliebter Urlaubsort. Während in den warmen Monaten vor
allem Wassersportler auf ihre Kosten kommen, zieht es
zwischen Dezember und März die Ski- und Eislaufsportler in
die Region um den über 900 Meter hohen Gromaling
(Kramolin).
"Lipno war nie ein Ort, sondern nur eine Bezeichnung für eine Furt, also eine Stelle, an der der Fluss überquert werden
konnte. Anders als viele glauben, war Namensgeber für Lipno nicht eine Linde (tschechisch "lipa"), sondern das deutsche
Wort Lippe", erklärt Bürgermeister, Zdenek Zidek gegenüber dem tschechischen Rundfunk. Die nahe gelegenen beiden
Hänge des Kienberg (Luc) und Teufelsberg (Certova hora), die an Lippen erinnern, standen für die Bezeichnung Pate.
Nachdem im Jahre 1952 der 4650 Hektar große Stausee geflutet wurde, entstand am Ufer eine völlig neue Siedlung. Doch
erst nach dem Fall des Eisernen Vorhanges erwachte der verschlafene Ort aus seinem Dornröschenschlaf. Ende der 1980er
Jahr zählte das kleine Dorf gerade Mal 240 Einwohner, die Häuser zeigten sich in einem erbärmlichen Zustand, die kargen
Böden konnten kaum die Einheimischen ernähren. Statt auf Land- und Forstwirtschaft setzte man auf Tourismus. Obwohl
die Gemeinde über kein eigenes Geld verfügte, wagte man den Schritt zu einem Neuanfang. Lippen sollte ein moderner
Urlaubsort werden, der sich hinter den bekannten Skidörfern Österreichs nicht zu verstecken braucht. "Das neue Zentrum,
das nach dem Bau des Staudammes entstanden ist, wurde nach den Rekonstruktionsarbeiten völlig neu gestaltet", so der
Bürgermeister.
Freizeitparadies am Rande des Böhmerwaldes an der österreichischen Grenze:
Lippener Stausee
"Im Winter kommen pro Tag im Durchschnitt etwa 2000 Skifahrer, an den Wochenende sind es rund 3000", erklärt die
Marketingleiterin von Lipnoservis, Eva Cernikova. Die meisten Gäste kommen aus Tschechien. "Zu uns kommen aber auch
ausländische Gäste, die größte Gruppe dabei bilden die Niederländer, gefolgt von den Deutschen", fügt sie hinzu.
Augenmerk legt man dabei auf Familien mit Kindern. Viele Hotels und Appartementhäuser haben sich auf diese Klientel
eingestellt und bieten entsprechende Dienstleistungen. "Wir haben auch einen Aquapark, eine Kinderecke und für kleine
Skifahrer den Foxpark". Auch die Liftanlagen kommen weniger geübten Brettlsportlern entgegen. "Wir haben drei
Sessellifte, in denen vier Personen Platz finden", so die Marketingleiterin.
Obwohl man sich auf die vielen ausländischen Gäste eingestellt hat Speisekarten, Beschilderungen und das Personal sind
mehrsprachig werden in den gastronomischen Einrichtungen anders als in einigen Skigebieten im Erzgebirge keine Euros
akzeptiert. "In vielen Geschäften können die Kunden aber mit Karte zahlen", sagt Cernikova.
Lipno im Internet: www.lipno.info/de.html