POWIDL im neuen Gewand!
Neues Layout, aktueller, übersichtlicher
Regierung nimmt
Pflegepersonal von der
Pendlerbeschränkung aus
Prag kehrt zur Pragmatik zurück,
was die restriktiven Regelungen bei den Berufspendlern, also jenen
Tschechen, die zwar im Inland wohnen, deren täglicher Arbeitsplatz
aber in Deutschland oder in Österreich liegt, betrifft. Nach
heftigen Bedenken, vor allem von deutscher Seite, verkündete am
Mittwoch Abend Innenminister Jan Hamáček, dass die Berufsgruppen
Gesundheitswesen, Sozialdienste und Rettungssystem von den neuen,
rigorosen Reisebeschränkungen ausgenommen werden und täglich über
die Grenze pendeln dürfen. Eigentlich wäre vorgesehen, dass auch
diese Pendler drei Wochen en bloc im Ausland bleiben, und danach in
Tschechien zwei Wochen in Quarantäne müssen.
Bild: Tschechische Regierung
Pendler in diesen drei Berufsbereichen
hätten eine große Bedeutung im Kampf gegen das Corona-Virus,
begründete der Innenminister seine politische Kehrtwende. Vor zwei
Tagen, als die neuen Verordnungen präsentiert worden sind,
bezeichnete er Berufspendler noch als "letzten Kanal", über
die das Virus ins Land gelangen könne. Die Regierung berief sich auf
nicht näher konkretisierte "Ängste der Grenzlandbevölkerung",
weil ja weder in Deutschland, noch in Österreich eine allgemeine
Mundschutzpflicht gelte. Abseits dieser Argumentation sollte diese
Symbolpolitik vor allem auch jene Landsleute beruhigen, die sich
daran stoßen, dass "in Zeiten wie diesen" Leute ihrem
Beruf im Ausland nachgehen, und somit weit besser verdienen.
Wer nicht im Gesundheits-, Sozial- oder
Rettungswesen beschäftigt ist, für den kommt die neue
Pendlerregelung einem Berufsverbot gleich. Arbeiten kann er nur noch
in dreiwöchigen Blocks, unterbrochen von zwei Wochen Quarantäne in
Tschechien. Er muss sich in Deutschland oder Österreich eine
Unterkunft organisieren, im Extremfall auch noch dafür finanziell
aufkommen. Betroffen davon sind die verschiedensten Berufsgruppen,
von Arbeitern, landwirtschaftlichen Helfern, Kraftfahreren,
Handelsangestellten bis hin zu akademischem Personal.
Der Freistaat Sachsen hat sich am
deutlichsten gegen den tschechischen Alleingang ausgesprochen. Im
Normalfall pendeln täglich an die 10.000 Tschechen von Böhmen
Richtung Dresden, Chemnitz, Görlitz oder Plauen. In Reaktion auf die
Hürden für Grenzpendler hat die Sächsische Staatsregierung ein
Unterstützungspaket für tschechische Angestellte zugesagt. Sie
sollen pro Tag 40 Euro erhalten, wenn Familienmitglieder wie
Ehegattin oder Kinder ebenfalls pendeln, bekommen diese weitere 20
Euro pro Tag und Person, um die Lebenserhaltungskosten zu sichern.
Pendler können in Hotels untergebracht werden, da die dienstliche
Bereitstellung der Unterkunft nicht unter das derzeit gültige Verbot
für touristische Nutzung von Beherbergungseinrichtungen fällt.
Trotz der einseitig verfügten
Bestimmungen durch die tschechische Regierung setzt das offizielle
Sachsen auf den Dialog mit Prag. "Wir sind in guten Gesprächen,
denn es sind unsere Nachbarn, unsere Freunde. Daher geht es uns nicht
um eine Eskalation oder um Drohgebärden, sondern wir brauchen auch
weiterhin das konstruktive Gespräch", sagte Sachsens
Wirtschaftsminister Martin Dulig im Interview mit dem tschechischen
Rundfunk. "Insgesamt wünsche ich mir, dass die Europäische
Union vielleicht auch gemeinsame Regeln in diesem Bereich verabredet,
damit beim Umgang mit den eigenen Grenzen kein Flickenteppich in
Europa besteht", ergänzte er.
Dass die tschechische Regierung bei den
medizinischen und sozialen Berufen zurückgerudert, ist weniger auf
die Kritik aus den Zielländern zurückzuführen, als auf die realen
Gegebenheiten. Viele der betroffenen Pendler haben auf die Regelung
mit Protesten reagiert und angekündigt, sich lieber ganz im Ausland
anzusiedeln, als aufgund der erforderlichen zweiwöchigen
Quarantäne-Pausen ihren wertvollen Arbeitsplatz zu verlieren.