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"Diktatur der Gutmenschen" - Antideutsche Stimmung
im Zuge der Flüchtlingskrise
Eklatante Unterschiede herrschen derzeit in der
Beurteilung des tschechisch-deutschen
Verhältnisses. "So gut wie nie zuvor" heißt es auf
Politikerebene, "so schlecht wie seit 20 Jahren
nicht mehr" konstatiert die Prager
Wirtschaftszeitung "Hospodarske noviny". In der
aktuellen Flüchtlingskrise, die ganz Europa auf
dem falschen Fuß erwischt hat, zeigt sich, wie
fragil die tschechisch-deutsche Aussöhnung immer
noch ist, und wie schnell antideutsche
Ressentiments hervorgekramt werden.
22.10.2015
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@Magazin_Powidl
"Rok smireni" - Das
Brünner "Jahr der
Versöhnung" 2015
Tschechen. Deutsch-
Österreicher. Juden.
Roma. - Die Stadt Brünn
hat das Gedenkjahr zum
Anlass genommen, den
Ereignissen von 1945 zu
gedenken und die
Feinde von einst zu-
sammenzubringen. Ein
Reigen an Veranstal-
tungen des Gedenkens,
Erinnerns und Ver-
söhnens wird bis
Jahresende angeboten.
Ein detailliertes PRO-
GRAMM zum Jahr der
Versöhnung finden Sie
auf der Homepage
www.roksmireni.cz
EU-Wahl
2014
hat gewählt
Ergebnisse der
Parteien, Stärke der
Parlamentsparteien in
den Regionen + Links
zu den Bezirken und
Gemeinden.
Tschechiens
TOP-100-
Unternehmen
2014
Die Liste der
wichtigsten und
einflussreichsten
Unternehmen in
Tschechien
Wer ist schuld, dass die Tschechen ihre Arbeitsplätze verlieren? Wer ist schuld, dass die
Tschechische Republik "von Islamisten geflutet" wird? Konsumiert man hiesige
Boulevardzeitungen, das Privatfernsehen oder Internetforen, so ist die Antwort klar: Die Chefin
der "Gutmenschen-Diktatur", also Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel mit ihrer offenherzigen
Flüchtlingspolitik. Das Nachgeben der tschechischen Regierung bei der Quotenregelung wird mit
"München 1938" verglichen, gegen die anzukämpfen es nationale Pflicht sei. Solch ein "Diktat von
außen", wie es der scheidende Chef der liberalen TOP'09 Karel Schwarzenberg nennt, ist ein
Motor der zurzeit aufkommenden antideutschen Stimmung. Besonnene Stimmen haben es da
schwer, gehört zu werden.
Dass gerade jetzt, im erfolgsversprechend begonnenen "Versöhnungsjahr", 70 Jahre nach 1945,
das tschechisch-deutsche Verhältnis auf diese harte Probe gestellt wird, stimmt nicht
optimistisch. Die Wirtschaftszeitung "Hospodarske noviny" sieht bereits die Fortschritte der
letzten 20 Jahre verspielt, auch wenn die Regierungschefs der beiden Länder Bohuslav Sobotka
und Angela Merkel am Rande des EU-Sondergipfels in einem langen, persönlichen Gespräch
versucht haben, die Wogen der letzten Wochen zu glätten.
Die tschechische Diplomatie werde sich jedenfalls stark bemühen, die Beziehungen der beiden
Nachbarländer zu verbessern. Kristina Larischova, Leiterin der öffentlichen Diplomatie im
tschechischen Außenministerium sagt dazu gegenüber Radio Prag: "Es kann doch nicht sein, dass
wir nach beinahe 20 Jahren gezielten Aufbaus unserer bilateralen Beziehungen an einer Hürde
namens Flüchtlingsquoten scheitern." Larischova, die auch als Vorsitzende des Verwaltungsrates
im Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds fungiert, ruft zu mehr Besonnenheit auf beiden Seiten
auf und wünscht sich eine Rückkehr zur Sachlichkeit. "Unsere Gesellschaften sind während der
letzten 20 Jahre im Umgang miteinander viel selbstbewusster und offener geworden. Die
Migrationswelle ist eine schwere Belastungsprobe für die deutsch-tschechischen Beziehungen.
Aber es stimmt auch, dass wir bereits andere große Belastungsproben hinter uns haben", sagt
Larischova.
Bild: EU
Kommt also ein Staatspräsident in die Fleischfabrik und spricht mit der Belegschaft über
Flüchtlinge. Sie seien Muslime, sie würden die tschechischen Gesetze außer Kraft setzen und
die Scharia einführen. Untreue Ehefrauen werden gesteinigt, Dieben werden die Hände
abgehackt. Frauen werden gezwungen die Burka zu tragen, was aber bei einem Teil der Frauen
vielleicht gar kein Nachteil sei.
Soweit der präsidiale Witz, der vom Publikum auch einige Lacher geerntet haben soll, wie
überliefert ist. Zeman hat aber vergessen zu erwähnen, dass in einem Scharia-Tschechien ein
absolutes Alkoholverbot herrschen würde. Ein Umstand, der wohl dem Witz die Pointe
genommen hätte, würde es doch sowohl die (Schweine-)Fleischfabrikarbeiter genauso treffen
wie den Staatschef selbst.
Man muss die Menschen nicht lieben, die jetzt auf der Reise ins friedliche, reiche Europa sind,
um Schutz vor Krieg oder wirtschaftlich ihr Glück zu suchen. Es gibt auch selbstverständlich
schwerwiegende Argumente dafür, die Herkunft und die Absichten jedes einzelnen auf der
Flucht Befindlichen genau zu durchleuchten und danach auch Konsequenzen zu ziehen. Wie
sich Tschechien letztens den Flüchtlingen präsentiert hat, ist bestimmt der falsche Weg.
Man vergleiche: Würde ein gesuchter IS-Kriegsverbrecher in Tschechien aufgegriffen werden,
würde er in den Genuss eines demokratischen Justizsystems kommen. Untersuchungshaft,
Haftprüfungsverfahren, einen rechtsstaatlichen Prozess, das Recht auf juristischen Beistand -
vermutlich einen Spitzenanwalt, denn welcher Jurist lässt sich eine solche mediale
Aufmerksamkeit entgehen. Wird aber jemand in Tschechien aufgegriffen, der vor ersterem auf
der Flucht ist, so erwartet ihn, egal ob schuldig oder unschuldig, egal ob Mann, Frau oder Kind
- erst einmal ein Haftlager wie Bela-Jezkova.
Wer die Demokratie und die Errungenschaften von 1989 liebt, sollte jedoch auch das Privileg
lieben, nicht pauschal urteilen zu müssen und die Rechtsstaatlichkeit walten zu lassen. Das ist,
wie man sieht, nicht immer der einfachere Weg - auch nicht für Spitzenpolitiker und
Staatsmänner. Die Gefahr, dass dem Staat die erworbenen Bürger- und Freiheitsrechte
abhandenkommen, ist jedenfalls real - mit oder ohne Scharia.
22.10.2015
Kommt ein Staatspräsident in die Fleischfabrik...
Große Humoristen wie der legendäre Karl Farkas oder Maxi
Böhm hätten die Überschrift dieses Beitrages noch zu einem
pointierten, amüsanten Witz zu Ende führen können. Mit
Sicherheit aber zu etwas Besseren als Jenes, das sich beim
Besuch des Staatsoberhauptes der Tschechischen Republik
Milos Zeman bei der Belegschaft eines fleischverarbeitenden
Betriebes im ostmährischen Lechotice zugetragen hat, und
dessen Humor wohl nur einem Teil der Gesellschaft
zugänglich ist.
Die Beziehungen zwischen der Republik Österreich und Tschechien im Lichte der aktuellen
Flüchtlingskrise waren am 20. Oktober das wichtigste Thema beim Empfang anlässlich des
Österreichischen Nationalfeiertages im Brünner Rathaus. Österreichs Botschafter Ferdinand
Trauttmansdorff appellierte dabei, besonders in der jetzigen Situation, wo Grenzen wieder
hochgezogen werden, nicht auf den Europagedanken zu vergessen.
"Gerade beim Einsatz für den Nachbarn ist es notwendig, in Herzensbeziehungen zu investieren.
Jede Investition trägt Früchte", sagte der Botschafter, der den größten Teil seiner Festrede auf
Tschechisch gehalten hat. Auch Justizminister Wolfgang Brandstetter, der für die
österreichische Bundesregierung sprach, betonte das gute Verhältnis der Nachbarn als Partner
in der Europäische Union. Von tschechischer Seite nahmen Südmährens Hejtman Michal Hasek
und Brünns Bürgermeister Petr Vokral an der vom Österreichischen Honorarkonsul in Brünn
Georg Stöger organisierten Veranstaltung teil.
Appartements
HOTELS
22.10.2015
Nachdem auch ein internationales Publikum über die
erschreckenden Zustände in den tschechischen Haftlagern
für Flüchtlinge erfahren hatte, hat auch das tschechische
Innenministerium reagiert. Am 20. Oktober hat sich
Innenminister Milan Chovanec mit der Ombudsfrau für
Bürgerrechte und Vorsitzende des Helsinki-Komitees Anna
Sabakova getroffen und sich mit ihr auf einige Maßnahmen
zur Verbesserung der humanitären Situation geeinigt, damit
jene Situationen, die im September aufgetreten waren,
künftig ausgeschlossen sind.
Österreich und Tschechien: "In Herzensbeziehungen investieren"
Kritik wirkt: Regierung will die Zustände in Anhaltelagern
verbessern
KOMMENTAR - VON STEFAN WEISS
"Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir die Menschen in ihrer Freiheit nicht einschränken
wollen. Unsere Meinungen darüber, wie für die Sicherheit in den Flüchtlingseinrichtungen
gesorgt werden soll, sind aber unterschiedlich", resümierte Chovanec nach dem Treffen. Vor
allem für Familien mit Kindern soll es Verbesserungen geben. Auch der Zugang für
Dolmetscher zur Kommunikation mit der Polizei und mit Ärzten - an sich eine
Selbstverständlichkeit - soll verbessert bzw. ermöglicht werden. Bei der Sprache Arabisch soll
sich die Situation bald verbessern, schwieriger sei es bei der afghanischen Staatssprache
Farsi, für die es in Tschechien nur drei akkreditierte Übersetzer gibt.
In den drei Großlagern der Tschechischen Republik herrschen atemberaubende und
rechtsstaatlich bedenkliche Zustände. Willkür des Wachpersonals - auch gegen inhaftierte
Kinder -, Entzug der grundlegendsten Bürgerrechte, kein juristischer Beistand, Epidemien und
Hunger wurden vor einigen Wochen publik und auch in den internationalen Medien
angeprangert. Die Situation hat sich durch Umverteilungen zurzeit etwas entspannt, jedoch
sind die Unterbringungsmethoden trotzdem noch meilenweit vom internationalen Standard
entfernt, den man sich ein einem europäischen Land erwartet.
Für Sabatova sind die Zugeständnisse daher erst ein Anfang. "Der wichtigste Streitpunkt
besteht darin, wo Familien mit Kindern untergebracht werden sollen", sagte die
Bürgeraktivistin. Sie bemühe sich, die Kinder aus dem besonders in Verruf geratenen Haftlager
Bela-Jezova wegzubringen, und die Familien im freundlicheren Lager Zastavka bei Brünn
unterzubringen. "Zudem sind wir der Meinung dass in den Flüchtlingslagern keine Mitarbeiter
privater Sicherheitsagenturen beschäftigt werden sollen, sondern qualifizierte
Zivilangestellte." Für November wurde ein Folgetreffen zwischen Chovanec und Sabatova
vereinbart, bei dem die zugesagten Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit überprüft werden
sollen.
Zur Person: Anna Sabatova
Anna Sabatova (64) ist Charta-77-Mitbegründerin und war zeitweise auch C77-Sprecherin. Als
Sprecherin des "Komitees zur Verteidigung der zu Unrecht verfolgten" verbrachte sie die Zeit
vor der Wende als Dissidentin. Präsident Vaclav Havel schlug Sabatova 2001 als
stellvertretende Ombudsfrau des Abgfeordnetenhaus ein (vergleichbar mit dem Amt des
Volksanwaltes in Österreich). Seit 2014 ist sie erste tschechische Ombudsfrau und Vorsitzende
des Tschechischen Helsinki-Komitees.
TERMINE:
3.11., 19h
VOET-Stammtisch
Chez Marcel
Prag 1, Hastalska 12
4.11., 18.30
Swiss Club Monatstreff
U Seminaristy
Prag 1, Spalena 45
5.11., 9h
"Vertragsverhältnisse
zwischen Lieferanten"
Hotel Ibis
Pilsen, Univerzitni 65
10.11., 9h
Prozessoptimierung im
Verwaltungsbereich
Hotel NH Prague City
Prag 5, Mozartova 1
12.-11., 9h
Steuerneuigkeiten 2016
Hotel Ibis
Pilsen, Universitni 65
12.-13.11.
Austria Showcase
Medizintechnik
Hotel Ambassador
Prag 1, Vaclavske nam. 5
ENGLISCHSPRACHIGE
VERANSTALTUNGEN
IN PRAG:
23.10., ab 19h
Fryday Afterwork
Networking
Coco Cafe Disco Bar
Prag 1, Kaprova 8
30.10., ab 21.30
Prague TV Monster Ball
Zizkov TV Tower
Prag 3, Mahlerove sady 1