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Tschechen wenden sich immer
mehr von Westeuropa ab
Das renommierte Prager Meinungsforschungsinstitut
Stem hat die Ergebnisse einer Umfrage zum
Verhältnis der tschechischen Bürger zu den
verschiedensten Staaten veröffentlicht. Anders als in
den Jahren zuvor ist heute ein Trend festzustellen,
wonach die Länder des klassischen "Westeuropa"
markant an Sympathie verlieren. Die Tschechen
wenden sich vermehrt den nahen, ehemaligen
sozialistischen Bruderstaaten Slowakei, Ungarn und
Polen zu.
28.01.2016
Die tschechischen Bürger haben traditionell die besten Beziehungen zur Slowakei. 86 Prozent
stufen das Verhältnis zum "Zwillingsbruder" als gut bis ausgezeichnet ein, während nur zwei
Prozent die Nachbarschaftsbeziehungen für schlecht befindet. Nummer Zwei in der Beliebtheit
der Tschechen sind die Österreicher, hier bewerten 75% das Verhältnis positiv, 5% negativ,
knapp gefolgt von den Niederländern (71% zu 5%). Deutschland rangiert bei den Westeuropäern
an unterster Stelle (49% zu 18%). Zu den unbeliebtesten Völkern zählen bei den Tschechen die
Russen (30:37%), die Chinesen (25:33%), die Ukrainer (24:38%) und die Türken, zu denen nur
15% ein positives Verhältnis haben, 46% aber ein negatives.
Auch wenn solche Umfragen immer nur eine Momentaufnahme widergeben, so lässt sich aktuell
dennoch ein eindeutiger Trend feststellen. Denn während die Ergebnisse die Jahre hindurch
annähernd gleich geblieben sind, erkennt man zurzeit die schwindende Beliebtheit aller
westeuropäischen Nationen, während sich das Verhältnis zu den 2004 gemeinsam mit Tschechien
in die EU eingetretenen CEE-Staaten signifikant verbessert. Österreich verliert im Vergleich zu
2013 3 Prozentpunkte an Zustimmung. Ähnlich ergeht es den Holländern (-8%), Schweden
(-11%), den Franzosen (-7%), Briten (-5%), Dänen (-11%), Italienern (-3%) und Belgiern
(-14%).
Deutschland stürzte gar im Vergleich zu 2013 um 15 Prozentpunkte, von 64 auf nur noch 49%,
zu denen die Tschechen ein positives Verhältnis sehen, ab. Das ist der schlechteste Wert seit
2004, aber immer noch besser als während der 1990er-Jahre, als die Zustimmung zu
Deutschland zwischen 34% (1997) und 47% (2000) schwankte.
Genau umgekehrt ist die Situation bei den ehemals sozialistischen Bruderstaaten: Das Verhältnis
zu Slowenien verbessert sich um einen Prozentpunkt gegenüber 2013, das zu Polen um fünf
Prozent und das zu Ungarn um acht Prozent. Die Slowaken konnten den letzten Spitzenwert von
83% Zustimmung um drei weitere Punkte auf 86% steigern.
Das Institut Stem interpretiert die neuen Zahlen mit einer Art Orientierungslosigkeit, die
neuerdings in den CEE-Staaten herrscht. Die Schwäche der Europäischen Union und der
unterschiedliche Zugang in der Flüchtlingsproblematik haben zu einer deutlichen Verfremdung
zwischen dem Osten und dem Westen Europas geführt. Gerade die emotionell besetzte
Flüchtlingsfrage lässt die Sympathie der Tschechen den östlichen Nachbarn zufliegen, die dabei
eine ähnliche Position vertreten.
Die vollständigen Grafiken zu diesem Thema findet man auf http://www.stem.cz/zhorsuje-se-
vztah-cechu-k-zapadoevropskym-zemim-predevsim-k-nemecku-2/
Der Oligarch Andrej Babis ist immer noch der Superstar der Regierung. Als Finanzminister hat er
in seinem Ressort zahlreiche Veränderungen vorgenommen, die ihm von der Bevölkerung positiv
angelastet werden. So konnte Babis seine Partei nur kurze Zeit nach Amtsantritt zur
unumstrittenen Nummer Eins machen. Im Vergleich zu den Wahlen von 2013 hält seine
Bewegung nun bei acht Prozentpunkten mehr. Das geht aus einer im großen Umfang
durchgeführten Meinungsumfrage durch das Prager Institut Stem hervor, die im Jänner 2016
publiziert worden ist. Bohuslav Sobotka, der international durch seine besonnene Politik als
Gegenpol zu Staatspräsident Milos Zeman wahrgenommen wird, konnte beim tschechischen
Wahlvolk ebenfalls punkten. Bei einem Plus von 1,2% ist man aber noch weit davon entfernt,
von einem "Kanzlerbonus" sprechen zu können. Auch wenn die Christdemokraten als Dritte im
Bunde leichte Verluste verzeichnen müssten, so hätte die Regierungskoalition nach den
vorliegenden Zahlen mit 139 Mandaten eine satte Mehrheit im Parlament, und wäre erstmals
auch in der Lage, ohne Hilfe der Opposition Verfassungsgesetze zu beschließen.
Regierung verschenkt Waffen in den Irak
Bei der jüngsten Regierungssitzung vom 25. Jänner
wurde beschlossen, 6500 Sturmgewehre der
Bauart SA-58 plus sieben Millionen Schuss
Munition in den Irak zu verschenken. Empfänger
der Waffen sollen sowohl die irakische Armee, als
auch kurdische Peschmergaverbände sein.
Das angeführte Wahlmodell hat nicht nur die befragten Parteipräferenzen berücksichtigt,
sondern gibt auch Faktoren wie der Wahlmotivation und der Emotionalität der einzelnen
Themen mehr Aufmerksamkeit. Auch die jüngsten Erfahrungen bei der Wahlbeteiligung wurden
in die Prognose miteinbezogen. Es war dies die erste größere Wahlumfrage im Lichte der
neuen Entwicklungen in der Flüchtlingskrise.
Glaubt man den Umfragen, so kann die Opposition der Koalition nicht gefährlich werden. Die
Kommunisten stagnieren etwa auf demselben Niveau wie beim letzten Urnengang. Die
bürgerliche Ex-Regierungspartei ODS konnte die antieuropäische Grundstimmung im Lande
trotzdem nur im geringen Umfang für sich nutzen, während die wirtschaftsliberale TOP'09
nicht nur durch den Abgang von Parteigründer Karel Schwarzenberg stark geschwächt ist. Die
rechte "Morgenröte der direkten Demokratie" wäre in der Bedeutungslosigkeit verschwunden,
während ihre Abspaltung SPD ("Freiheit und direkte Demokratie") Chancen hat, die 5%-Marke
zu knacken.
28.01.2016
28.01.2016
"Ich bin
mal kurz
weg."
Halbzeitbilanz: Bevölkerung honoriert die
Arbeit der Regierung
Die tschechische Regierung unter Premierminister Bohuslav Sobotka
ist seit Jänner 2014 im Amt. Das "Links-Rechts-Kabinett" aus
Sozialdemokraten (CSSD), der rechtspopulistischen Aktion
Unzufriedener Bürger (ANO) und den Christdemokraten (KDU-CSL)
kann gegenüber den letzten Parlamentswahlen in Summe auf einen
gestiegenen Wählerzuspruch bauen. Wenn man die letzten
Regierungen betrachtet, so ist dies ein absolutes Novum in der
tschechischen Innenpolitik.
"Dieses Geschenk wird mit amerikanischer Hilfe dorthin gebracht. Es wird den irakischen
Streitkräften übergeben, inklusive der kurdischen Einheiten", sagte Premier Bohuslav Sobotka.
Bereits seit über einem Jahr trennt sich die tschechische Armee auf diese Weise von einem
Teil ihrer veralteten Waffen. Im aktuellen Fall handelt es sich um ausgemusterte SA-58er
Sturmgewehre, die durch modernere Modelle ersetzt werden. Viele dieser Gewehre seien noch
unbenutzt. Premier Sobotka sieht in dieser Aktion eine "großzügige Hilfe im Kampf gegen den
Islamischen Staat".
Kritiker solcher "Waffenentsorgungsaktionen" argumentieren oft, dass dadurch eine Vielzahl
an Waffen in falsche Hände gelangen könnte. Radio Prag verweist etwa auf Fernsehberichte
der ARD, wonach mehrere kurdische Peschmerga-Kämpfer ihre Sturmgewehre aus den
Beständen der deutschen Bundeswehr verkauft haben sollen. Auf diese Weise seien Waffen in
den Islamischen Staat gelangt. Außenminister Lubomir Zaoralek entgegnete diesen
Argumenten: "Wir müssen uns auch immer dafür interessieren, wie Waffenlieferungen
kontrolliert werden. Es gibt da negative Erfahrungen, die aber nicht wir gemacht haben."
Neben dem Irak, soll künftig auch Jordanien mit Waffengeschenken aus Tschechien bedacht
werden. "Jordanien ist ein wichtiges Mitglied in der Allianz gegen den IS. Es ist einer der
stabilsten Staaten im Nahen Osten. Ich habe Jordanien besucht, und ebenfalls Staatspräsident
Zeman. Dabei wurden wir gebeten, Jordanien auf militärischem Feld zu unterstützen",
kommentierte Premier Sobotka. Zum Einstand hat die Regierung beschlossen, Jordanien eine
Million Schuss Gewehrmunition zu schenken.
Quelle: Stem, Grafik: powidl.eu
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