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Tschechiens Schwenk zum Euro
Panik in der Prager Altstadt Heftige Detonation mit glimpflichem Ausgang
Der Präsident will den Euro schon in fünf Jahren. Jetzt ist auch bei Premier Petr Necas und seiner bürgerlichen ODS eine Hinwendung zur europäischen Gesamtwährung zu erkennen. Schließlich trage die tschechische Exportwirtschaft zu 80% des Bruttoinlandsproduktes bei, zwei Drittel dieser Exporte gingen in die Eurozone, argumentierte jüngst der Premier. Die EU- Spitzen haben den Schwenk Tschechiens vernommen und möchten den Trend verstärken. "Die Finanzstabilität der Eurozone und die Voraussetzungen für Wachstum und Arbeit wurden wiederhergestellt", sprach EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy letzte Woche bei seinem Besuch in Prag. Präsident Milos Zeman setzte sich zuvor bereits für eine Euro-Einführung "innerhalb der nächsten fünf Jahre" ein. In diesem Punkt zeigte sich Premier Necas angesichts der wirtschaftlichen Lage Tschechiens realistischer und setzt sich bewusst keinen Termin: "Hier geht es uns um die Glaubwürdigkeit unseres Landes". Prognosen über einen Euro-Beitritt der Tschechischen Republik sind schwierig. Es gilt nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung Tschechiens hinsichtlich der (im Allgemeinen ohnehin kaum noch relevanten) Maastricht-Kriterien zu beachten, sondern auch die Entwicklung des Euros selbst. In welche Eurozone soll Tschechien ab 2018 denn beitreten? Dem Nordeuro, dem Südeuro, dem Osteuro, dem Gesamteuro, oder gibt es dann, wenn Tschechien "reif" für den Euro wäre, gar keine europäische Gesamtwährung mehr?
"Der Euro war eine falsche Idee. Für unser Land ist es sehr positiv, dass wir diese Währung nicht haben", meinte noch vor kurzem Vaclav Klaus immer dann, wenn es um den Beitritt Tschechiens zur Eurozone ging. Mit dem Machtwechsel auf der Prager Burg hat sich auch die euro(pa)skeptische Grundhaltung der tschechischen Regierung gewandelt. Mit seinem Besuch in Prag letzte Woche versuchte EU-Ratspräsident Herman van Rompuy Werbung für das EU-Projekt und die gemeinsame Währung zu machen.
Illustration: Shamila/Necyklopedie
Das desolate Prager Gasleitungssystem hat Montag Vormittag in der Altstadt beinahe zu einer Katastrophe geführt. Eine undichte Gasleitung, die nur wenige Tage zuvor "überprüft" wurde, verursachte gegen zehn Uhr eine gewaltige Detonation. Das betroffene mehrstöckige Gebäude ist völlig zerstört. Es war ein Altbau und lag in der Theatergasse (Divadelni) in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nationaltheater, der Akademie der Wissenschaften und dem berühmten Cafe Slavia.
"Ein greller Lichtblitz, ein ohrenbetäubender Knall und ein zitternder Boden", so schilderten Augenzeugen das Unglück. Die Druckwelle war so stark, dass auch in mehreren hundert Metern Entfernung Fensterscheiben zu Bruch gingen. Die Menschen gerieten in Panik, die Erinnerungen an die Anschläge von Boston vor nur zwei Wochen waren noch frisch. Auch die Polizei konnte anfangs einen Terroranschlag nicht ausschließen. So wurde der Unglücksort großräumig evakuiert und weite Teile der Prager Innenstadt abgesperrt. Nachdem die Feuerwehr im benachbarten Cafe Slavia erhöhte Gaskonzentrationen in der Luft festgestellt hat, konnte ein Sprengstoffanschlag bald ausgeschlossen werden. Das Unglück war hausgemacht. Immer wieder kommt es in Prag, vor allem in der historischen Altstadt, aufgrund undichter Gasleitungen zu Zwischenfällen. Dass es in dem Bürogebäude, in dem sich zum Zeitpunkt des Unglücks viele Büroangestellte aufgehalten hatten, kein Todesopfer gegeben hat, ist ein Wunder und wohl das einzig Positive an der Geschichte. 50 Menschen wurden verletzt, die meisten davon durch Glassplitter.
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Höchste Arbeitslosigkeit seit 8 Jahren
Die neuesten Hochrechnungen der Arbeitslosenquote in Tschechien für das Jahr 2013 trüben die Maifeiern am Tag der Arbeit. Die Berechnungen sehen fürs Jahr eine Steigerung vom hohen Wert des Vorjahres, 7,0 Prozent, auf 7,6 Prozent voraus. Tschechien liegt damit immer noch weit unter dem EU-27-Durchschnitt (11,1 Prozent), trotzdem gab es seit 2005 in der Tschechischen Republik nicht mehr so hohe Arbeitslosenzahlen wie jetzt.
Die vorherrschende Rezession bringt mittelfristig trübe Aussichten auf den tschechischen Arbeitsmarkt. Als Sofortmaßnahme möchte das Arbeitsministerium 7 Milliarden Kronen (270 Mio. €) in die Beschäftigungsförderung investieren, vornehmlich für die Beschäftigung für Menschen unter 30 Jahren. Indes veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut CVVM eine Umfrage an über 1000 Personen, wonach 80% der Tschechen eine Begrenzung der Beschäftigung von Ausländern in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit fordern. Ebenso befürchten 80% ein Lohndumping bei der Beschäftigung von Zuwanderern.
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Bild: Leos Kucera/Feuerwehr Prag
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PULVERFASS HINTER DEN FASSADEN
Powidl Kommentar
Das Problem mit den Prager Gasleitungen ist nicht neu. "Das ist nicht gefährlich. das ist bei uns ganz normal. Mal ist es stärker, mal schwächer." So antwortete bereits 1990 ein Prager Mitstudent, nachdem mir als Gast im Institut für Journalistik der Prager Karlsuniversität der starke Gasgeruch auffiel. Es war ein Nachbargebäude jenes Hauses, das letzten Montag in die Luft flog. Vieles hat sich in der Prager Innenstadt seit 1989
verändert. Die einst schwarzgrauen historischen Gebäude stehen heute im neuen Glanz. Bei der Renovierung der Altstadt wurde das Augenmerk hauptsächlich nur auf das gelenkt, was über der Erde sichtbar ist. Das unterirdische Leitungssystem ist großteils immer noch so desolat wie vor der Wende. Das amerikanische Außenamt hat im Zuge der Boston-Attentate offiziell vor Reisen nach "Czechia" gewarnt. Gemeint war wohl eher "Chechnya", also Tschetschenien anstatt Tschechien, wogegen Tschechiens Außenminister Karel Schwarzenberg zu Recht bei US- Amtskollegen John Kerry protestiert hat. Dass es just in diesen Tagen mitten in Prag eine gewaltige Explosion gab, ist angesichts dessen wohl doch makaber - oder hatten der US- Geheimdienste tatsächlich mehr Einblick in den Zustand der Prager Gasleitungen als der Magistrat der Stadt?
von Stefan Weiß
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