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Ergebnisse der Parteien, Stärke der Parlamentsparteien in den Regionen + Links zu den Bezirken und Gemeinden.
Fatale
Folgen nach Sobotkas politischem Amoklauf
Die Zahlen stimmen. Die Wirtschaft
läuft. Die Arbeitslosenzahlen sind gering wie nie. Die Löhne und
Gehälter können spürbar angehoben werden. Tschechien erzielt einen
historischen Budgetüberschuss. Die Regierung kann den einzelnen
Ressorts Gelder zuteilen, anstatt zu kürzen. Kaum ein Regierungschef
in Europa, der mit solchen Daten im Rücken nicht gerne in einen
Wahlkampf ziehen würde. Tschechiens Premier Bohislav Sobotka
hingegen sprengte am Dienstag nicht nur seine Regierung, sondern auch
seine eigene Politkarriere in die Luft, und seine Partei
ČSSD dazu in ein tiefes Loch.
"Ich kann als Premier nicht länger
die Verantwortung tragen, dass jemand Finanzminister und Vizepremier
ist, der des Steuerbetruges verdächtigt wird. Deswegen wähle ich
die einzig mögliche Lösung, und das bedeutet, dass die Regierung
ihren Rücktritt einreicht." Mit diesen Worten überraschte
Sobotka nicht nur den angesprochenen Koalitionspartner Andrej Babiš
von der ANO, sondern auch den Großteil seiner eigenen Parteifreunde.
Verwunderung auch in großen Teilen der Bevölkerung, in der
Wirtschaft und in der Politik quer durch das gesamte
Parteienspektrum.
Ist es tatsächlich so, dass dem
Regierungschef quasi über Nacht die Erkenntnis ereilt hat, dass der
Mann, mit dem er über drei Jahre lang eine intensive koalitionäre
Zusammenarbeit gepflegt hat, ein Steuerbetrüger sein könnte? Und
warum hat Sobotka nicht einfach von seinem Recht Gebrauch gemacht,
nur Finanzminister Babiš abzuberufen anstatt eine Regierungskrise zu
provozieren? "Sobotka hat sich für ein gefährliches Spiel
entschieden", analysiert Politologe Pavel Šaradín. "Er
wird sehr überzeugend sein müssen." Entscheidend werden die
nächsten Tage sein, ergänzt Politikexperte Kamil Švec. Sobotka
habe aus einem persönlichen Problem zwischen ihm und Babiš ein
Problem der Regierung gemacht. Es sei ungewiss, wie die
Öffentlichkeit und der Präsident reagieren werden.
Sobotkas Entscheidung sieht nicht nach
einer langerhand geplanten Aktion aus. Eher ist es ein unüberlegter
Schnellschuss eines von Wahlumfragen verunsicherten und parteiintern
bedrängten Politikers. Während die ČSSD
in der Wählergunst absackt, streift der smarte rechtspopulistische
Oligarch Babiš die Ernte der gemeinsamen Arbeit ein und ist in der
Bevölkerung beliebter denn je. Anschuldigungen oder laufende
Korruptionsverfahren spielen da nur eine Nebenrolle. So ist die
Wahrscheinlichkeit groß, dass Sobotka selbst der große Verlierer
dieser Aktion ist, während Babiš als Gewinner vom Feld geht.
Stein des Anstoßes, der offizielle
Grund für das Ende der Koalition, ist die "steuerschonende"
Vorgangsweise Babiš' als Konzernmanager. Im Jahr 2012, vor seiner
Zeit als Minister, aber als er bereits ANO-Politiker war, gab sein
Unternehmen Agrofert steuerfreie Schuldscheine heraus, die Babiš der
Firma abgekauft hat. Ein Systemmissbrauch, wie Kritiker meinen, denn
diese Schuldscheine hätten nicht ausgegeben werden dürfen. "Sobotka
hat mich als seinen größten Feind ausgewählt. Ich habe gemäß den
Gesetzen gehandelt und als einziger Politiker die Steuererklärungen
aus 20 Jahren veröffentlicht", verteidigt sich Babiš.
Reaktionen auf Sobotkas
Demission
Kaum verständnisbereit für das
abrupte Scheitern der Regierung so knapp vor Ende der
Legislaturperiode zeigen sich sowohl Regierungspartner, als auch die
Opposition. Der russischen Nachrichtenagentur TASS
zufolge wünschte sich Staatspräsident Zeman in einer Spontanreaktion Andrej Babiš
als neuen Regierungschef. Einig sind sich die Regierungsparteien,
dass es keine vorgezogenen Neuwahlen geben soll. ANO
befürwortet, dass die derzeitige Regierung kommissarisch die Amtsgeschäfte bis zu den Wahlen im Herbst weiterführen soll.
Dasselbe ist auch für die ČSSD
vorstellbar - nur eben ohne Babiš. Auch die Christdemokraten
wollen den Weiterbestand der Regierung, am besten ohne die beiden
Streithähne Sobotka und Babiš.
Die konservative ODS fordert am
lautesten Neuwahlen. "Wenn Präsident Zeman nur Sobotka
abberuft, aber die Regierung belässt, zeigt er einmal mehr, dass wir
ein besseres Staatsoberhaupt brauchen", sagte ODS-Parteichef
Petr Fiala. Die liberale Partei TOP'09 hat bereits
angekündigt, sich möglichst rasch für eine Sondersitzung des
Parlaments einzusetzen, in der die Selbstauflösung samt Neuwahlen
beschlossen wird. Dafür ist eine Mehrheit von 120 Abgeordneten
nötig, was aus derzeitiger Sicht ein schwieriges Unterfangen ist.
Schlüsselfigur in jeder
Regierungskrise ist der Staatspräsident. An seiner Entscheidung
liegt es, in welche Richtung sich die Sache bewegt. Am Donnerstag
führt Zeman eine Reihe von Gesprächen mit den Spitzen der Parteien.
Grundsätzlich bestehen diese Möglichkeiten: Zeman nimmt den
Rücktritt der Regierung an, betraut aber dieselbe Koalition in
veränderter Personalstruktur mit der Fortführung der Amtsgeschäfte
bis zum Herbst. Diese Variante gilt als wahrscheinlich, mögliche
Kandidaten für den Übergangspremier sind Außenminister Lubomír
Zaorálek oder Innemninister Milan Chovanec. Dass Zeman aber auch ein Freund
der Expertenkabinette ist, hat er bereits 2013 nach dem Zerbrechen
der ODS-TOP-Koalition bewiesen. Damals ließ er den heutigen
Nationalbankchef Jiří
Rusnok gegen die Parlamentsmehrheit regieren. Spätestens im Oktober
muss aufgrund des Ablaufs der Legislaturperiode gewählt werden.
MEETING BRNO bietet jedes Jahr Ende Mai eine Plattform für die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Ansichten, Kulturen und Religionen. Das Programm umfasst Autorenlesungen, Theater- und Musikveranstaltungen, Ausstellungen, Performances im öffentlichen Raum sowie Diskussionsforen mit inspirativen Persönlichkeiten.
v.l.n.r. Bohislav Sobotka, Babis
Razzia im Fußballverband und im Ministerium
Neben dem Platzen der
Regierungskoalition erschüttert dieser Tage ein handfester
Fußballskandal die Sport- und Politikwelt. Im Fadenkreuz der Fahnder
stehen Verbandspräsident Miroslav Pelta, der Chef der tschechischen
Sportunion Miroslav Jansta, der ČSSD-Abgeordnete
im Prager Rathaus Karel Březina,
sowie hochrangige Mitarbeiter im Ministerium für Bildung, Jugend und
Sport und dem Magistrat Prag. Es geht um eine mutmaßliche
missbräuchliche Verwendung von Subventionsgeldern.
Die konzertierte Polizeiaktion fand
Mittwoch Früh gleichzeitig am
Sitz des tschechischen Fußballverbandes (FAČR), im
Sportministerium, im Prager Magistrat, sowie in Jablonec/Gablonz
statt. Bei dem Einsatz gehe es um die Sicherung von Beweismaterial im
Zusammenhang mit Sportförderungen, sagte die Leiterin der Prager
Staatsanwaltschaft Lenka Bradáčová.
Die Aktion gipfelte in der vorübergehenden Festnahme von
FAČR-Präsident Miroslav
Pelta. Unter den Verdächtigen wird auch die Vize-Sportministerin
Simona Kratochvílová geführt. Aus dem Ministerium wird ein
Fördervolumen von jährlich ca. 600 Mio. CZK (22,3 Mio. Euro) für
den Bereich Fußball ausgeschüttet.
Laut Informationen der Tageszeitung
Deník soll es konkret um Unregelmäßigkeiten rund um den Umbau des
tschechischen Nationalstadions in Prag-Strahov gehen.
Ermittlungserkenntnisse belasten in dieser Causa den
sozialdemokratischen Prager Gemeindratsabgeordneten und
Ex-Vizebürgermeister Karel Březina
sowie die Leiterin der Prager Magistratsabteilung für Sport Soňa
Fáberová. Březina
wurde von zwei Beamten in Zivil abgeführt, vermeldete ČTK.
Auch in Jablonec, der Heimatstadt des Fußballpräsidenten Pelta,
wurden Razzien bestätigt. Unter Hinweis auf laufende Ermittlungen
hat die Staatsanwaltshaft den Medien gegenüber keine Angaben zu
näheren Details der Aktion gemacht. Für die involvierten Personen
gilt die Unschuldsvermutung.
POWIDL-Kommentar: Vorboten eines
Koalitions-Rosenkrieges?
Dienstag Nachmittag kündigt der
Premier die Koalition auf, unter dem Hinweis, dass gegen den
Parteichef des Regierungspartners wegen Steuerbetruges ermittelt
wird. Mittwoch um 8 Uhr Früh fahren die Einsatzkräfte auf, um
einen Skandal aufzuklären, der vorwiegend die Premier-Partei
betrifft. Auge um Auge, Skandal um Skandal? Ein wenig weht um den
Prager Fußballskandal der Odeur des Politikums. Gut, wenn dabei
Missstände aufgedeckt und die Verantwortlichen bestraft werden.
Schlecht für die Optik, wenn die Staatsanwaltschaft danach ohne
konkrete Ergebnisse dasteht.
NACHTRAG NACH REDAKTIONSSCHLUSS
Beim heutigen Treffen zwischen Premier
Bohuslav Sobotka und Präsident Miloš Zeman kam es zu einem
vorläufigen Rücktritt vom Rücktritt. Sobotka gab bekannt, dass er
die Demission erst in zwei Wochen, nach Zemans Ruckkehr von seiner
China-Reise (11.-18.5.) einreichen werde.
Entgegen seiner Ankündigungen wolle
Sobotka "nur über die aktuelle politische Lage" mit Zeman
sprechen. Die Unterredung dauerte ungewöhnlich lange, bei der
gemeinsamen Pressekonferenz kam es zum Eklat. Als Sobotka das Wort
ergriff, richtete Zeman seinen Gehstock auf ihn und verließ
demonstrativ den Saal.
10.5., 19h
DTIHK-Kuppel
Prag 1, Václavské nám. 40
25.5., 9h
DTIHK-Kuppel
Prag 1, Václavské nám. 40
6.6., 19h
Hotel Diplomat
Prag 6, Dejvická 15
7.6., 18.30
Pizzeria Václavka
Prag 1, Václavské nám. 48
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ENGLISCHSPRACHIGE VERANSTALTUNGEN
IN TSCHECHIEN:
18.5., 18.15
Spohie's Garden
Prag 1, Slovanský ostrov 8
2.6., 8.30
Golf Resort Karlovy Vary
Carlsbad, Pražská 125
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