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Dissident Rudolf Battek ist tot
Die beiden "K-Wörter", nämlich "Koalition" und "Kommunisten"
in einem Satz zu nennen, das wollte man in Ostrau nun doch
nicht. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass die
Kommunisten nach der Wahl erstmals seit 1989 das Land
mitregieren könnten.
Der Charta-77-Unterzeichner, Philosoph und Politiker
Rudolf Battek ist 88jährig in Prag gestorben. Der in
Preßburg geborene Soziologe gründete im Zuge des
Prager Frühlings im Juli 1968 als Abgeordneter im
Tschechischen Nationalrat den "Klub engagierter
Parteiloser (KAN)". Nach der Niederschlagung im
August verlor Battek schnell seine parlamentarische
Immunität und wurde kurz darauf inhaftiert.
Auf dem am letzten Wochenende in Ostrau abgehaltenen
Parteitag der Sozialdemokraten (CSSD) hat die größte
Oppositionspartei wesentliche Weichenstellungen für die
Zukunft getroffen. Es geht um die Zeit nach den
Parlamentswahlen, bei denen ein Machtwechsel von den
Bürgerlichen zur CSSD unter dem wiedergewählten Parteichef
Bohuslav Sobotka erwartet wird. Nach dem Parteitag ist klar,
dass man eher dafür plädieren will, die Mehrheiten links von
der Mitte zu suchen.
Nach der Spaltung der CSSD im Zuge der Präsidentschaftswahl - der ausgeschiedene CSSD-
Kandidat und Dissidentensohn Jiri Dienstbier jr. unterstützte im zweiten Wahlgang Karel
Schwarzenberg, die Partei Milos Zeman, - haben sich auch am Parteitag die Zeman-Anhänger
durchgesetzt und entließen Dienstbier, ein wichtiges Verbindungsglied der Partei zur
politischen Mitte, aus dem Präsidium. Auf der anderen Seite legte der keine zehn Tage im Amt
befindliche Präsident Zeman einen polternden Auftritt hin: Er beendete den langjährigen Disput
mit seiner Ex-Partei ("Ich biete der CSSD meine Freundschaft an.") und plädierte für eine
sozialdemokratisch geführte Regierung in Tschechien und erntete dafür tosenden Applaus von
den Delegierten.
Politologen sehen das Ganze aber nicht so rosig und halten die Demontage Dienstbiers, eines
im Volk immer noch sehr beliebten Politikers, für einen schweren Fehler. Es sei zu
offensichtlich, dass hier ein kritischer Geist, der stets die Verflechtungen zwischen Politik und
Wirtschaft -auch in der eigenen Partei - kritisiert hat, entfernt worden ist. Schließlich bricht
eine CSSD ohne Dienstbier auch eine wichtige Brücke zur politischen Mitte ab.
Bohuslav Sobotka
Bild: Petr Smerkl
Battek - nach seiner Entlassung aus der Haft zum Portier degradiert - engagierte sich mit
zahlreichen Flugblattaktionen gegen das Regime, was ihm weitere 3 1/2 Jahre Gefängnis
einbrachte. Danach arbeitete der Philosoph im "typischen tschechischen Dissidentenberuf"
als Fensterputzer. Battek war einer der ersten Unterzeichner der Charta-77 und fungierte
1980 als deren Sprecher. Bis 1985 saß er in drei weiteren CSSR-Gefängnissen ein. 1989
war Battek Gründungsmitglied des Bürgerforums (OF).
Der engagierte Sozialdemokrat, der Zeit seines Lebens für eine moderne Linke im Sinne von
Olof Palme und Willy Brandt eintrat, kandidierte auch um den Vorsitz der soeben
gegründeten CSSD, fiel aber bei der Wahl durch und wurde noch dazu aus der Partei
ausgeschlossen. Mit seiner Partei "Assoziation der Sozialdemokraten, ASD" setzte er sich
vehement für den Verbleib der Slowakei im Gesamtstaat ein. 1994 übernahm Rudolf Battek
den Vorsitz der "Europäischen Bewegung in der Tschechischen Republik " (EHCR) und
widmete sich der Europapolitik Tschechiens.
"Tor zur Freiheit" - Eine Gedenkstätte für die Opfer
des Eisernen Vorhanges
Weitere Informationen sind auf der Homepage www.branakesvobode.cz. Leider gibt es bislang
nur eine tschechische Version davon. "Powidl" appelliert an die Projektbetreiber im Sinne all
jener, die der tschechischen Sprache nicht mächtig sind, möglichst bald auch eine deutsche,
zumindest aber eine englische Version der Homepage dieses unterstützenswerten Projektes
anzubieten.
Die Bürgervereinigung "Pamet (Gedächtnis)" veranstaltet
am 22. März in der tschechisch-österreichischen
Grenzstadt Nikolsburg (Mikulov) die Eröffnungskonferenz
"Tor zur Freiheit". Das von der EU geförderte Projekt will
die Opfer an der bis 1989 existierenden Todesgrenze
zwischen der CSSR und Österreich würdigen. Kern des
Projektes ist die Errichtung einer Gedenkstätte als
Mahnmal gegen die jahrzehntelange Trennung in Europa.
Bürgervereinigung und das Projekt werden auf dieser
Konferenz einer breiteren Öffentlichkeit von "Pamet"-
Vorsitzenden Miroslav Kasacek und der Projektleiterin
Marta Novakova vorgestellt. Als Partner des Projektes
"Tor zur Freiheit" fungiert die Stadt Nikolsburg das
Institut für des Studium totalitärer Regime und das
Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung.
Von österreichischer Seite wird die initiative von den
Städten Poysdorf und Laa an der Thaya unterstützt.