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Die 40 Tage des Milos Z.
Politstreit um Abberufung des Institutsleiters des
Instituts für das Studium totalitärer Regime
Freude schöner Götterfunken! Dieses Stück wurde erstmals auf der Prager Burg gegeben,
und Präsident Milos Zeman legte persönlich gemeinsam mit EU-Kommissionspräsident
Jose Manuel Barroso Hand an, um die Europaflagge auf dem Hradschin zu hissen. Nach
beinahe neunjähriger Verzögerung ist nun auch in Prag der Amtssitz des Staatsoberhauptes
europäisch geschmückt. So weit, so gut, so normal.
Dass die Töne aus Prag gegenüber den Brüsseler Spitzenpolitikern unter Zeman deutlich
freundlicher werden, ist keine besonders große Überraschung. Zeman hat bereits als eine
seiner ersten Amtshandlungen jenes Zusatzprotokoll des Lissabon-Vertrages
unterzeichnet, mit dem Tschechien in den dauerhaften "Euro-Rettungsschirm" ESM eintritt.
Auch eine Aufgabe der Krone und ein Beitritt in die Eurozone in fünf Jahren, also noch in
seiner ersten Amtszeit als Präsident, kann sich Zeman vorstellen.
Ist der im Wahlkampf noch unangenehm dumpf polternde Milos Zeman nun in diesen 40
Tagen vom Saulus zum Paulus geworden? Nicht unbedingt. Man hat den Eindruck, mit
seinem Pro-Europa-Kurs möchte sich Zeman gegenüber dem Ausland ganz bewusst von
seinem Vorgänger Vaclav Klaus abgrenzen. Die Sinnhaftigkeit eines Euro-Beitrittes
Tschechiens mit dem Wissen der Vorkommnisse aus den letzten beiden Jahren kann
angezweifelt werden. In erster Linie geht es um den Tabubruch, dass auf der Prager Burg
über das Ende der Krone gesprochen werden kann. Medienwirksam verzichtet der neue
Präsident auf einen Teil seines Gehaltes, um "zur Senkung der Staatsschulden beizutragen".
Innenpolitisch hat er in seinen ersten Tagen im Amt mit seiner Mutterpartei CSSD Tabula
rasa gemacht und das Kriegsbeil begraben, um nach den Wahlen eine Linksregierung zu
realisieren.
Dass eine Regierung links der Mitte nur über die erstarkten Kommunisten möglich sein
wird, scheint keine große Rolle zu spielen. Die nötigen Konzessionen dafür sollten kein
Problem sein. Die jüngsten politisch motivierten Umbesetzungen in der Behörde zum
Studium totalitärer Regime (USTR) zeigen, mit welchem Kurs in Zukunft zu rechnen sein
wird.
In der Außenpolitik weniger Thatcher und
mehr Barroso. In der Innenpolitik gefällt
sich der neue Präsident Zeman in der
Rolle des polternden Volkstribuns, der
sich selbst sein eigenes Präsidentengehalt
kürzt.
Das Volk dankt es Gevatter Milos mit
einem Umfragehoch. 55% der Tschechen
trauen ihm eine glanzvollere
Präsidentschaft zu als seinem Vorgänger.
Bild: Europäische Kommission
Mit vollem Einsatz und in berührenden Bildern
schilderte Daniel Herman als Leiter des Instituts für
das Studium totalitärer Regime (USTR) das Schicksal
der Flüchtlinge, die den Eisernen Vorhang zwischen
der CSSR und Österreich überwunden haben, und
jener, die es nicht schafften.
Das war vor etwas mehr als zwei Wochen auf einer
Konferenz der Bürgervereinigung "Pamet" in
Mikulov/Nikolsburg ("Powidl" berichtete). Letzte
Woche wurde der engagierte Institutsleiter gegen
seinen Willen durch den Rat des USTR abberufen.
Himmlischer Geldsegen durch teuflische Spielhöllen
Das Institut für das Studium totalitärer Regime wurde vor sechs Jahren ins Leben gerufen,
um die totalitäre Vergangenheit während der kommunistischen Ära der CSSR, aber auch des
NS-Reichsprotektorates aufzuarbeiten. Das USTR ist mit der deutschen Gauck-Behörde
vergleichbar und hat in den letzten Jahren zahlreiche Dokumente aus dem ehemaligen
Staatssicherheitsdienst zusammengetragen und archiviert, und daraus auch viele neue
Erkenntnisse gewonnen. Die Führung des Institutes besteht aus dem Institutsleiter, der dem
Rat des USTR verpflichtet ist. Dieser Rat ist nach der Stärke der parlamentarischen
Verhältnisse besetzt. Nach den letzten Senatswahlen im Herbst, bei denen es eine
Kräfteverschiebung hin zu den Kommunisten gab, kam es zu personellen Umbesetzungen im
Rat.
Letzte Woche beschloss der Rat mit Mehrheit die Abberufung Hermans und die
kommissarische Leitung des Institutes durch Pavla Foglova. In einem interessanten und
lesenswerten Interview mit Radio Prag schildert Herman ausführlich, wie sich die
Zusammenarbeit mit dem Rat in den letzten Monaten verschlechtert hat. Der Druck aus dem
Lager der Sozialdemokraten mit den Kommunisten im Hintergrund sei laut Herman Herman
immer größer geworden. Der entmachtete Institutsleiter genießt Solidaritätskundgebungen
aus den internationalen Partnerorganisationen.
Indes hat sich die Sache zu einem Tagespolitikum aufgeschaukelt: Premier Petr Necas
verschärfte den Ton gegen den USTR-Rat und sprach am Montag von einem "linken Putsch".
"Man bereite den Eintritt von Kadern mit kommunistischer Vergangenheit in die staatliche
Verwaltung vor", so der Premier. "Die Entscheidung ist gefallen, weil das Institut nicht so
gearbeitet hat, wie es sollte", rechtfertigte sich USTR-Ratsvorsitzende Petruska Sustrova im
tschechischen Fernsehen.
Glücksspielhöllen (tschech. herna bar) haben es an sich,
dass sie jede Menge an Geld in die Töpfe des Fiskus
einspielen. In Tschechien sollen jährlich 3,4 Milliarden
Euro im "kleinen Glücksspiel" umgesetzt werden. Daraus
ergeben sich Einnahmen, die der verschuldete Staat
dringend braucht, und auf die er nicht verzichten will.
Lizenzgeber für die Spielautomaten ist das tschechische
Finanzministerium, das naturgemäß großes Interesse an
den sprudelnden Geldquellen hat.
Mit den Schattenseiten des tschechischen Glücksspiel-
Booms sind auf der anderen Seite hauptsächlich die
Institutionen auf regionaler und kommunaler Ebene
konfrontiert: die Zahl der Tschechen, die an Spielsucht
leiden, wird auf 100.000 geschätzt. Einige Städte in
Tschechien haben daher begonnen, Verordnungen gegen
die ungeliebten "Hernas" auszusprechen.
Bild: David Sedlecky
Dieses Vorgehen wurde durch ein Verfassungsgerichtsurteil 2011 bestätigt, obwohl das
Finanzministerium die Lizenzvergabe noch auf Jahre hinaus innehat. Fortan entscheiden die
Gemeinden, ob sie auf ihrem Gebiet Hernas haben möchten oder nicht. Wie diese Lösung in der
Praxis aussehen soll, kann man sich vorstellen: Rund um die "glücksspielfreien" Gemeinden
werden die Nachbarorte profitieren, die das Glücksspiel erlauben.
Diskussion
mit Kulturwissenschaftler
Wolfgang
Müller-Funk
zum Thema
"Grenzgänger"
23. April 2013, 18 h
Drosendorf (NÖ),
Bürgerspital
Die Veranstaltung
beleuchtet die Bedeutung
von Grenzen einst und
heute, die Entwicklung der
grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit und das
Leben in der Grenzregion
an sich.
INFORMATIONEN
auf den Webseiten der
WALDVIERTEL AKADEMIE