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POWIDL im neuen Gewand!
Neues Layout, aktueller, übersichtlicher
1989 Grenzöffnung
2007 Schengen
POWIDL-Sonderthema
5 Jahre "offene Grenzen"
Teil 1.
Frag Oma und Opa:
"Grenze - welche Grenze?"
Schauplatz Grenze Niederösterreich - Südmähren
Vor fünf Jahren fielen die Grenzschranken, und nicht viel älter sind die Hauptpersonen des ersten Teils unserer Serie. Kinder
aus den Volksschulen der grenznahen Dörfer kennen keine Zöllner, die jedem Auto in den Kofferraum schauen, keine
stundenlangen Staus infolge der Grenzabfertigung, geschweige denn ein Visum für einen Grenzübertritt. All das war für ihre
Eltern, in jedem Fall aber für Oma und Opa jahrzehntelange Realität.
Ein Projekt der Niederösterreichischen Landesakademie hat Volksschulkinder aus dem Grenzraum angeregt, sich diese Zeit
von ihren Eltern und Großeltern schildern zu lassen. Für viele Kinder war die Information neu, dass das Reisen von einem Land
ins andere damals sehr schwierig war, und dass Menschen auf der tschechischen Seite mit Stacheldraht eingesperrt waren. Die
Schülerinnen und Schüler haben auch individuelle Begebenheiten, die ihre eigene Familien betroffen haben, erzählt bekommen.
Die Ergebnisse daraus haben sie aufgezeichnet oder auf "Grußkarten" geschrieben. In den Tagen des fünfjährigen Schengen-
Jubiläums wurden die Werke im Weinviertler Ziersdorf präsentiert.
Für die Meisten sind sie zum Alltag geworden, für
viele sind sie Sündenbock für politische und
wirtschaftliche Fehlentwicklungen im Land. Kurz
vor Weihnachten 2007 sind alle Schlagbäume an
den Grenzen aus und nach Tschechien beseitigt
worden. POWIDL zieht nach fünf Jahren Bilanz und
stellt in einer Serie verschiedene Orte entlang der
alten Grenze.
Annalena aus der Grenzstadt Laa an der Thaya schreibt: "Ich
kann mir das überhaupt nicht vorstellen, dass bei der
tschechischen Grenze ein Stacheldrahtzaun war. Das muss für
die Bewohner sehr schlimm gewesen sein. Ich hoffe, dass es so
etwas nicht mehr geben wird."
"Ich fahre oft nach Tschechien und meistens bemerke ich nicht
einmal, wenn wir über die Grenze fahren." Judith aus Horn
"Meine Oma und Opa erzählten mir, dass es an der Grenze zur
Osteuropa den eisernen Vorhang gab. Die Menschen durften nicht
über die Grenze reisen. Dies wurde streng kontrolliert mit
Wachtürmen, Stacheldraht und Grenzwächtern. Die Grenzen sind
heute nur mehr dazu da, um zu zeigen in welchem Land man sich
befindet.Heute werden viele Kontakte in den Nachbarländern
geknüpft." Patrick aus Geras
Lukas Steindl aus der Volksschule Weitersfeld hatte die wohl
originellste Geschichte zu berichten: "Mein Taufpate 'Lux' hatte
einen Fischerkollegen im ehemaligen Tschechien. Einmal im Jahr
feierten sie ein Fest. Lux wollte als Geschenk ein lebendiges
Ferkel mitbringen. Er hatte aber Angst vor der Grenzkontrolle. So
gab er dem Ferkel Schnaps zu trinken. Mit dem schlafenden
Ferkel kam er problemlos über die Grenzen zum Fest."
Kinderzeichnung aus der Volksschule Weitersfeld
Viele Kinder im Grenzgebiet lernen heute bereits im Volksschulalter die Sprache des Nachbarn auf spielerische Weise. Bei
gemeinsamen Festen mit Gleichaltrigen von der tschechischen Seite entstehen Freundschaften, die - hoffentlich - auch Jahre
lang halten. Der eine oder andere Opa hätte ihnen aber auch erzählen können, dass Tschechen Österreicher und Österreicher
Tschechen getötet haben - in einer Zeit, die hoffentlich nie wieder über Europa hereinbricht. Generationen sind mit den
wechselseitigen Feindbildern groß geworden. Gerade unter diesem Aspekt ist das Projekt "Frag Oma und Opa" eine sehr schöne
und unterstützenswerte Aktion.
Liebe Leserin, lieber Leser,
so harmonisch entlang der ehemaligen Grenze wie im ersten Teil unserer Serie wird es
nicht immer zugehen. So begrüßenswert offene Grenzen sind, so sehr muss man sich
auch den dunklen Seiten dieser Entwicklung widmen. Bleiben Sie dran, unsere
Redaktion ist bemüht, möglichst viele Aspekte aufzuzeigen.
Ihre Erfahrungen und Meinungen zu diesem Thema sind uns wichtig. Da unser Magazin
seinen Ursprung im mährischen Raum hat, würden wir uns auch über Kurzgeschichten,
Aktionen und Projekte entlang der bayrisch-böhmischen bzw. der sächsisch-
böhmischen Grenze besonders freuen, die wir veröffentlichen. Unsere E-Mail-Adresse
lautet redaktion@powidl.eu. Wir freuen uns auch auf kurze Zusendungen auf
Tschechisch.
In Teil 2 unserer Serie geht es um das Thema "Arbeitsmigration", das bei den jüngst zu
Ende gegangenen Österreichisch-tschechischen Historikertagen in Raabs an der Thaya
erörtert wurde. POWIDL-Herausgeber Wolfgang Fassold diskutierte dort mit Vertretern
aus Wirtschaft und Medien über die wirtschaftlichen Folgen im Grenzgebiet.