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POWIDL im neuen Gewand!
Neues Layout, aktueller, übersichtlicher
Massive Angst vor Arbeitslosigkeit und
"Arbeitsdiebstahl"
Zweiklassenmedizin:
Verhindern - nicht
verursachen!
Das tschechische
Gesundheitssystem
leidet seit geraumer
Zeit an einem Mangel
an Top-Medizinern.
Das Problem ist nicht
neu und typisch für ein
postkommunistisches
Land: Die besten Ärzte
sind längst schon im
Ausland, und wer sich
eine hochwertige
Ausbildung in
Österreich,
Deutschland, England
oder Amerika leisten
kann, bleibt in der
Regel auch dort.
In Tschechiens
öffentlichen Spitälern
verdienen Ärzte im
Vergleich zu ihren
Kollegen im Ausland
nur Peanuts.
Überarbeitung, häufig
negatives Arbeitsklima
und Frustration setzen
dem hippokratischen
Idealismus strak zu,
sodass die Versuchung
groß ist, den
Bestechungsversuchen
der Patienten nicht zu
widerstehen.
Gängige Praxis ist es
geworden, dass sich so
mancher Arzt nach
Erhalt eines Kuverts um
den Kranken "mehr
bemüht" - je praller der
Umschlag war, desto
besser. Die seit Juni
geltende Regelung des
"Ärztebuchens" muss als
politische Kapitulation
vor dem Status quo
betrachtet werden:
Zwar argumentiert
man, so hielte sich der
Ärzteschwarzmarkt in
Grenzen, eine Hälfte
der Buchungsgelder
werde ohnehin ins
jeweilige Krankenhaus
fließen, und versteuert
soll das Ganze ja auch
noch werden.
Dennoch müsste man
sich von der Politik
mehr erwarten dürfen
als die neue Regelung.
Wenn schon, dann
sollte ein Teil der
Einnahmen aus der
neuen "Ärztebuchungs-
regelung" in die marode
Gesundheitsversorgung
des ländlichen Raumes
investiert werden. Der
gute alte Dorfarzt ist in
Tschechien zu einer
aussterbenden Gattung
geworden. Der
Unterschied zwischen
dem relativ gut
entwickelten Prag zu
den übrigen
Großstädten, und
letztendlich zu den
Problemstädten
Tschechiens und dem
durch Stadtflucht
ausgedünnten Land
vergrößert sich
zusehends. Mit dem
neuen Gesetz wird die
Zweiklassenmedizin in
Tschechien
einzementiert.
Eine adäquate
medizinische
Grundversorgung für
alle Teile der
Bevölkerung ist ein
Merkmal, das einen
hoch entwickelten
modernen Staat von
einem Entwicklungsland
unterscheidet. Die
Folgen einer
schlechteren
Behandlung oder gar
einer Nicht-Behandlung
all jener, die keine
15.000 Kronen auf den
Operationstisch legen
können, muss ja
ohnedies der Staat in
Form von niedrigerer
Arbeitsproduktivität
und höheren sozialen
Ausgaben für
gesundheitliche
Fehlentwicklungen
tragen.
Frühere Powidl-
Kommentare
Wirtschaft
Politik
Seit 1. Juni ist es für Patienten in tschechischen
Krankenhäusern möglich, einen bestimmten Arzt für
eine Operation zu "buchen" - sofern man natürlich
über das nötige Kleingeld dafür verfügt. Diese
Regelung soll laut Gesundheitsministerium dazu
beitragen, die Bestechlichkeit im Gesundheitswesen
einzudämmen, und legalisiert eine ohnehin
langjährig gängige Praxis. Wer bei seinem
Lieblingsarzt unters Messer will, muss zwischen
5.000 bis 15.000 Kronen (200 - 600 €) zahlen.
"Ich buche mir meinen Operationsarzt"
Der Betrag wird dann fifty-fifty zwischen dem Krankenhaus und dem jeweiligen Arzt aufgeteilt.
Befürworter dieser neuen Regelung argumentieren, dass dadurch die Ärzte eines Spitals einer
konstruktiven Wettbewerbssituation ausgesetzt werden: Der Arzt mit dem besten Ruf wird die
meisten Buchungen bekommen. Scharf protestieren die Gegner des Ärztebuchens: Sie wehren
sich gegen eine Zweiklassenmedizin, die die Politik verhindern, nicht verursachen solle. Das
Niveau der medizinischen Versorgung werde sinken, wenn sich die besten Ärzte an einem
Standort hauptsächlich den "gekauften" Operationen widmen, meint Patientenanwalt Lubos
Olejar. Das Gesundheitsministerium hat den Spitälern und anderen medizinischen Einrichtungen
im ganzen Land freie Hand bei der Einführung der neuen Regelung gegeben. Das Krankenhaus
von Prag-Vinohrady will als erste Einrichtung die Zuzahlungen einführen, andere Spitäler warten
noch ab.
Europäischer Gerichtshof erkennt "Ausländerführerschein" an
THEMA: TSCHECHISCHER FÜHRERSCHEIN
Begehrt bei Unfall- oder Alko-Lenkern aus dem
Ausland, oder bei jenen, die sich einige Euro
ersparen wollen: das rosa Dokument aus
Tschechien. Das schmeckt den Herren der EU
keineswegs, und darum ist für 2013 eine neue
Richtlinie geplant. Gleichzeitig wurde aber vom
Europäischen Gerichtshof die Gültigkeit des
CZ-Dokuments für Ausländer anerkannt. Neu
ist auch, dass der Führerschein als
Druckmittel für säumige Väter dienen soll.
Verwirrt? Powidl klärt auf.
Groteske um CZ-Führerschein
Sie waren der Exekutive immer schon ein Dorn im Auge: tschechische Führerscheine für deutsche
und österreichische Staatsbürger. Der Europäische Gerichtshof hat nun erstmals die
grundsätzliche Gültigkeit dieses Dokuments bestätigt. Voraussetzung dafür sind ein Wohnsitz in
Tschechien und das Nichtvorhandensein einer Sperrfrist zum Zeitpunkt des Erwerbes des
Führerscheines. Die Realität sieht jedoch so aus, dass es zwischen Tschechien und den
deutschsprachigen Ländern diesbezüglich kaum Datenaustausch gibt, und somit Ausländern,
denen in ihrem Land der Führerschein entzogen wurde, Tür und Tor offen stehen. Der
Fahrschultourismus ist längst ein einträgliches Geschäft geworden. Es gibt mittlerweile viele
Fahrschulen, die sich auf deutsche und österreichische Staatsbürger spezialisiert haben, die auf
diese Weise kostengünstig (wieder) zu ihrer rosa Karte kommen wollen. Die Führerscheinprüfung
auf Deutsch abzulegen, ist in Tschechien längst möglich.
EU bekämpft Führerschein-Tourismus: Neue Richtlinie ab 2013
Ab 2013 wird eine neue EU-Richtlinie in Kraft treten, die die gängige Praxis des Führerschein-
Tourismus massiv einschränken soll: Kernpunkt ist, dass eine Person grundsätzlich nur einen
Führerschein eines EU-Landes besitzen wird können. Die Ausstellung eines Führerscheines muss
demnach verweigert werden, wenn ein Anwärter in einem anderen Land eine Lenkerberechtigung
bereits besitzt, deren Gültigkeit eingeschränkt oder der Führerschein entzogen wurde. Die
ausstellende Behörde muss "bei bestehenden Verdacht" selbst nachforschen, ob der Anwärter
bereits einen Führerschein aus einem anderen EU-Land besitzt. Laut österreichischem
Verkehrsministerium sollte der Datenabgleich zwischen den EU-Ländern bis dahin
uneingeschränkt möglich sein.
"Keine Alimente, kein Führerschein"
Tschechiens Justizminister Jiri Pospisil ließ unlängst der Deutschen Presseagentur dpa
gegenüber mit einem Vorschlag aufhorchen, der die über 2200 notorischen
Alimentezahlungsverweigerer Tschechiens betrifft. Für diese soll es bald heissen: Auto oder
Kind. Wer als Vater seine Alimente nicht zahlt, dem soll der Führerschein entzogen werden. Die
Abgabe des Führerscheines soll "freiwillig" geschehen, als Alternative zur Haftstrafe. Mit dieser
Maßnahme sollen vor allem die Gefängnisse entlastet werden, so der Justizminister. Pospisils
Vorstoß muss noch das Parlament passieren. Kontroversielle Debatten sind vorprogrammiert.
Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Die große
Angst vor ausländischen Arbeitskräften, die letztendlich
doch nicht kommen. Österreich verzögerte beispielsweise
das Inkrafttreten des Freizügkeitsabkommens solange es
nur irgendwie möglich war. Nun können wir die gleiche
Panik in Tschechien beobachten: Fast zwei Drittel der
Bevölkerung fürchten, durch Arbeitskräfte aus dem
erweiterten Osten ihre Arbeit zu verlieren.
Rund 72 % der Tschechen meinen, Ausländer nehmen ihnen
die Arbeit weg. So lautet das Ergebnis einer tschechischen
Meinungsumfrage, die vom Prager Zentrum für Empirische
Forschung (STEM) im Frühjahr 2012 landesweit
durchgeführt wurde. Außerdem haben laut STEM zwei Drittel
der Tschechen massive Angst vor Arbeitslosigkeit und
bevorzugen einen schlechter bezahlten, aber vermeintlich
"sichereren" Arbeitsplatz. Gleichzeitig befürworten mehr als
zwei Drittel der Bevölkerung eine Kürzung des Langzeit-
Arbeitslosengeldes, um auf Unbeschäftigte mehr Druck
auszuüben, einen Arbeitsplatz zu suchen.
Foto: Pixel-Pool.net
Powidls
Kommentar
Tschechien am wenisten von Armut gefährdet in Europa!(?)
Im Jahr 2010 waren 23% der Bevölkerung der EU-27-Staaten von Armut
oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Tschechien steigt von allen
Ländern am besten aus.
Die höchsten Anteile von Personen, die von der Armut oder sozialer
Ausgrenzung gefährdet waren, verzeichnet man in Bulgarien (42%).
Rumänien, (41%), Lettland (38%), Litauen (33%) und Ungarn (30%)
folgen. Die Tschechische Republik beansprucht in dieser Statistik die
niedrigsten Anteile der von Armut Bedrohten (14%), und ist somit
besser gestellt als Österreich, Finnland und Luxenmburg (je 17%), wie
aus einem Bericht von Eurostat, dem statistischen Amt der
europäischen Union hervorgeht. Bei der Armutsgefährdungsquote
von erwerbstätigen Personen schneidet
Tschechien mit 3,7% im Vergleich zu
Österreich (5%), Deutschland
(7,2%), und auch nach Sozial-
leistungen mit 9% gegenüber
Deutschland (15%) und
Österreich (12,1%) am besten
in der EU ab und kann mit einer
gewissen Häme auf seine wirtschaftlich prominenten Nachbarn blicken. Im Vorjahr stieg die
Armutsgefährdung nach Sozialleistungen zwar von 9 auf 10%. Vergleichszahlen von den anderen
EU Staaten liegen noch keine vor, aber man kann davon auszugehen, dass sich am Ranking nichts
Wesentliches ändern wird. Laut dem Tschechischen Statistikamt (CSU) sind vor allem Arbeitslose
am meisten gefährdet. Zu denken gibt jedoch, dass zwei Drittel der tschechischen Haushalte
Probleme mit ihrem Auskommen haben. In erster Linie sind es die Wohnungskosten die die
Haushalte enorm belasten, wie aus der CSU Statistik zu lesen ist.
Ob der Statistik zu trauen ist wird sich in den nächsten Jahren herausstellen. Einerseits sind die
Sozialleistungen in Tschechien noch gravierend unter dem EU Schnitt, andererseits gelten die
Tschechen als Überlebenskünstler.