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Jaroslav Rudiš:
Ode an die Schönheit des langsamen Reisens
Sein Großvater war Weichensteller, sein Onkel Fahrdienstleiter und sein Cousin Lokführer. Klar, dass Jaroslav Rudiš so oft wie möglich Zug fährt. In seinem Buch begibt er sich im Takt der Schienen durch Europa: von Berlin aus bis zum Gotthardtunnel und von Sizilien bis nach Lappland; im Nachtzug durch Polen und die Ukraine sowie im Speisewagen von Hamburg nach Prag.
Leidenschaftlich berichtet er davon, wie er vor seinem Waggonfenster zwischen Felsen und Bäumen zum ersten Mal die Adria erblickt. Wie er mit der Schmalspurbahn die Wälder im Harz erkundet. Und wie er in vierzig Stunden auf so vielen Verbindungen wie möglich durch ganz Deutschland fährt.
Rudiš widmet sich dabei den schönsten Bahnhöfen, den Kathedralen des Verkehrs. Erklärt, was Krokodile und Brigitte Bardot mit Lokomotiven zu tun haben. Und verwebt die Historie der Eisenbahn mit den Geschichten der Menschen, denen er begegnet. Er verrät, warum die schnellste Strecke selten die schönste ist und weshalb der Eisenbahngott ganz sicher eine Göttin sein muss. Und er verführt uns mit seinen brillanten und mitreißenden Erzählungen, wieder öfter und achtsamer Zug zu fahren.
Jaroslav Rudiš: "Gebrauchsanwesiung fürs Zugreisen". München (Piper) 2021. ISBN/EAN: 978-3-492-27749-5
Ondřej Cikán (Hg.):
Mit einem Krimi von Karel Čapek und dem Gedicht "Zone" von Guillaume Apollinaire im Anhang, herausgegeben und übersetzt von Ondřej Cikán
Der große tschechische Poetist und Surrealist Vítězlav Nezval (1900–1958) ist ein Phänomen: Kaum jemand hat es geschafft, der Sprache zu einer solchen Schönheit zu verhelfen. Der Dichter und Übersetzer Ondřej Cikán hat diese Schönheit nun ins Deutsche gebracht. Das Zentrum der Anthologie "Ein Dichter bei Nacht" bilden Nezvals virtuose Langgedichte "Für die Nacht" und "Edison", die in Tschechien bis heute populär sind. Vervollständigt werden sie durch Gedichte aus verschiedenen Schaffensperioden, z.B. "Cocktails", "Totenglocke für Otokar Březina", "Ein Tüchlein und Adieu" und "Strophen über Prag".
Ondřej Cikán (Hg.): "Vítězlav Nezval: Ein Dichter bei Nacht". Wien/Prag (Kētos) 2021
ISBN: 978-3-903124-20-2
Roman, mit dem Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet.
Adina wuchs als letzter Teenager ihres Dorfs im tschechischen Riesengebirge auf und sehnte sich schon als Kind in die Ferne. Mit ihr greift Antje Rávik Strubel eine Figur aus ihrem frühen Roman "Unter Schnee" wieder auf.
Nun ist Adina 20 Jahre alt und lernt bei einem Sprachkurs in Berlin die Fotografin Rickie kennen, die ihr ein Praktikum in einem neu entstehenden Kulturhaus in der Uckermark vermittelt. Unsichtbar gemacht von einem sexuellen Übergriff, den keiner ernst nimmt, strandet Adina nach einer Irrfahrt in Helsinki. Im Hotel, in dem sie schwarzarbeitet, begegnet sie dem estnischen Professor Leonides, Abgeordneter der EU, der sich in sie verliebt. Während er sich für die Menschenrechte stark macht, sucht Adina einen Ausweg aus dem inneren Exil.
"Blaue Frau" erzählt aufwühlend von den ungleichen Voraussetzungen der Liebe, den Abgründen Europas und davon, wie wir das Ungeheuerliche zur Normalität machen.
Antje Rávik Strubel: "Blaue Frau". Frankfurt am Main (Fischer) 2021
ISBN: 978-3-10-397101-9
Mafia-Roman und ironisches Schelmenstück, Insiderblick in die Strukturen der Organisation, Prag-Flair der 1990er-Jahre. Aus dem Tschechischen übersetzt von Sophia Marzolff
Prag, 1990er: Die Samtene Revolution ist noch nicht lange vorbei, da treibt der Kapitalismus schon seine Blüten.
Und überall hat die russische Mafia ihre Finger im Spiel. Leon, der sich im Afghanistan-Krieg als Scharfschütze unter Beweis gestellt hat, wittert seine Chance und heuert bei der russischen Mafia in Prag als Leibwächter an. Doch seine naiven Vorstellungen vom Alltag eines Bodyguards werden schnell mit der rohen und blutigen Realität konfrontiert. Schnell macht sich zudem Missgunst in den Reihen der Mafia breit, da sich zwischen Leon und Lucie, der rechten Hand des Mafia-Bosses, eine Romanze entspinnt. Und Leon ahnt nicht, für welche Rolle er in diesem noch größer angelegten Spiel vorgesehen ist.
Jaroslav Boček: "Russischer Tango oder Die Geliebte des Bodyguards". Halle an der Saale (Mitteldeutschjer Verlag) 2021.
ISBN: 978-3963116124
Der Debütroman der preisgekrönten Ausnahmeschriftstellerin aus Tschechien übersetzt von Julia Miesenböck.
Die 28-jährige Anna lebt allein in einer Wohnung voller Nippes, der Staub ansetzt. Nur ihre Arbeit im Callcenter oder die Treffen mit ihrer Schwester Dana, einer dreifachen Mutter, durchbrechen zeitweise ihren Strom sardonischer Selbstgespräche.
Verfolgt von einer dämonischen Gedankenwelt, die sie immer wieder auf unterschiedliche Weise sterben lässt, kämpft Anna gegen ihre traumatische Vergangenheit an, die nach und nach aufgedeckt wird. Doch in diesem Buch ist nichts gewiss: Erinnerung und Fantasie, Vergangenheit und Gegenwart, Wahrheit und Lüge verschwimmen, und stets meldet sich ein Erzähler zu Wort, der Annas Version der Ereignisse beständig widerspricht.
Ein schwindelerregender Roman über eine junge Frau voller Zorn und zynischem Witz, seelischer Abgründe und spitzzüngiger Raserei.
Lucie Faulerová: "Staubfänger". Erlangen (Humunculus) 2021
IBAN: 978-3-946120-98-8