Tschechisch-österreichischer Grenzlandroman, erschienen im Milena-Verlag
Es ist der Sommer 2018. Jakob Horak, Mittvierziger, Romanautor, ist mit seiner Freundin auf Lesetour durchs österreichische Hinterland. Letzter Stopp: Heidenholz, Waldviertel. Hier hat er die Sommer seiner Jugend verbracht. Er stößt auf verschüttete Erinnerungen, Kumpel von früher, das alte Haus seiner Großeltern.
Seine ziellose Fahrt führt ihn hinein ins Grenzland zwischen Österreich und Tschechien: Horak hilft dem schrulligen Psychotherapeuten Svoboda bei der Räumung des Hauses seiner verstorbenen Mutter und wird mit Bierjause und Gratistherapie entlohnt.
"Wissen Sie, die Leute in Tschechien haben gesagt, wenn die Grenze offen ist, reise ich überall hin und esse Ananas. Sie sind nirgendwo hingefahren. Und keiner hat Ananas gegessen."
Jan Kossdorff: "Horak am Ende der Welt". Wien (Milena) 2022
Gedichte - Porsa - Liebesbrief. Ausgewählt und übersetzt von Martina Lisa mit einem Nachwort von Matteo Colombi
Jana Černá (auch bekannt als Honza Krejcarová, 1928–1981) war die Femme fatale des Prager "Undergrounds" der 1950er Jahre. Mit ihrer provokanten Poesie bot sie einerseits eine erotisch-weibliche Perspektive auf die innigsten menschlichen Sehnsüchte, andererseits sind ihre Gedichte auch ein Ausdruck des Widerstands gegen den Stalinismus. Jana Černás Liebesbrief an Egon Bondy gilt als Meisterwerk der tschechischen erotischen Literatur. Die Auswahl "Totale Sehnsucht" enthält außerdem Černás psychoanalytisches Prosawerk "Clarissa" und ihre Reportagen aus dem Frauengefängnis, wo sie eine einjährige Haftstrafe absitzen musste.
Jana Černá = Honza Krejcarová: "Totale Sehnsucht". Wien/Prag (Kētos) 2022
Prag oder auch andere Städte im Ostblock: Demonstrationen veränderten die Welt. Wie hätte sie aber ausgesehen, wenn die Ereignisse im Jahr 1989 eine ganz andere Richtung genommen hätten?
Es geschah im November 1989 in einer mährischen Kleinstadt: Marie und ihr Mann sind keine politisch besonders aktiven Menschen, und doch lassen sie sich von den Ereignissen in Prag und auch in anderen Städten im Ostblock mitreißen und demonstrieren für den Wandel.
Bevor sie noch verstehen, wie ihnen geschieht, werden sie verhaftet und in ein Lager gesteckt. Marie wird zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie weiß, dass sie ihre Kinder nicht aufwachsen sehen wird, und so bleiben Briefe ihre einzige Hoffnung. Ihre Tochter Magdalena kommt in ein Umerziehungsheim, in dem die Kinder linientreu geformt werden. Eines Tages treffen sie aufeinander, nur ist es für beide ganz und gar nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben.
Maries Schicksal steht stellvertretend für viele Geschichten, die irgendwann irgendwo auf dieser Welt passieren. Es ist eine ebenso erschreckende wie berührende Geschichte, die Alena Mornštajnová anhand von Maries Schicksal erzählt, eine Geschichte, die aber trotz allem die Hoffnung nicht sterben lässt, dass das Leben eine Wendung zum Besseren nehmen kann.
Alena Mornštajnová: "Es geschah im November". Klagenfurt am Wörther See (Wieser) 2021.
Inspiriert von wahren Ereignissen erzählt Rena Dumont vom Leben einer Müllerfamilie in Südböhmen, die sich zwei aufeinanderfolgenden totalitären Systemen verweigert und dafür einen hohen Preis bezahlt. Ein Roman über den Drang nach Freiheit und ein schreckliches Familiengeheimnis dreier Geschwister.
Prag 1939 unter deutscher Besatzung. Marie beginnt eine Lehre bei einer jüdischen Familie.
Doch das bedrohliche Leben in der Großstadt endet abrupt, als nacheinander die Eltern sterben. Die Brüder Anton und Otto brauchen Marie, um den Familienbetrieb in der alten Mühle fortzuführen. Ihre traditionelle Wirtschaft gerät durch die deutsche Besatzung und die darauffolgende kommunistische Herrschaft in Konflikt mit der Politik und den Bewohnern des Dorfes. Für ihre trotzige Ablehnung zahlen sie einen hohen Preis. Inspiriert von wahren Begebenheiten in Südböhmen erzählt Rena Dumont die bewegende Geschichte dieser drei Geschwister, die ein tragisches intimes Geheimnis verbindet.
"Rena Dumont erzählt mit wenigen Figuren ein halbes Jahrhundert. Alles ist wahr. Das Harte und das Schöne, das Grausame und die Freude." - Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung
Rena Dumont: "Die Mühle". Berlin (KLAK) 2022. - ISBN: 978-3-948156-57-2
Die Vorstadt im Süden Wiens zog während der Monarchie zahlreiche böhmische und mährische Arbeiter an, die in den ansässigen Ziegeleien Anstellung fanden und dazu beitrugen, dass Favoriten zum einwohnerstärksten Stadtteil wurde.
Aus persönlichem Blickwinkel erzählt eine Favoritner Lehrerin, deren Familie seit der Bezirksgründung hier lebt, die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen und Umbrüche ihres Heimatbezirks. Texte von historischen Persönlichkeiten wie Victor Adler, Adelheid Popp, Max Winter oder Johann Pölzer vertiefen den Blick auf Favoriten. Die Zeitreise wird durch humorige und emotionale Familiengeschichten sowie die zahlreichen historischen und zeitgenössischen Fotografien besonders lebendig.