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Jiri Chmel - Betreiber des Nachtasyls in Wien mit dem "Gratias Agit" ausgezeichnet.
Alle Jahre wieder ehrt das tschechische Außenministerium Menschen, die sich besonders verdient um die Tschechische Republik gemacht haben. Dieses Jahr war Jiri Chmel einer von sechzehn Geehrten.
Jiri Chmel war Mitglied des Nord-Böhmischen Untergrunds in den 70er-Jahren. Er war Mitbegründer der berühmten Kommune Nova Viska in der Nähe von Chomutov, deren Mitglieder vom Staatssicherheitsdienst vorgeworfen wurde, Randalierer und Wiederholungstäter zu sein. Im Jahre 1977 trafen sich die Oppositionellen auf einer Party auf einem Bauernhof in Korozluky in der Nähe von Most und dort wurde die Petition gegen die Menschenrechtsverletzungen des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei, die Charta 77, unterschrieben.
Die damalige kommunistische Regierung setzte alles daran, um die Oppositionsbewegung zu zerschlagen und dabei erwischte es auch Jiri Chmel, der vom Sicherheitsdienst verhaftet und zu 18 Monaten Haft verurteilt wurde. Nach der Entlassung heiratete er die Tochter der Schauspielerin Stepanka Hanicincova. Als Folge der endlosen Verfolgungen und Repressalien und unter Druck der vom Sicherheitsdienst ins Leben gerufene Reinigungsaktion "Asance" verließ Jiri Chmel mit Frau und seinen zwei kleinen Kindern die Tschechoslowakei und emigrierte - auf Einladung des damaligen Bundeskanzlers Kreisky - 1982 nach Österreich. Nach der Anerkennung des Asylstatus fand er Arbeit als Werkzeugmacher in einer kleinen Fabrik, in dem Beruf, den er während seiner Gefangenschaft in Bory gelernt hatte. Die Asylanten verfolgten jedoch ihre Ziele auch außerhalb der Grenzen weiter und so entstand bereits 1983 die Exilzeitung Paternoster.
Vier Jahre später gründete Jiri Chmel den Klub Nachtasyl und eröffnete das Kellerlokal mit einem Konzert von Vlasta Tresnak. Die Lokalität wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem inoffiziellen Zentrum für tschechische Kultur und zur Anlaufstation für Exiltschechen. Es bot Platz für Diskussionen, Ausstellungen, Konzerte und Theaterproduktionen. Prominente, im Exil lebende tschechische Künstler wie Karel Kryl, Jaroslav Hutka, Dasa Vokata und Svatopluk Karasek traten bereits 1989 im Nachtasyl auf. Ivan Magor Jirous spielte sein erstes Post-Revolutions-Konzert zusammen mit Plastic People of the Universe. In der Nacht der Samtenen Revolution am 24. November 1989 sendete Radio Freies Europa live aus dem Nachtasyl. Zu den ersten Gästen gehörten der amtierende Außenminister Karel Schwarzenberg sowie Vaclav Havel, der anlässlich seiner ersten Auslandsreise nach Wien als Präsident von der Hofburg direkt ins Nachtasyl kam. In den darauffolgenden Jahren wurde der Klub immer mehr Anlaufstation von tschechischen und österreichischen Künstlern und ein fixer Veranstaltungsort des Tschechischen Kulturzentrums. Viele der alten Weggefährten wenn auch schon im hohen Alter sind auch heute noch im Nachtasyl zu finden. Dass das Nachtasyl auch ein Karrieresprungbrett für den einen oder anderen war und ist, beweist die tschechische Musikerin Iva Bittova, die mittlerweile Stammgast an der New Yorker Metropolitan Opera ist. Heute trifft man vor allem junge Tschechen im Nachtasyl und das Publikum und die Künstler sind internationaler geworden. Die "Roots" sind jedoch nach wie vor erkennbar. Nicht umsonst wird Jiris Nachtasyl von seinen Gästen liebevoll als die berühmteste "Becherovka-Hütt'n" der Welt bezeichnet. Herzlichen Glückwunsch, Jiri.