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Tschechien
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Geld-Macht-Politik
Was bleibt vom historischen Staatsbesuch
Xi Jinpings?
Auch nach 26 Jahren Pause hat man es doch noch nicht
verlernt: Sauber geputzte Hauptstraßen, adrett auf die
Straßenlaternen aufgepflanzte Fähnchen und frenetische
Beifallspender für den mächtigen Staats- und Parteichef, der
ins Land gereist ist. Der Staatsgast scheint es genossen zu
haben: Er fühle sich ganz "wie zu Hause", sagte ein sichtlich
zufriedener Xi Jinping über den Empfang in Prag, nachdem für
ihn auf dem Hradschin 21 Kanonenschüsse als höchste
Ehrenbezeugung abgefeuert worden sind. Für Tschechiens
Präsident Milos Zeman als Gastgeber war der Besuch seines
chinesischen Amtskollegen ein voller Erfolg, ging doch ein
Milliardenregen aus dem Reich der Mitte auf die Tschechische
Republik herab.
06.04.2016
Zemans Präsidialamt spricht von 10 Milliarden Euro, die in den kommenden fünf Jahren in
Tschechien investiert werden sollen, und die guten Beziehungen zu China seien eine Alternative zur
politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit von USA und EU. Den wirtschaftlichen Aspekt des
Staatsbesuches - wer wieviel vom Kuchen abbekommt, und wer von den Investitionen am meisten
profitiert, die tschechische Bevölkerung selbst, oder eher internationale Spekulanten - behandelt
POWIDL im aktuellen Wirtschafts-Teil. Politisch gesehen markiert Xi Jinpings Besuch den Beginn
einer Partnerschaft zweier Staaten, von der beide Seiten vordergründig zu profitieren hoffen.
Für China macht ein finanzielles Engagement im Herzen Europas durchaus Sinn. Tschechiens
Wirtschaft ist immer noch großkonzernlastig, was jede Einflussnahme auf den aufstrebenden
lokalen Finanzplatz erleichtert.
Präsident Milos Zeman hat die Tschechische Republik politisch so nahe auf Tuchfühlung mit China
geführt, wie kein anderes EU-Land, und genießt somit einen "Startvorteil". Und schließlich verfügt
Tschechien im technischen Bereich über Einiges an Knowhow, das auch in der Volksrepublik auf
Interesse stößt.
Doch wer das Stück "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt kennt, der weiß auch um
die Problematik eines solchen Deals, auf den man sich einlässt. Frühere Überzeugungen -
Tschechien galt lange Zeit als vehementer Fürsprecher und Mahner, was die prekäre
Menschenrechtssituation in der repressiven Diktatur im bevölkerungsreichsten Staat der Welt
angeht - stehen der neuen Partnerschaft im Weg. Auf "Druck der USA und der EU" seien die
Beziehungen Tschechiens zu China in der Vergangenheit sehr schlecht gewesen, erklärte Zeman
gegenüber dem Regime-Sender CCTV. Inzwischen sei es der Tschechischen Republik aber gelungen,
"als unabhängiges Land seine Außenpolitik wieder auf der Grundlage eigener Interessen zu
formulieren".
In der liberalen Oppositionspartei TOP'09 teilt man Zemans Meinung diesbezüglich gar nicht.
Parteichef Miroslav Kalousek, langjähriger Weggefährte von Ex-Außenminister Karel
Schwarzenberg, ist empört: "Präsident Zeman negiert mit seinen abstoßenden Äußerungen unsere
langfristige Außenpolitik, die uns Freiheit garantiert, und vor allem Sicherheit." Zeman leugne mit
seinen Äußerungen die Westausrichtung seines Landes, meinte Kalousek. Damit hat er, wie
tschechische Medien replizieren, nur bedingt Recht - war es doch Schwarzenbergs Premier Petr
Necas (ODS), der 2012 in seiner berühmten Rede zur Eröffnung der Brünner Maschinenbaumesse, in
der er die tschechischen Tibet-Aktivisten allgemein als "Verräter" beschimpft hat, das
Menschenrechtsthema in den Beziehungen zu China ad acta gelegt hat.
Auch der heutige Premier Bohuslav Sobotka äußert sich kaum zu den eklatanten
Menschenrechtsverletzungen in Xi Jinpings Heimatland. Für ihn und den größten Teil der Regierung
hat der Staatsbesuch "überwiegend wirtschaftlichen Charakter". Einzig Kulturminister Daniel
Herman, der vor seinem Regierungsamt ein bekannter Aktivist zur Aufarbeitung der totalitären
CSSR-Vergangenheit war, scherte aus der pragmatischen Linie aus: Menschenrechtspolitik dürfe
nicht für den Profit geopfert werden. Herman, der sich früher mehrmals mit dem geistigen
Oberhaupt Tibets getroffen hat, werde das auch in Zukunft weiterhin tun.
Es waren auch Teile der empörten Zivilgesellschaft, die den artigen Auftritt des offiziellen
Tschechien als Gastgeber Xi Jinpings mit Aktionen gestört haben. Einigen Aktivisten gelang es, bei
der Staatsbeflaggung in Prag chinesische durch tibetische Fahnen auszutauschen. Entlang der
Fahrtroute der Staatslimousine mussten Straßenplakate, die Vaclav Havel gemeinsam mit dem Dalai
Lama zeigten, überklebt werden. In Prag 6, zwischen Flughafen und Zentrum, gab es einen Vorfall,
bei dem ein Kameramann von Chinesen verprügelt worden ist. Mehrere Menschenrechtsaktivisten
wurden während des Xi-Jinping-Besuches von der Polizei festgenommen.
Auch dem reformierten Vorschlag der EU-Kommission, ein
europaweit einheitliches Asylsystem einzuführen, das auf
verpflichtenden Quoten basiert, hat die tschechische
Regierung vorab eine Absage erteilt. Premier Bohoslav
Sobotka meinte am Mittwoch dazu, er halte es für
kontraproduktiv, dass die Kommission diesen toten
Vorschlag erneut aufs Tapet bringt, obwohl sie eigentlich
wissen müsse, dass ein Teil der Mitgliedsstaaten
Quotenregelungen ablehnt.
Bild: hrad.cz
"Mission (Im)possible" - Premier Sobotka in Hollywood
07.04.2016
Dass der bekannte Hollywood-Blockbuster "Mission
Impossible" zu einem Gutteil in Prag gedreht wurde, ist
vielleicht nicht jedermann bekannt. Damit weiterhin mehr US-
Filme in Tschechien entstehen, besuchte Permier Bohuslav
Sobotka im Rahmen seiner Amerikareise die kalifornische
Filmmetropole. Auf dem Terminkalender standen mehrere
Treffen mit mächtigen Bossen der US-Filmindustrie.
Sobotkas Standpunkt wird von Staatspräsident Milos Zeman und dem sozialdemokratischen
Innenminister Milan Chovanec unterstützt. Vizepremier und ANO-Parteichef Andrej Babis
möchte genauso wie die oppositionelle EU-kritische ODS die EU-Kommission verklagen. Im
reformierten Papier aus Brüssel ging man von der Beibehaltung des Dublin-Abkommens aus,
das in Krisensituationen einen "Fairness-Mechanismus" zur Umverteilung der Flüchtlingsströme
beinhalten soll. Nach wie vor steht in der EU-Kommission die dauerhafte Ansiedelung der
Asylbewerber nach einem Quotenschlüssel im Raum.
Wie realitätsfremd solche Überlegungen sind, haben die jüngsten Vorfälle in Tschechien gezeigt.
Von den wenigen Menschen, die in der Tschechischen Republik um Asyl ansuchen durften, hat
eine Gruppe von 25 christlichen Irakern die erstbeste Gelegenheit genutzt, um nach
Deutschland zu gelangen. Ohne Gepäck brachen die Iraker von ihrer Unterkunft nahe Iglau auf,
um mit einem Bus nach Essen zu reisen. Sie erklärten, sie lehnen ein tschechisches Asyl ab, und
möchten in Deutschland bleiben.
Die Tschechische Republik hat letztes Jahr einem Kontingent von 150 Personen "aus
humanitäten Gründen" Aufenthaltsrecht gewährt. Sie sollten "direkt aus dem Kriegsgebiet"
stammen und "christlich" sein. Bislang sind inklusive der besagten 25 Personen insgesamt 89
Iraker in Tschechien eingetroffen. Aufgrund des Vorfalles überlegt nun Innenminister Chovanec,
das Projekt einzustellen. Er verweist dabei aus Erfahrungen aus dem Nachbarland Polen, das ein
ähnliches Programm durchführt: "Von den 150 Christen aus dem Irak war nach einem halben
Jahr fast niemand mehr in Polen. Ich befürchte, dass unser Projekt ähnlich enden wird."
Bereits während des Kommunismus wurde der erfolgreiche,
mit Oskar und Golden Globe prämierte Film "Yentl" mit Barbra
Streisand in der Hauptrolle im nordböhmischen Saaz/Zatec
gedreht. "Oliver Twist" (Prag und Beroun) oder "Les
Miserables" (Prag, Kuttenberg und andere Orte) sind nur einige
Streifen aus einer langen Reihe, die in Tschechien entstanden
sind.
Tschechisch-
Österreichisches
Wirtschaftsforum
mit Milos Zeman, Heinz
Fischer, Andrej Babis,
Reinhold Mitterlehner, Jan
Mladek, Christoph Leitl,
Vladimir Dlouhy, Miroslav
Singer
12.4., ab 8.30
Hotel Hilton Prag
PRAG 8, Pobrezni 1
Tschechien lehnt auch Reformvorschlag der EU-
Asylpolitik ab
06.04.2016
Die Tschechische Republik punktet als Drehort nicht nur mit ihren teils original-mittelalterlichen
Schauplätzen, günstigen Produktionsbedingungen und den anerkannten Filmstudios in Prag-
Barrandov, die Filmindustrie wird auch mit Steuerrabatten beim Dreh in Tschechien belohnt. Um
gegen Konkurrenten aus Ungarn, Polen oder Rumänien zu punkten, hat sich Premier Sobotka
persönlich bei den Studios in Los Angeles eingesetzt. Tschechien möchte es ausländischen
Filmteams künftig noch einfacher machen, an Fördermittel zu kommen.
Hohe Auszeichnung für Liechtensteins Fürsten
Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein wird am Pfingstsamstag in Nürnberg der Europäische
Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) verliehen. Hans-Adam sei als
"überzeugter und kritischer Europäer, der für die Völkerverständigung in Mitteleuropa wesentliche
Impulse gesetzt hat", sagte SL-Sprecher Bernd Posselt. Der Monarch habe sich seit jeher gegen
jeden übersteigerten Nationalismus und für eine bessere Integration der Europäer in einer
übernationalen Gesellschaft engagiert.
Die bedeutende Kunstsammlung des Fürstenhauses wurde von Hans-Adam II. kenntnisreich ergänzt
und sowohl in Wien als auch in Vaduz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden - ein
wesentlicher Beitrag zur Bewahrung böhmisch-mährisch-schlesischen Kulturgutes. Nach Jahren
der Spannungen, die mit der Vertreibung und Enteignung auch liechtensteinischer Staatsbürger
durch die Nachkriegs-Tschechoslowakei zusammenhingen, sei es Hans-Adam II. gelungen,
den Verständigungsprozess zwischen dem Fürstentum und der Tschechischen
Republik durch Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte und Pflege der verbindenden historisch-
kulturellen Wurzeln voranzutreiben. Dem Ziel diene unter anderem eine tschechisch-
liechtensteinische Historikerkommission, die bereits mehrere Bände vorgelegt habe, und eine
vielbeachtete Vortragsreihe an verschiedenen tschechischen Universitäten, sagte Posselt.
20.4., 10h
Startup-Wettbewerb
"Connect Visions to
Solutions"
DTIHK-Kuppel
Prag 1, Vaclavske nam. 40
30.4., 10h
Schwyzer z'Morge
Swiss Cheese
Prag 12, Libusska 15
3.5., 19h
VOeT-Stammtisch
Chez Marcel
Prag 1, Hastalska 12
4.5., 18.30
Swiss Club Monatstreff
Pizzeria Vaclavka
Prag 1, Vaclavske nam. 48
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ENGLISCHSPRACHIGE
VERANSTALTUNGEN
IN PRAG:
11.4., ab 12h
Speaker Luncheon with
Karel Janecek
V Zatisi
Prag 1, Liliova 1
22.4., ab 10h
"Nanomaterials for
Industry"
Cupola of CNOPK
Prag 1, Vaclavske nam. 40
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