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Löhne in Tschechien
Schweigen und Pfiffe zum 68-er-Gedenken
Mit der Freiheit ist es wohl wie mit der Gesundheit. Man merkt ihre Bedeutung erst, wenn sie plötzlich nicht mehr da ist. Das Drama um die Niederschlagung des Prager Frühlings hat in Tschechien nur noch die Generation 50+ am eigenen Leib erlebt, während die Jugend von heute bereits in einem freien Land aufgewachsen ist. So hatten die Gedenkfeiern für viele Tschechen eher zeithistorischen Charakter, und es zeigte sich wieder einmal die tiefe politische Spaltung der tschechischen Gesellschaft.
30.08.2018
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 Bild:  Twitter/Pavlína Kosová
Just ein halbes Jahrhundert nach den schrecklichen Ereignissen ist in Prag eine Regierung im Amt, die von den Stimmen der Abgeordneten aus der Kommunistischen Partei abhängig ist. Dabei fällt auf, dass selbst 29 Jahre nach der Samtenen Revolution die höchsten Ämter des Staates - Präsident, Premier und Senatspräsident - wieder von ehemaligen KP-Mitgliedern besetzt sind. Das mag erklären, dass von offizieller Seite das 68-er-Gedenken wesentlich schaumgebremster abgelaufen ist als beim 25. Jahrestag anno 1993.

Senatspräsident Milan Štěch, bis 1989 kommunistisches Parteimitglied, danach beim Bürgerforum und heute Sozialdemokrat, solidarisierte sich bei seiner Rede vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks mit den öffentlich-rechtlichen Medien: "Wir müssen uns dessen bewusst werden, wie wichtig die öffentlich-rechtlichen Medien heutzutage sind. Vor allem in einer Zeit, wo gezielte Desinformation Alltag ist. Ich erachte die Versuche, das Tschechische Fernsehen, den Tschechischen Rundfunk und die Presseagentur ČTK zu diskreditieren, als inakzeptabel", konterte er den laufenden Angriffen auf České televize und Český rozhlas durch Präsident Miloš Zeman. 1968 spielte der Rundfunk eine wichtige Rolle beim Widerstand gegen die Niederschlagung.

Keine Freundlichkeiten wurden Premier Andrej Babiš von den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung ausgerichtet. Gellende Pfiffe, "Schande!"-Sprechchöre und immer wieder "Bureš!"-Rufe, wie der kolportierte Deckname des Premiers beim tschechoslowakischen Geheimdienst gelautet haben soll. "Jeder, dem etwas nicht gefällt, kann nach Belieben kritisieren und bei den nächsten Wahlen jemandem anderen seine Stimme geben. Freiheit und Demokratie bedeuten vor allem, zu respektieren, dass es auch andere Meinungen und Präferenzen gibt als die eigene", sagte Babiš in Reaktion auf die Pfiffe.

An einem derart bedeutenden Jahrestag hätte man sich wohl eine Ansprache des Staatsoberhauptes erwartet. Anders als sein slowakischer Amtskollege Andrej Kiska, dessen Rede das tschechische Fernsehen live ausgestrahlt hat, blieb Miloš Zeman sämtlichen Gedenkveranstaltungen fern. Er selbst schwieg zu seinem Verhalten, sein Pressesprecher Jiří Ovčáček äußerte sich per Twitter so: "Es wird keine Rede vom Präsidenten geben. Er war mutig in einer Zeit, als Mut noch teuer war. Und das ist viel mehr wert, als eintausend Reden 50 Jahre später." Der 24-jährige Miloš Zeman kritisierte 1968 die Invasion und verlor deswegen seine Arbeit und wurde später aus der Partei ausgeschlossen.

Das Untertauchen des Präsidenten sorgte für Empörung beim Großteil der tschechischen Politiker. Der Chef der liberalen TOP'09, Jiří Pospíšil, verfasste im Vorfeld einen offenen Brief, indem er Zeman aufforderte, "seine Pflicht als Staatsoberhaupt nicht zu vernachlässigen". Die Ereignisse hätten Hunderttausende in die Emigration getrieben. Zeman solle "in Würde gedenken". Der Chef der oppositionellen Bürgerdemokraten (ODS), Petr Fiala, sprach vom "seltsamen Verhalten" des Präsidenten. Auch die Bezirksbürgermeisterin von Prag 2, wo sich des Rundfunkgebäude befindet, erntete für ihre Rede von den Kundgebungsteilnehmern Applaus, genauso wie der christdemokratische Ex-Kulturminister Daniel Herman.

Die Kommunisten (KSČM) entwickelten ihre eigene Theorie. Der Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen von 1968 sei keine russische Invasion gewesen, erklärte der Parteivorsitzende Vojtěch Filip. Er sei vielmehr eine ukrainische Aggression gegen die Tschechoslowakei gewesen. "Im sowjetischen Politbüro gab es einen einzigen richtigen Russen, und der stimmte gegen die Invasion", sagte Filip ohne zu erklären, was mit einem "richtigen Russen" gemeint sei. Der damalige Parteiführer der KPdSU, Leonid Breschnew, war hingegen in der ukrainischen Teilrepublik geboren, argumentierte Filip.
30.8., 18h
Schiff Európé,
Anlegestelle Na Františku 
 Prag 1, Dvořákovo nábř. 16

3.9., 18h
Stopkova pivnice
Brünn, Česká 5

5.9., 19.30
Pizzerie Václavka
Prag 1, Václavské nám. 48
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ENGLISCHSPRACHIGE VERANSTALTUNGEN
IN TSCHECHIEN:

6.9., 10h
Casa Serena Golf Club
Vidice (Central Bohemia), 
Roztěž 1

7.9., 9h
British 
Chamber of Commerce
Prag 1, Na Florenci 15
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