POWIDL im neuen Gewand!
Neues Layout, aktueller, übersichtlicher
Wirtschafts-veranstaltungen
Schweigen
und Pfiffe zum 68-er-Gedenken
Mit der Freiheit ist es wohl wie mit
der Gesundheit. Man merkt ihre Bedeutung erst, wenn sie plötzlich
nicht mehr da ist. Das Drama um die Niederschlagung des Prager
Frühlings hat in Tschechien nur noch die Generation 50+ am eigenen
Leib erlebt, während die Jugend von heute bereits in einem freien
Land aufgewachsen ist. So hatten die Gedenkfeiern für viele
Tschechen eher zeithistorischen Charakter, und es zeigte sich wieder
einmal die tiefe politische Spaltung der tschechischen Gesellschaft.
Die Liste der wichtigsten und einflussreichsten Unternehmen in Tschechien
Bild: Twitter/Pavlína Kosová
Just ein halbes Jahrhundert nach den
schrecklichen Ereignissen ist in Prag eine Regierung im Amt, die von
den Stimmen der Abgeordneten aus der Kommunistischen Partei abhängig
ist. Dabei fällt auf, dass selbst 29 Jahre nach der Samtenen
Revolution die höchsten Ämter des Staates - Präsident, Premier
und Senatspräsident - wieder von ehemaligen KP-Mitgliedern besetzt
sind. Das mag erklären, dass von offizieller Seite das
68-er-Gedenken wesentlich schaumgebremster abgelaufen ist als beim
25. Jahrestag anno 1993.
Senatspräsident Milan Štěch, bis
1989 kommunistisches Parteimitglied, danach beim Bürgerforum und
heute Sozialdemokrat, solidarisierte sich bei seiner Rede vor dem
Gebäude des Tschechischen Rundfunks mit den öffentlich-rechtlichen
Medien: "Wir müssen uns dessen bewusst werden, wie wichtig die
öffentlich-rechtlichen Medien heutzutage sind. Vor allem in einer
Zeit, wo gezielte Desinformation Alltag ist. Ich erachte die
Versuche, das Tschechische Fernsehen, den Tschechischen Rundfunk und
die Presseagentur ČTK zu diskreditieren, als inakzeptabel",
konterte er den laufenden Angriffen auf České televize und Český
rozhlas durch Präsident Miloš Zeman. 1968 spielte der Rundfunk eine
wichtige Rolle beim Widerstand gegen die Niederschlagung.
Keine Freundlichkeiten wurden Premier
Andrej Babiš von den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung
ausgerichtet. Gellende Pfiffe, "Schande!"-Sprechchöre und
immer wieder "Bureš!"-Rufe, wie der kolportierte Deckname
des Premiers beim tschechoslowakischen Geheimdienst gelautet haben
soll. "Jeder, dem etwas nicht gefällt, kann nach Belieben
kritisieren und bei den nächsten Wahlen jemandem anderen seine
Stimme geben. Freiheit und Demokratie bedeuten vor allem, zu
respektieren, dass es auch andere Meinungen und Präferenzen gibt als
die eigene", sagte Babiš in Reaktion auf die Pfiffe.
An einem derart bedeutenden Jahrestag
hätte man sich wohl eine Ansprache des Staatsoberhauptes erwartet.
Anders als sein slowakischer Amtskollege Andrej Kiska, dessen Rede
das tschechische Fernsehen live ausgestrahlt hat, blieb Miloš Zeman
sämtlichen Gedenkveranstaltungen fern. Er selbst schwieg zu seinem
Verhalten, sein Pressesprecher Jiří Ovčáček äußerte sich per
Twitter so: "Es wird keine Rede vom Präsidenten geben. Er war
mutig in einer Zeit, als Mut noch teuer war. Und das ist viel mehr
wert, als eintausend Reden 50 Jahre später." Der 24-jährige
Miloš Zeman kritisierte 1968 die Invasion und verlor deswegen seine
Arbeit und wurde später aus der Partei ausgeschlossen.
Das Untertauchen des Präsidenten
sorgte für Empörung beim Großteil der tschechischen Politiker. Der
Chef der liberalen TOP'09, Jiří Pospíšil, verfasste im Vorfeld
einen offenen Brief, indem er Zeman aufforderte, "seine Pflicht
als Staatsoberhaupt nicht zu vernachlässigen". Die Ereignisse
hätten Hunderttausende in die Emigration getrieben. Zeman solle "in
Würde gedenken". Der Chef der oppositionellen Bürgerdemokraten
(ODS), Petr Fiala, sprach vom "seltsamen Verhalten" des
Präsidenten. Auch die Bezirksbürgermeisterin von Prag 2, wo sich
des Rundfunkgebäude befindet, erntete für ihre Rede von den Kundgebungsteilnehmern
Applaus, genauso wie der christdemokratische Ex-Kulturminister Daniel
Herman.
Die Kommunisten (KSČM) entwickelten
ihre eigene Theorie. Der Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen von
1968 sei keine russische Invasion gewesen, erklärte der
Parteivorsitzende Vojtěch Filip. Er sei vielmehr eine ukrainische
Aggression gegen die Tschechoslowakei gewesen. "Im sowjetischen
Politbüro gab es einen einzigen richtigen Russen, und der stimmte
gegen die Invasion", sagte Filip ohne zu erklären, was mit
einem "richtigen Russen" gemeint sei. Der damalige
Parteiführer der KPdSU, Leonid Breschnew, war hingegen in der
ukrainischen Teilrepublik geboren, argumentierte Filip.
30.8., 18h
Schiff Európé,
Anlegestelle Na Františku
Prag 1, Dvořákovo nábř. 16
3.9., 18h
Stopkova pivnice
Brünn, Česká 5
5.9., 19.30
Pizzerie Václavka
Prag 1, Václavské nám. 48
____________________
____________________
ENGLISCHSPRACHIGE VERANSTALTUNGEN
IN TSCHECHIEN:
6.9., 10h
Casa Serena Golf Club
Vidice (Central Bohemia),
Roztěž 1
7.9., 9h
British
Chamber of Commerce
Prag 1, Na Florenci 15
____________________
____________________