POWIDL im neuen Gewand!
Neues Layout, aktueller, übersichtlicher
Aero Vodochody in Turbulenzen
Wirtschafts-veranstaltungen
Video:YouTube/Aero Vodochody
Aero Vodochody a.s. ist der größte Hersteller militärischer Schulflugzeuge der Welt. In der Vergangenheit wurden überwiegend Flugzeuge für den militärischen Bedarf entwickelt und gebaut, von leichten Beobachtungsflugzeugen bis hin zu zweimotorigen Bombern. Das Unternehmen kämpft jedoch in jüngster Zeit mit Existenzproblemen. Seit Sommer finden intensive Verhandlungen für eine Übernahme statt, insbesondere mit Omnipol, einem Unternehmen des einflussreichen Waffenhändlers Richard Háva. Omnipol war an der Entwicklung des neuesten Flugzeugs Aera unter dem Namen L-39NG beteiligt.
Ein Rüstings-Tycoon on Tour
Richard Háva, Chef von Omnipol und persönlicher Freund von Ex-Finanzminister Miroslav Kalousek (TOP'09), investierte eine Milliarde Kronen (38,8 Mio. Euro) in die Entwicklung des L-39 NG. Jetzt ist er einer der ernsthaftesten Interessenten für den angeschlagenen Flugzeugkonzern. Nach dem jüngsten Forbes-Ranking belegt Háva mit einem Vermögen von 3,4 Mrd. Kronen (131,8 Mio. Euro) den 70. Platz unter den reichsten Tschechen. In der Vergangenheit wurde er wegen seiner überdurchschnittlichen guten Beziehungen zum Verteidigungsministerium von den Redakteuren als "rich" bezeichnet. "Der Verkauf soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Omnipol erwägt, den Kauf über die PPF Group des - wiederum laut Forbes - reichsten Tschechen Petr Kellner zu finanzieren", schreibt LN, und verweist auf vertrauenswürdige Quellen, die mit den Einzelheiten der Verhandlungen vertraut sind. Die Redaktion von LN sprach mit mehreren Managern aus allen drei Unternehmen. Sie waren sich einig, dass Omnipol am meisten an Aero interessiert ist, weil bereits eine Milliarde Kronen in die Entwicklung des neuen "Neununddreißiger-Modells" investiert wurde.
Offizielle Aussagen sind jedoch spärlich. "Omnipol wird keine Spekulationen zu den in Ihren Fragen genannten Themen kommentieren", sagte Marika Přinosilová, die für die Kommunikation von Omnipol verantwortlich ist. Sie weigerte sich auch, sich zu der Aussage des CFO zu äußern. Er gab gegenüber dem "Forbes"-Magazin an, dass Interesse an dem Flugzeug- und Flugzeugkomponentenhersteller besteht. "Wir sind an Aero interessiert und verhandeln über die Bedingungen der Übernahme", sagte Jan Smutný, CFO von Omnipol.
Penta distanziert sich jedoch von der Aussage. Firmensprecher Ivo Mravinac erklärte LN schriftlich: "Wir haben die Aussage von Omnipol zur Kenntnis genommen, können sie aber nicht bestätigen. Etwas zu kommentieren, was unseren Grundsätzen widerspricht, sowie zu Spekulationen Stellung zu nehmen, ist Zeitverschwendung", so der trockene Kommentar.
Rosige Zukunft - unerwartete Rückschläge
Noch vor drei Jahren schienen Aero und der neu eingesetzte CEO, Giuseppe Giordo, auf dem richtigen Weg in eine vielversprechende Zukunft zu sein. Die Produktion des Prototyps L39NG hatte begonnen. Zuletzt produzierte Aero 2003 L-159-Flugzeuge für die tschechische Armee. Das italienische Management forderte die Einstellung der zivilen Programme von Aero, die zu wenig Gewinn abwarfen. Insgesamt gab es acht Programme.
Zwei unerwartete Rückschläge ereilten das Unternehmen. Sikorsky, Teil von Lockheed Martin USA, der größten Rüstungsgruppe, hat im vergangenen Jahr beschlossen, die Zusammenarbeit mit Aero zu beenden. Betroffen war die Herstellung von S-76D-Hubschraubern für den Transport von Passagieren zu Ölplattformen. Zu Spitzenzeiten produzierte Aero bis zu 50 dieser Hubschrauber pro Jahr.
Der zweite Rückschlag kam ebenfalls von Sikorsky. Trotz einer Vereinbarung zwischen den Unternehmen, bis 2023 Cockpits für den UH-60M-Black-Hawk-Hubschrauber zu produzieren, verlegten die Amerikaner die Produktion in ihr Heimatland. Laut LN betrug der Umsatz der Produktion für Aero eine halbe Milliarde Kronen (19,4 Mio. Euro) pro Jahr. Außerdem war es ein prestigeträchtiger Auftrag für die US-Armee mit strengen Anforderungen an Produktionsqualität und Vertraulichkeit.
Warten auf Anzahlungen und Zertifikate
Neben den Auftragsverlusten hat die Produktion des neuen L-39NG Kampfflugzeug Insidern zufolge das Doppelte der offiziell deklarierten Summe von einer Milliarde Kronen (38,8 Mill. Euro) verschlungen. Man wartet noch auf Käufer. Genauer gesagt, auf die ersten Vorauszahlungen. Vier L-39NG-Versionen von Light Attack wurden im vergangenen März von Senegal für seine Streitkräfte bestellt. Die Auslieferung sollte jedoch erst 2023 erfolgen. Die Maschinen müssen erst die erforderlichen Prüfungen bestehen und von den Behörden zertifiziert werden.
Ebenfalls in der Warteposition ist Aero Vodochody bei der Lieferung neuer Trainingsflugzeuge für die tschechische Luftwaffe. Im vergangenen Jahr überlegte das Verteidigungsministerium den Erwerb von vier L-39NG-Maschinen für das staatliche Unternehmen LOM Prague sp. Die Regierung hat den 1,1-Milliarden-Kronen-Vertrag im Jänner jedoch nicht gebilligt, da erforderliche detailliertere Informationen zu den Kosten für den Betrieb von Flugzeugen nicht ausreichend waren. Das Kabinett will bis Ende des Jahres nochmals darüber beraten.
"Die Tatsache, dass der L-39NG trotz des fortgeschrittenen Projektstadiums und eines klaren Plans für weitere Entwicklungstests und Zertifizierungen immer noch keine Referenz bei den Kunden gefunden hat, schränkt unser Potenzial erheblich ein", bestätigt Tobiáš Tvrdík, Sprecher von Aero. Ein wesentlicher Faktor, der den Auslandsvertrieb stützen wird, sei, seiner Einschätzung nach, die im dritten Quartal kommenden Jahres zu erwartende Zertifizierung.
Aktionäre alarmiert
Die mit der Entwicklung des neuen Flugzeugs und den Umsatzeinbußen zu Beginn des Jahres verbundenen Kosten haben die Aktionäre alarmiert. Aeros CFO wurde vergangenes Jahr freigestellt und im März von Giuseppe Giordo ersetzt. Penta musste Aero mit mehreren hundert Millionen Kronen stützen.
Laut LN gab es im Frühjahr sogar Überlegungen, Insolvenz anzumelden. Penta hat sich aber dann doch dagegen entschieden. Eines der Argumente war, dass Premierminister Andrej Babiš auf seinen Auslandsreisen das L-39NG Projekt promotet. Jedes Insolvenzgerücht würde sich auch negativ auf den Preis des Unternehmens auswirken. Das betrifft auch den Verkauf der Immobilien. Das Werk in Odolena Voda verfügt über einen Flughafen, der zu einer weiteren Tochtergesellschaft von Penta gehört. Es wurde ursprünglich angenommen, dass dort ein internationaler Flughafen gebaut werden könnte, um Billigfluglinien abzufertigen und mit dem Flughafen Václav Havel zu konkurrieren. Es gibt jedoch keine Genehmigung für den Bau der zugehörigen Verkehrsinfrastruktur.
Schlankheitskur
Aero Vodochody wird derzeit einer Schlankheitskur unterzogen. Neben zweihundert Entlassungen hat die Geschäftsführung unter dem neuen Geschäftsführer Dieter John unter anderem sogar die Betriebskindertagesstätte abgeschafft. Ob letztere Maßnahme zur Sanierung des Unternehmens in der Größenordnung wirklich beiträgt, sei dahingestellt.
Im Januar feierte das Werk sein 100-jähriges Bestehen. Gleichzeitig beschloss der Eigentümer von Aero Vodochody - seit 2007 die Investmentgruppe Penta -, seine Ziele zu überarbeiten. Laut der Zeitung "Lidové noviny" (LN) sucht Penta bereits seit März intensiv nach Käufern für das Unternehmen, das sich in den roten Zahlen befindet.
Wirtschafts-veranstaltungen