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Tschechische Automobilzulieferer befürchten Horror-Szenario
"Ich bin seit fast dreißig Jahren in der Automobilindustrie tätig und ich kann sagen, dass wir so etwas noch nie erlebt haben. Die Zukunftsaussichten sind für uns ein großes Fragezeichen, und wir leben praktisch von einem Tag auf den anderen", sagt der tschechische Unternehmer Kvido Štěpánek, dem die Firma Isolit-Bravo spol. s.r.o. in Jablonné nad Orlicí gehört, die einen Jahresumsatz von rund 1 Mrd. CZK (39,1 Mio. Euro) erzielt, anläßlich eines Interview mit SZ Byznys.
Der tschechische Geschäftsmann und Milliardär führt die momentane unübersichtliche Lage auf die aktuelle Situation in der Automobilindustrie zurück. In der Tschechischen Republik, aber auch im Ausland, haben die Autofirmen zu wenig Chips und sind somit nicht in der Lage, neue Autos zu produzieren. Schätzungen gehen bereits davon aus, dass in diesem Jahr mehr als eine Viertelmillion Autos im Inland nicht produziert werden können und der Schaden die 200-Milliarden-Kronen-Grenze (7,8 Mrd. Euro) übersteigen werde.
Škoda kündigte am Montag an, die Produktion in allen drei inländischen Werken für die nächsten zwei Wochen komplett einzustellen, mit Ausnahme einer Linie im Werk Kvasiny im Bezirk Rychnov.
Škoda Auto ist einer der wichtigsten Kunden des Unternehmers Kvido Štěpánek und seines Unternehmens Isolit-Bravo. Für die Lieferanten von Kunststoffteilen und -formen bedeutet dies nur eines - einen massiven Geschäftsrückgang. Der Firmenchef wagt es jedoch noch nicht, den Schaden zu beziffern, da die Autofirma ein direkter Kunde ist, Isolit-Bravo aber auch für einzelne Zulieferer produziert, die einige Teile von ihnen beziehen und direkt an die Škoda-Linie liefern."In beiden Fällen wird es uns sowieso betreffen. Ich würde es mit einer Situation vergleichen, in der Autos auf der Autobahn bremsen", sagte der Milliardär zu SZ Byznys.
Die Hoffnung hängt an einem Drittel
Der Zulieferer der Automobilindustrie produziert fast drei Viertel für die Autobranche. "Wir haben in gewisser Weise Pech, weil wir nur etwa dreißig Prozent unserer Produktion außerhalb der Automobilindustrie haben, wo es derzeit noch normal läuft. Ich mache mir aber keine großen Hoffnungen, dass dies weiterhin der Fall sein wird, denn die hohen Preise für Chips und Energie spiegeln sich in fast jeder Branche wider", so Štěpánek weiter.
Von der Gesamtproduktion für die Automobilindustrie entfällt nach Ansicht des Unternehmers die Hälfte auf das sogenannte Tagesgeschäft, bei dem das Unternehmen Teile herstellt, die es direkt an die Autofabrik liefert. Bereits heute verzeichnet die Firma in diesem Bereich einen Rückgang von etwa einem Drittel. Und es wird noch schlimmer werden, befürchtet Štěpánek. "Das derzeitige Momentum ist noch nicht das letzte Wort der Kunden. In einer Woche könnte das Tagesgeschäft um bis zur Hälfte zurückgehen. Wenn Škoda nicht weiter produziert, wird alles noch schlimmer. Wir erwarten also in den nächsten Monaten nichts Gutes für die Tagesproduktion". Der verbleibende Teil der Produktion geht dann in das - wie Štěpánek es selbst nennt - Investitionsgeschäft, in dem er komplexere Anlagen wie Formen und Werkzeuge herstellt. "In dieser Hinsicht haben wir noch keinen signifikanten Rückgang der Investitionen aus der Automobilindustrie erlebt", fügte der Unternehmer hinzu.
"Wir müssen die Produktpreise erhöhen"
Neben der Verknappung von Halbleiterchips haben die Hersteller in der Automobilbranche und darüber hinaus auch mit den steigenden Preisen für andere Materialien zu kämpfen. Das Unternehmen von Štěpánek musste ebenfalls die Preise einiger Produkte aufgrund der gestiegenen Energie- und Produktionskosten erhöhen.
"Wir müssen dies in den Preisen so weit wie möglich berücksichtigen. Bei unseren Produkten, die nicht so von der Krise betroffen sind, wird der Verkauf durch die Kunden erschwert, die bereit sein müssen, die Erhöhung zu akzeptieren. Bei den Produkten für die Automobilkunden, ist es schwieriger, da diese den Zulieferern nicht allzu wohlgesonnen sind. Sie sagen den Lieferanten oft, sie wollen selbst eine Lösung finden, oder sie finden Einsparungen, weil sie den Preis nicht akzeptieren wollen", so Štěpánek gegenüber der SZ Byznys.
Auch andere Unternehmen des Automobilsektors rechnen mit Beschränkungen. Einige lassen bereits einen Teil ihrer Mitarbeiter zu Hause. Laut Zdeněk Petzl, Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie, wird der weltweite Mangel an Halbleitern selbst die negativen Auswirkungen der Pandemieabschaltungen im Jahr 2020 deutlich übertreffen.
"Die Situation wirkt sich auf die Hersteller in ganz Europa und weltweit aus, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. An manchen Orten wird ein bestimmtes Werk geschlossen, an anderen wird die Produktion eingeschränkt, an wieder anderen werden nur bestimmte Modelle hergestellt. Hatten wir im Juni noch damit gerechnet, dass sich der Markt zum Jahresende wieder beruhigt und die Hersteller die versäumte Produktion nachholen würden, so hat die Entwicklung im Sommer und im Herbst die Performance der Branche leider in die entgegengesetzte Richtung gedrückt", so Petzl.
Die Chip-Knappheit wird sich auch indirekt auf die Automobilzulieferer auswirken. Das Unternehmen Isolit-Bravo von Kvido Štěpánek verzeichnet bereits einen massiven Rückgang der Automobilproduktion. Und es wird noch schlimmer werden, befürchtet der tschechische Industrielle.