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Babiš verliert das
Vertrauen der Tschechen
Er war der große Strahlemann des
Wahlabends vom 20. Oktober 2017. Andrej Babiš hat seine Bewegung ANO
zum fulminanten Wahlsieg geführt und galt als der beliebteste
Politiker im Land. Nach einem halben Jahr sieht die Bilanz des
Milliardärs aber mager aus. Sein erstes Kabinett wurde im Parlament
abgewählt, alle weiteren Versuche, eine Regierung zu bilden, sind
bilsang gescheitert. Immer mehr Tschechen legen Babiš nahe, das Büro
des Premierministeramtes zu räumen. Auch auf der Straße weht dem
ANO-Chef ein schärferer Wind entgegen.
Die Liste der wichtigsten und einflussreichsten Unternehmen in Tschechien
"Keine Koalition mit Babiš,
solange sein Korruptionsverfahren nicht geklärt ist." Dieses
Dogma haben die potentiellen Koalitionspartner von ANO ausgerufen und
mittlerweile ein halbes Jahr lang durchgehalten und so den
zweitreichsten Mann des Landes auflaufen lassen. Babiš kann nach wie
vor auf eine starke Anhängerschaft bauen, dennoch hat in den letzten
sechs Monaten für ihn ein Prozess der Entzauberung begonnen. Der
mächtige Konzernboss, der mit seinen Unternehmen nicht nur die
tschechische Landwirtschaftsindustrie, sondern auch die wesentlichen Teile der
Medienlandschaft der Republik beherrscht, findet sich in der Rolle
eines Machers wieder, dem die Hände gebunden sind. Einerseits
befindet er sich in Abhängigkeit der politischen Extremisten,
andererseits scheinen die Alternativen zu dem Coup mit Rechtsextremen
und Kommunisten bereits erschöpft. Babiš hat seinen Traum, Premier
der Tschechischen Republik zu werden, wahrgemacht, aber als Chef
einer abgewählten, kommissarischen Regierung, ist seine
Handlungsfreiheit stark eingeschränkt.
Aktuell werden die vor drei Wochen
geplatzen Koalitionsverhandlungen zwischen ANO und den
Sozialdemokraten (ČSSD) wiederbelebt, die eine Minderheitskoalition
zum Ziel haben, welche von den Abgeordneten der Kommunisten (KSČM)
am Leben erhalten werden müsste. Die Verhandlungen scheiterten
damals einmal mehr an der Person Andrej Babiš, auch aktuell dreht
sich die wesentliche Forderung der ČSSD um den umstrittenen Premier.
Selbst wenn es wie zuletzt in vielen Bereichen zu einer inhaltlichen
Übereinkunft kommt, so wird die Babiš-Frage stets der Knackpunkt
bleiben. Dennoch gibt sich ANO-Vizechef Jaroslav Faltýnek
optimistisch: "In den kommenden zwei Wochen müsste ein Vertrag
auf dem Tisch sein. In allen Programmfragen sind wir übereingekommen.
Offen waren noch 17 Punkte, alle sind gelöst", sagte er
vergangenen Sonntag. ANO möchte der zur 7%-Kleinpartei geschrumpften
ČSSD fünf Ministerien zugestehen. Von einem Ausscheiden Babiš' aus
der Regierung ist jedoch nicht die Rede.
Dass der Milliardär dieses
Dauerprovisorium so lange führen kann, verdankt er vor allem
Staatspräsident Miloš Zeman. Dieser hat vor kurzem durch die
Mobilisierung der ANO-Anhänger seine Wiederwahl in die zweite
Amtsperiode geschafft. Zemans Wahlsieg fußt neben ANO auch auf die
Unterstützung durch die Wähler der rechtsextremen SPD und der
Kommunisten, alle übrigen Parteien lehnen das Staatsoberhaupt
vehement ab. Es ist offensichtlich, dass Zeman daraufhin arbeitet,
dass in den nächsten dreieinhalb Jahren seine Unterstützer - ANO,
die SPD und die Kommunisten - die Schalthebel der Macht in Tschechien
besetzen.
Wie soll es
weitergehen? Tschechische Bevölkerung ratlos
Stellt man die Frage nach der
unmittelbaren politischen Zukunft in Tschechien, so erntet man keine
eindeutige Antwort. Eine landesweit durchgeführte Studie des
Meinungsforschungsinstitutes Median, Partner des
öffentlich-rechtlichen Fernsehens ČT, belegt die Zerrissenheit und
Ratlosigkeit in der Bevölkerung. Und, sie ist wieder voll da: die
Politikverdrossenheit, die die Tschechen bereits seit vielen Jahren
begleitet.
Bild: Twitter/Andrej Babiš
v.l.n.r. Premierminister Andrej Babiš und Präsident Miloš Zeman
Auf die einfache Frage, wie Tschechien
bei den derzeitigen Machtverhältnissen regiert werden soll, sind
alle angeführten, realistischen Szenarien mit großer Mehrheit von
den über 1000 Befragten abgelehnt worden. Jedes Szenario konnte mit
"Annehmbar", "Unannehmbar" oder "Weiß
nicht“ bewertet werden.
Das Ergebnis:
- (+ = "Annehmbar", - =
"Unannehmbar", ? = "Weiß nicht")
- Minderheitskoalition ANO-ČSSD,
mit Kommunisten-Unterstützung:
- Expertenkabinett, nominiert von
Miloš Zeman:
- Koalition ANO-Bürgerliche
(ODS):
- ANO-Minderheitsregierung,
unterstützt von SPD und KSČM:
- Minderheitsregierung
ODS-Piraten-ČSSD-Christdemokraten-TOP-STAN, mit ANO-Unterstützung:
Die Frage "An wen soll die dritte
Nominierung zur Regierungsbildung gehen, falls die laufenden
Verhandlungen scheitern" blieb in der Studie weitgehend
ungeklärt. Keiner der angegebenen Vorschläge konnte eine
überzeugende Mehrheit erlangen. Bemerkenswert ist, dass die Variante
"Andrej Babiš" nicht mehr an ertser Stelle steht. Wen
sollte Zeman also nominieren?
- den Chef der zweitstärksten
Partei, Petr Fiala (ODS): 17%
- niemanden, Neuwahlen: 17%
- einen ANO-Politiker, nicht
aber Andrej Babiš oder Richard Brabec: 16%
- einen Chef einer
Expertenregierung: 13%
- erneut Andrej Babiš (ANO):
13%
- Vizepremier Richard Brabec (ANO):
10%
- ein anderer Chef einer im
Parlament vertretenen Partei: 8%
25.4., 16h
Schweizer Botschaft
Prag 6, Pevnostní 7
26.4., 19.30
Restaurace Zvonařka
Prag 2, Šafaříkova 1
2.5., 18h
Pizzeria Václavka
Prag 1, Václavské nám. 48
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ENGLISCHSPRACHIGE VERANSTALTUNGEN
IN TSCHECHIEN:
15.5., 11h
AmCham offices
Prag 1, Dušní 10
19.5., 13h
Becketts Pub
Prag 2, Londýnská 22
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