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Blitzumfrage: "Czexit"-Diskussion beunruhigt 78 Prozent der Unternehmen. Mehr
als ein Viertel würde Standortwechsel erwägen
Die
Verunsicherung, ausgelöst durch die Diskussion um einen Czexit, also
den EU-Austritt Tschechiens, hat bereits die Managementetagen der
Unternehmen erreicht - 78 Prozent sind durch die aktuelle
Diskussion beunruhigt. Das zeigt die jüngste Blitzumfrage der
Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK) unter 150
Firmen. 28 Prozent würden bei einem Austritt aus der Europäischen
Union erwägen, Investitionen zu verlagern. Die Wirtschaft fordert
von der Politik ein klares Ja zum Verbleib in der EU, die
Herausstellung der Vorteile der Mitgliedschaft und mehr Sachlichkeit
in der Debatte. Politik und Medien haben hier eine hohe
Verantwortung, meint der deutsche Top-Ökonom Clemens Fuest.
Die Liste der wichtigsten und einflussreichsten Unternehmen in Tschechien
Die
Risiken eines Czexit sehen die Firmen vor allem in der Einschränkung
aller Freiheiten des EU-Binnenmarktes (74 Prozent). Infolgedessen
befürchten sie die Einführung von Zöllen und Steuern (66 Prozent),
steigenden Bürokratieaufwand (61 Prozent), Umsatzeinbußen (60
Prozent) und sogar Entlassungen (36 Prozent). Allein die größten
deutschen Firmen schaffen in Tschechien geschätzt rund 150.000
Arbeitsplätze. "Den Czexit sehen wir
als keine reale Alternative, die die gegenwärtigen Bedingungen
verbessern würde", sagt Milan Šlachta von
Bosch.
Laut etwa der Hälfte der Unternehmen würde das Land
zudem eine schlechtere Verhandlungsposition bei bilateralen
Handelsabkommen haben.
"Keiner
der Initiatoren der Debatte hat bisher klar gesagt, was ein Czexit
wirtschaftlich, gesellschaftlich und international für Tschechien
bedeutet. Deutlich
über 80 Prozent des tschechischen Außenhandels wird mit der EU
abgewickelt. Der europäische Binnenmarkt mit seinen vier Freiheiten
ist dafür die Grundlage", sagt
DTIHK-Präsident Jörg Mathew und mahnt: "Die
Frage ist, ob diejenigen, die diesen Geist beschwören, ihn dann auch
wieder in die Flasche zurückstopfen können."
Nach
Ansicht der befragten Firmen schadet dem Land allein schon die
Diskussion. Die Wirtschaft fordert in der Umfrage ein klares Ja der
Politik für den Verbleib des Landes in der EU und die Ablehnung
eines Referendums, mit dem Bürger über außenpolitische Fragen
entscheiden. Die Unternehmen kritisierten auch den Ton der
Czexit-Debatte. Politiker sollten die Vorteile der Mitgliedschaft
deutlich herausstellen, weniger Populismus und mehr Sachlichkeit in
die Diskussion bringen.
Der
führende Ökonom und Präsident des renommierten ifo-Instituts für
Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, hält einen Wunsch nach mehr
nationaler Selbstbestimmung für legitim. Aber er warnt zugleich vor
einer unsachlichen Czexit-Diskussion, die die Realitäten
verschweigt: "Die tschechische Politik und
die Medien haben eine hohe Verantwortung in dieser Frage. Die
Menschen hier müssen wissen, dass diese sehr positive
Wirtschaftsentwicklung voraussichtlich nicht weitergehen wird, wenn
das Land die EU verlässt. Die Frage an die tschechische Bevölkerung
lautet: Seid ihr bereit, sehr gute Wachstumsperspektiven zu gefährden
für mehr Unabhängigkeit?"
Zur
Umfrage:
Befragungszeitraum:
8.–13. März 2018
Teilnehmerkreis:
Unternehmen, die in Tschechien tätig sind, davon 28 % tschechische
Unternehmen und 72 % Firmen mit ausländischen Kapitalanteilen
Teilnehmerzahl:
150
Beteiligung
nach Sektoren: 51 % Dienstleistungen, 34 % Herstellungsfirmen,
15
% Handel
DTIHK-Präsident Jörg Mathew
Mit
Beunruhigung blicken nicht nur 83 Prozent der ausländischen
Investoren, sondern auch zwei Drittel der tschechischen Firmen auf
die Czexit-Diskussion, ausgelöst durch politische Verhandlungen über
ein EU-Referendum. Am meisten beunruhigt sind große
Produktionsunternehmen mit mehr als 250 Angestellten. Sollte ein
EU-Austritt Tschechiens tatsächlich zustande kommen, würde etwa ein
Viertel der Unternehmen erwägen, ihre Investitionen hierzulande zu
verringern und 28 Prozent sogar den Standort zu verlassen. Umgekehrt
würden vier von zehn Unternehmen keine Veränderungen bei ihren
Investitionen erwarten.
Text: AHK Tschechien - News-Hauptkategorie
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