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Die Liste der wichtigsten und einflussreichsten Unternehmen in Tschechien
Deutsche Sprache in der Abseitsfalle?
Polen möchte gemeinsam mit dem
staatlichen Energieversorger Polska Grupa Energetyczna (PGE) das
Braunkohlekraftwerk Turów erweitern. Sowohl aus den Anrainerregionen
in Deutschland, als auch in Tschechien regt sich gegen dieses
Vorhaben Widerstand. Neben der Luftverschmutzung, die bei der vorherrschenden Nordwestwetterlage vor allem Böhmen spürt, gefährdet der
erweiterte Tagebau das Trinkwasser in der Region. Die Lizenz für den
Tagebau in Turów läuft eigentlich im April 2020 aus, doch PGE
möchte den Braunkohleabbau bis ins Jahr 2044 fortsetzen. Auch das
Kraftwerk selbst ist in die Jahre gekommen. Die 1962 eröffnete
Anlage ist einer der größten Umweltverschmutzer in Mitteleuropa.
Auch ist der technische Zustand ist nicht der allerbeste. 2012 gab es
eine verheerende Kohlenstaubexplosion, der zufolge drei
Kraftwerksblöcke unbrauchbar wurden und vier Blöcke in ihrer
Leistung seitdem eingeschränkt sind. PGE plant auf dem Gelände
einen neuen Kraftwerksblock mit einer Leistung von 450 MW.
Die Regionalregierung von Reichenberg
(Liberec) hat gegen das Vorhaben Beschwerde bei der Europäischen
Kommission eingelegt. Der Betrieb des Braunkohleabbaus könnte 30.000
Menschen das Trinkwasser entziehen. "Die durch die
jahrzehntelange Bergbauaktivität in Turów verursachte Wasserkrise
ist bereits in vollem Gange", erklärte der Hejtman der Region
Liberec, Martin Půta (SLK). "Je länger man Braunkohle abbaut,
desto schlimmer wird es", ergänzte er. Die polnische PGE
versteht die Aufregung nicht: "Die tschechische Seite weiß seit
25 Jahren, dass im Grenzgebiet Bergbau betrieben wird", äußerte
sich ein Konzernsprecher zu der Thematik. Für die Stadt Hrádek nad
Nisou (Grottau), deren Ortsteile unmittelbar neben dem Tagbaugebiet
liegen, arbeite man an einer unterirdischen Sperrmauer, um die
Auswirkungen auf die Grundwassergewinnung zu begrenzen, argumentierte
PGE.
Die Tschechen erhalten bei ihrem
Widerstand gegen Turów auch Unterstützung aus Deutschland. "Die
Probleme auf unserer Seite sind nicht vergleichbar mit denen der
Tschechen", äußerte sich der Zittauer Bürgermeister Thomas
Zenker von der Bürgerliste "Zittau kann mehr". "Die
Umweltverträglichkeitsprüfung wurde unserer Meinung nach nicht
gemacht, um die Gesetzesvorgabe zu erfüllen, sondern nur erfunden",
beklagte der Bürgermeister. "Wir versuchen, unsere
tschechischen Nachbarn zu unterstützen, ohne der polnischen Seite
die Chance auf Entwicklung zu nehmen", ergänzte er.
Polen ist das einzige EU-Land, das sich
gegen die verpflichtende Kohlenstoffneutralität bis 2050 entschieden
hat. 80 Prozent der in polnischen Haushalten und Unternehmen
vebrauchte Stromenergie stammt aus Kohlekraftwerken. Andererseits
beansprucht Warschau zwei Milliarden Euro an Fördergeldern aus
Brüssel aus dem Just Tradition Fund im Rahmen des
"Green-Deal"-Programmes der Europäischen Kommission unter
Ursula von der Leyen. "Ein staatliches Unternehmen treibt die
Expansion einer Kohlemine voran, statt einen Ausstiegsplan und eine
Transformation vorzubereiten", beschwerte sich der
EU-Parlamentarier Martin Hojsík über den Widerspruch, dass Polen
den Kohleabbau vorantreibe, gleichzeitig Milliarden von der EU für
die Dekarbonisierung beziehe. Nachdem auch das tschechische
Umweltministerium massive Bedenken gegen die Ausbaupläne von Turów
geäußert hat - das Abbaugebiet soll bis zu 100 Meter an die
tschechische Staatsgrenze voranrücken - kann man von einer echten
Nachbarschaftskrise zwischen Tschechien und Polen sprechen. Die
Prager Regierung will "sicherstellen, dass die polnische Seite
die Bedingungen der Tschechen berücksichtigt" und
gegebenenfalls "notwendige Schritte zum Schutz des Landes
ausloten", vermeldete ein Regierungssprecher gegenüber
"Politico".
Kohleförderung an der Neiße
und Förder-"Kohle" aus Brüssel: Braunkohlestreit
untergräbt tschechisch-polnische Beziehungen
Bild: von Vondraussen - Eigenes Werk, CC BY 3.0,
Im Dreiländereck
Polen-Tschechien-Deutschland liegt ein großes Braunkohlerevier. Zu
Zeiten des COMECON haben die kommunistischen Anrainerstaaten das
Kohlevorkommen intensiv und ohne Rücksicht auf die Umwelt genutzt
und am Rande der Tagebaugruben große Kraftwerke betrieben. Heute
sind diese Länder EU-Partner, wobei Deutschland und Tschechien mehr
oder weniger langfristige Ausstiegsperspektiven aus der kalorischen
Energie hegen. Alleine Polen setzt weiterhin stark auf die
Verstromung der Braunkohle. Warschau treibt aber nicht nur die
Kohleförderung voran, die polnische Regierung beansprucht auch zwei
Milliarden Euro an Förder-"Kohle" aus Brüssel (zur
Dekarbonisierung!) - das bringt den Nachbarschaftskonflikt von der
regionalen Ebene auf die Regierungsebene.
Braunkohlekraftwerk Turów - einer der größten Umweltverschmutzer in Mitteleuropa
21.2., 19h
The Grand Mark Prague
Prag 1, Hybernská 12
25.2., 9h
DTIHK-Kuppel
Prag 1, Václavské nám. 40
26.2., 9h
DTIHK Pilsen
Pilsen, Riegrova 1
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ENGLISCHSPRACHIGE VERANSTALTUNGEN
IN TSCHECHIEN:
5.3., 9h
BritCham Prague
Prague 1, Na Florenci 15
14.3., 19h
Grand Hotel Bohemia
Prague 1, Králodvorská 4
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