POWIDL im neuen Gewand!
Neues Layout, aktueller, übersichtlicher
Wirtschafts-veranstaltungen
Die Liste der wichtigsten und einflussreichsten Unternehmen in Tschechien
Deutsche Sprache in der Abseitsfalle?
Europawahlen: Lebenszeichen der Mitte,
Sozialdemokratie im Koma
Das tschechische Ergebnis der
Europawahlen bringt drei Erkenntnisse: Premier Andrej Babiš mit
seiner rechtspopulistischen Partei ANO ist nach wie vor die
bestimmende politische Kraft im Land. Darüber hinaus hat sich ein
Block der politischen Mitte aus Bürgerlichen, Piraten,
Wirtschaftsliberalen und Christdemokraten etabliert, von denen jede
Partei im Vergleich zu den letzten Parlamentswahlen zulegen konnte.
Für den kleineren Koalitionspartner von Babiš, die
sozialdemokratische ČSSD ist das Ergebnis verheerend: Landesweit nur
3,95 Prozent und kein Sitz im Europaparlament, das ist keine Ohrfeige
des Wählers mehr. Es ist ein K.o.-Schlag.
Korruptionsermittlungen der Justiz,
Massenproteste in den Städten - alles egal. Am Wahlabend konnte
Premier Babiš wieder einmal mit seinen Parteigängern und Anhängern
feiern. Die rechtspopulistische ANO konnte gegenüber der letzten
EU-Wahl von 2014 zulegen, im Vergleich zur Parlamentswahl 2017 war es
aber ein Minus von 8,4 Prozent. "Unsere Gegner haben auf eine
Anti-Babiš -Kampagne gesetzt. Gerade deshalb denke ich, dass die
500.000 Stimmen, die wir bekommen haben, ein gutes Ergebnis sind. Ich
gratuliere all unseren erfolgreichen Europaabgeordneten",
jubelte Babiš nach Bekanntwerden der Ergebnisse. Die Landkarte der
Bezirkswahlsieger ist dunkelblau eingefärbt, lediglich in der Hauptstadt
Prag (ANO nur an vierter Stelle) und in den Umlandsbezirken Prag-Ost
und Prag-West ist Babiš nicht in Front.
Der Wahlsieg von ANO ist aber bei
weitem nicht so deutlich ausgefallen wie noch bei den
Parlamentswahlen vor anderthalb Jahren. In den Großstädten und in
den Gemeinden des Prager Umlandes haben die Bürgerlichen (ODS) gut
abgeschnitten und es auf ein landesweites Ergebnis von 14,5 Prozent
gebracht. Auch die Piraten, knapp unter 14 Prozent, haben in der
jungen, urbanen Wählerschaft erfolgreich abgeschnitten. Die
Europaarbeit der wirtschaftsliberalen TOP'09-Partei, die gemeinsam
mit der Bürgermeisterbewegung STAN angetreten ist, ist von den
Wählern ebenfalls honoriert worden. Der Block TOP'09/STAN erhielt
11,65 Prozent, auch das ist mehr als die beiden Parteien im Jahr 2017
gemeinsam erhalten haben. Spitzenkandidat Jiří Pospíšil freut
sich, dass im an und für sich EU-kritischen Tschechien seine
pro-europäische Partei gut abgeschnitten hat: "Die Leute haben
verstanden, wie unverantwortlich es ist, auf Europa zu pfeifen. Schön
ist, dass wir mit unserem Programm viele Erstwähler erreichen
konnten und stärkste Kraft in Prag geworden sind."
Einen Sonderfall stellen die
Christdemokraten dar. Sie sind im ländlichen Mähren auf
Kommunalebene sehr erfolgreich und haben bei der letzten Europawahl
in den Regionen Hochland, Südmähren und Zlín als stärkste Kraft
abgeschnitten. Diesmal war das nicht mehr der Fall, aber es reichte
trotzdem für 7,2 Prozent - schlechter als 2014, aber besser als
2017.
Ratlosigkeit herrscht bei den
Sozialdemokraten. Dass die Traditionspartei, die 1893 gegründet
wurde, einmal unter die Fünfprozenthürde rutschen könnte, hat man
sich womöglich in den schrecklichsten Albträumen nicht vorstellen
können. Die letzten Hochburgen der ČSSD im mährisch-schlesischen
Industrierevier sind weggebrochen. Die Partei befindet sich jetzt noch
stärker in der Geiselhaft des Koalitionspartners, denn ein Ende der
Regierung mit Neuwahlen würde mit großer Sicherheit das Ende der
ČSSD im Parlament bedeuten. Parteichef Jan Hamáček brachte es in
seiner ersten Reaktion auf den Punkt: "Das Ergebnis ist ein
heftiger Schlag, das können wir nicht von der Hand weisen. Für eine
Analyse der Gründe ist es noch zu früh. Jetzt schon können wir
aber sagen, dass wir die Wähler nicht mit den richtigen Themen
erreicht haben. Außerdem ist es als Teil des Kabinetts schwer, als
Protestpartei gegen die Regierungspolitik aufzutreten", so
Vizepremier Hamáček.
Geringe Verluste gab es am rechten und
linken Rand des politischen Spektrums. Tomio Okamura hat mit seiner
extrem rechten SPD von einem Wahlerfolg wie Marine Le Pen oder Matteo
Salvini geträumt. Mit 9,1 Prozent (minus 1,5 Prozent gegenüber der
Parlamentswahl) und zwei Mandataren in Straßburg lag der Erfolg doch
eher unter den Erwartungen, auch wenn es in Tschechien einige
Gemeinden gibt, in denen die SPD die absolute Mehrheit an Stimmen
erreicht hat. Ähnliches gilt für die extreme Linke. Die Kommunisten
schafften mit 6,9 Prozent nur ein Mandat im Europaparlament.
Die Stärke der Parteien in den
Regionen und Links zu den Ergebnissen auf Bezirks- und Gemeindeebene.
11.-13.6.
Güterbhf. Mariánskohorská
Ostrau, Mariánskohorská 38
11.6., 18.30
DTIHK
Prag 1, Václavské nám. 40
12.6., 15.30
U Medvídků
Prag 1, Na Perštýně 5
____________________
____________________
ENGLISCHSPRACHIGE VERANSTALTUNGEN
IN TSCHECHIEN:
11.6., 17h
Villa Winternitz
Prag 5, Na Cihlářce 10
12.6., 9h
DTIHK
Prag 1, Václavské nám. 40
____________________
____________________