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Deutsche Sprache in der Abseitsfalle?
Frauen möchten nicht mehr "-ová" heißen
In Teilen Bayerns oder Österreichs
kennt man es noch: Die "Huberische", die "Bergerin".
Die Movierung, also die geschlechtsspezifische Abänderung des
Familiennamens, ist fixer Bestandteil der tschechischen Sprache. Aber
immer mehr Frauen wehren sich gegen das "-ová" im Namen.
Die Endsilbe, die ein Besitzverhältnis des Mannes an der Frau zum
Ausdruck bringt, sei nicht mehr mit der gesellschaftlichen Realität
konform, argumentieren die GegnerInnen der Movierung und fordern
Wahlfreiheit zwischen "Frau Dvořák" und "Frau
Dvořáková". Die Debatte erhitzt zur Zeit
Sprachwissenschaftler, sie wird bis zum Ende des Jahres im Prager
Parlament weitergeführt, denn ein entsprechender Gesetzesentwurf ist
bereits eingebracht.
Annegret Krampová-Karrenbauerová,
Serena Williamsová oder Hillary Clintonová sind im tschechischen
Sprachgebrauch mit -ová versehen, Angelina Jolie, Marylin Monroe und
Romy Schneider (im Gegensatz zu ihrer Mutter Magda Schneiderová)
nicht. Das Regelwerk, wie die tschechische Sprachwissenschaft mit
Namen von Frauen aus dem nicht-tschechischen Sprachbereich umgeht,
ist äußerst komplex. Für tschechischen Frauen ist die Rechtslage
jedoch einfach. Die Frau führt die -ová-Endung (bei adjektivischen
Namen, z.B. "Malý" die weibliche Form - Malá), es sei
denn, sie lebt dauerhaft im Ausland, ist mit einem Ausländer
verheiratet, oder gehört einer Minderheit an (z.B. eingebürgerte
Vietnamesinnen).
Während Sprachwissenschaftler davor
warnen, die Movierung abzuschaffen, plädiert der Piraten-Abgeordnete
Ondřej Profant für die Entscheidungsfreiheit der Frau, ein "-ová"
zu führen oder nicht. "In der heutigen globalisierten Welt
arbeiten viele Frauen in multinationalen Unternehmen, halten Vorträge
auf internationalen Konferenzen oder veröffentlichen im Ausland, und
ein Familienname kann ihnen unnötige Probleme bereiten. In einigen
Staaten können die Behörden beispielsweise nicht nachvollziehen,
dass die Ehegatten verschiedene Nachnamen haben. Mein Ziel ist es
daher nicht, die tschechische Sprache zu vergewaltigen, sondern die
derzeitige Praxis an die Gesetzeslage anzupassen und so die Wahl
aller Frauen zu ermöglichen, sich für den Nachnamen zu
entscheiden", begründet Profant seineAnsicht.
Der Teufel steckt aber in der
tschechischen Grammatik, die auf solche Änderungen keineswegs
vorbereitet ist. Wie alle slawischen Sprachen, definiert das
Tschechische die grammatischen Fälle über Deklinationsendungen.
Endet ein Familienname auf einen Laut, der ein männliches
Deklinationsschema erfordert, so kann er nicht weiblich dekliniert
werden. Das heißt, die tschechische Sprache ist dann nicht mehr in
der Lage, sich exakt und eindeutig ausdrücken. "Der Sinn der
sogenannten Movierung, also der weiblichen Form, ist es, sich vor
uneindeutigen Sätzen und Missverständnissen zu schützen. Die
tschechische Sprache hat einen freien Satzbau, und durch die
Movierung ist klar, welche Funktion der konkrete Name im Satz hat,"
erklärt Sprachwissenschaftlerin Markéta Pravdová von der
Tschechischen Akademie der Wissenschaften.
Im Laufe der Zeit haben vor allem in
Städten Frauen vermehrt den Wunsch geäußert, alternativ die
"männliche" Version ihres Familiennamen zu führen. In
Prager Standesämtern hat man die Erfahrung gemacht, dass rund ein
Viertel der neuvermählten Frauen zwar den Namen ihres Gatten
annehmen möchten, allerdings ohne die besitzbezeichnende Endung.
Seltener zwar, aber doch, wurden auch von Männern Änderungswünsche
bekanntgegeben, die aus Solidaridät mit ihren Frauen eine männliche
Movierung ("-ový") annehmen wollten.
Bis Ende des Jahres wird über eine
mögliche Verwerfung der Movierung im Parlament debattiert und
anschließend abgestimmt werden. Sollten Änderungen beschlossen
werden, wären weite Teile der Bürokratie wie etwa das Meldewesen
und die Ausfertigung von Dokumenten stark betroffen. Innenminister
Jan Hamáček (ČSSD) sieht zwar Bedenken, kann sich aber auch
Änderungen vorstellen. "Dem Innenministerium zufolge gibt es
aber keine wesentlichen Gründe für eine solche Änderung.
Unterschiedliche Nachnamen sind ein Kennzeichen des tschechischen
Grammatiksystems. Ich persönlich denke, dass es von jedem abhängt,
wie er sich selbst nennen will. Daher bin ich offen für die Debatte
über eine Gesetzesänderung, die eine Umkehr der Regeln ermöglichen
würde", so Hamáček.
30.9., 10.30
DTIHK-Kuppel
Prag 1, Václavské nám. 40
1.10., 19h
Restaurace Sněmovna
Prag 1, Jakubská 5
2.10., 18.30
U Medvídků
Prag 1, Na Perštýně 5
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ENGLISCHSPRACHIGE VERANSTALTUNGEN
IN TSCHECHIEN:
3.10., 18h
BMW Urban Store
Prag 4, 5. května 65
8.10., 17h
Hotel Jalta
Prag 1, Václavské nám. 45
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