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POWIDL im neuen Gewand!
Neues Layout, aktueller, übersichtlicher
Handschellen im
Parlament
Gewaltenteilung, so
lernte man einst in
Staatsbürgerkunde, sei
die Grundlage eines
modernen
Rechtsstaates. Das
Dreieck aus Legislative,
Exekutive und
Judikative garantiert
dem Staatsbürger die
Machtbegrenzung der
Obrigkeit und die
Sicherung von Freiheit
und Gleichheit.
Jetzt sind in Tschechien
gleich mehrere Persön-
lichkeiten aus der
Politik ins Visier der
Justiz geraten - quer
durch die
Parteienlandschaft: Der
ehemalige sozialdemo-
kratische Hejtman
(vergleichbar mit einem
Ministerpräsidenten
oder Landeshaupt-
mann) der mittel-
böhmischen Region
David Rath zum
Beispiel, der vom
Parlament aus direkt
seinen Weg Richtung
Untersuchungshaft
angetreten hat, weil er
einen Weinkarton voller
Geldscheine mit sich
geführt hat. Die beiden
ehemaligen KDU-CSL-
Politiker und jetzigen
Top'09-Konservativen
Miroslav Kalousek und
Vlasta Parkanova auf
der anderen Seite.
Ersterer, weil er öfter
Vulgärausdrücke und
Fäuste für sich
sprechen lässt, letztere,
weil sie sich für ein
Finanz-desaster rund
um
Flugzeuganschaffungen
verantworten muss.
Gerade hier tun sich bei
österreichischen Lesern
des "Powidl" Parallelen
auf. Flieger? Zu teuer
angeschafft?
Ungeeignet für die
Ausrichtung der
Luftwaffe? Enormer
finanzieller Schaden?
Rundum trotz des
Schadens jede Menge
Profiteure? Gab es das
nicht auch in
Österreich? In
Tschechien ist vor
kurzem die ehemalige
Ministerin als eine
bedeutende politische
Verantwortliche aus
der Immunität
geschieden und der
Justiz übergeben
worden. Wie immer der
Prozess auch ausgehen
mag, wichtig ist, dass
die Vorfälle vor Gericht
aufgearbeitet werden.
Österreich kann hier ein
wenig neidvoll nach
Prag blicken. Gerade
bei Politikern und Ex-
Politikern wirkt an der
Donau die Judikative
noch etwas gelähmt.
So schwer die jüngsten
Vorfälle mutmaßlicher
Korruption auch
wiegen, in Tschechien
ist eine breite
Diskussion darüber
entbrannt, die auch die
Bevölkerung erfasst
hat. Zu wach sind noch
die Erinner-ungen an
Zeiten, in denen sich die
drei Staatsgewalten zu
einer großen
beherrschenden Macht
zusammen-ballten.
Sollte die Situation
bewältigt werden, wäre
das ein wichtiger Sieg
für die tschechische
Demokratie.
Frühere Powidl-
Kommentare
Wirtschaft
Politik
Powidls
Kommentar
In den Morgenstunden kamen die Einsatzfahrzeuge der Polizei mit Blaulicht und umstellten das
Gebäude der staatlichen Entwicklungsagentur "CzechInvest". Im Visier der Fahnder von der
Antikorruptions-Einheit sind Hinweise auf mutmaßliche Fälle von Vorteilsnahme bei
Vergabeverfahren.
Die unabhängige Aufdeckerplattform
"Ceska pozice" berichtete Anfang Juli von
Unregelmäßigkeiten bei der Ausschreibung
von Gewerbeflächen. CzechInvest stoplerte
offenbar über einen Fehler aus
Unachtsamkeit: "Auf der Webseite von
CzechInvest ist die auf 1. Juni datierte
Ausschreibung erst am 12. Juli aufgetaucht.
Also erst nach der Veröffentlichung der
ersten Medienberichte darüber, dass etwas
nicht in Ordnung sei", sagt Martin Shabu
von "Ceska pozice" im tschechischen
Fernsehen. Dabei hätte eine der CzechInvest
Razzia bei staatlicher Investitionsagentur "CzechInvest"
Es war der Borkenkäfer, der im Böhmerwald
die Gemüter entzweit hat. Entgegen der
Gebräuchlichkeiten in Nationalparks ließ der
mittlerweile zurückgetretene Direktor des NP
Böhmerwald (Sumava) Jan Strasky vom
Borkenkäfer befallene Bäume fällen. Und
das waren nicht gerade wenige.
Argumentiert wurde mit den wirtschaftlichen
Interessen von Anrainergemeinden und der
Lokalpolitik. Von internationaler Seite und
auch von Wissenschaftlern wird der
Kahlschlag im Böhmerwald als "Verrat" an
der Idee des Nationalparks scharf kritisiert.
Straskys Nachfolger, Jiri Manek, plädiert
nun für eine Zurückstufung des
tschechischen Teiles des NP Böhmerwald-
Bayrischer Wald. "Das ist, als würde
Präsident Klaus die UNESCO bitten, die
Prager Burg vom Weltkulturerbe zu
streichen", kritisiert Jaromir Blaha vom
Umweltverband Hnuti Duha.
Grenzüberschreitender Naturschutz stößt an seine Grenzen
Disharmonie herrscht zurzeit in Tschechiens grenzüberschreitenden Nationalparks. Der
tschechische Teil des NP Böhmerwald-Bayerischer Wald will aus Wirtschaftsinteressen eine
Herabstufung; zwischen dem österreichischen NP Thayatal und dem mährischen NP Podyji ist
ein "Fischerkrieg" entbrannt.
Heftige Kontroversen gibt es auch zwischen dem österreichischen und dem mährischen Teil des
Nationalparkkomplexes Thayatal-Podyji. NP-Thayatal-Direktor Robert Brunner droht mit dem
Ausstieg aus der "Europarc-Zertifizierung", die für europäische grenzüberschreitende
Nationalparks ausgegeben wird. Es geht um die nach Brunners Ansicht viel zu lockere Vergabe
von Fischereirechten an der Thaya bei den Tschechen in deren Teil des Parks. Tschechische
Fischer dringen in den Nationalpark ein und fischen angeblich sogar auch auf österreichischem
Staatsgebiet. "Wir haben die tschechische Seite bereits im November 2011 informiert, dass wir
große Probleme bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit feststellen", sagt Brunner
gegenüber den "Niederösterreichischen Nachrichten". "Tschechien muss klären, wie stark die
rechtliche Position des Nationalparks ist, um die Fischerei zu beschränken". Die Ankündigung
Tschechiens, die Fischerei "bis 2022" zu reduzieren, hält Brunner für "etwas dürftig".
Bild: Ceska pozice
nahestehende Firma zum Zug kommen sollen. Aufgrund der negativen Stimmung in der
Medienberichterstattung habe sich diese Firma aus der Ausschreibung zurückgezogen.
Handelsminister Martin Kuba hat eine interne Revision der Vorfälle angeordnet, als die
Antikorruptions-Polizei mit ihrer plötzlich angesetzten Razzia dem zuvorgekommen ist. "Sollte
sich irgendeine der Verdächtigungen, die im Raum stehen, bestätigen, dann werden wir
selbstverständlich hart durchgreifen", so der Minister.
Kohout wurde am 20. Juli 1928 in Prag geboren. 1946
trat er in die Kommunistische Partei der
Tschechoslowakei ein, aus der er 1969 ausgeschlossen
wurde. Gemeinsam mit dem späteren Präsidenten
Vaclav Havel verfasste er 1977 das
Gründungsdokument der Bürgerbewegung Charta 77.
Für seine Teilnahme an dieser Bürgerinitiative hat man
ihn im Jahr 1977 gemeinsam mit seiner Frau seiner
Wohnung in Prag zwangsweise verwiesen, zwei Jahre
später gegen seinen Willen nach Österreich
abgeschoben und ihm die tschechoslowakische
Staatsbürgerschaft aberkannt. Im folgenden Jahr
erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft, im
Jahr 1990 bekam er die tschechische wieder zurück.
Heute ist er Staatsbürger zweier Mitgliedsländer der
Europäischen Union. Er lebt, arbeitet und wählt sowohl
in Prag als auch in Wien.
Pavel Kohout - Dichter, Denker, Dissident
Der 1928 in Prag geborene Politiker Pavel Kohout wird dieser Tage im niederösterreichischen Weitra
für seine Verdienste um die tschechisch-österreichische Verständigung gewürdigt.
Erstmals vergibt die Waldviertel-Akademie ihren Akademiepreis, und wer eignet sich da
besser als erster Preisträger als der international bekannte Dramatiker und Dissident Pavel
Kohout? "Wir wollen ihm für seinen langjährigen Einsatz für die österreichisch-tschechische
Zusammenarbeit danken", betonte Ernst Wurz, Vorsitzender der Akademie und des
Wahlgremiums, das sich einstimmig für Pavel Kohout entschieden hat.
Kohout wurde mehrmals ausgezeichnet, u.a. 1977 mit dem Großen Österreichischen
Staatspreis für europäische Literatur, 1998 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für
Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 2002 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik
Deutschland. Zuletzt in Buchform erschienen sind u.a. seine Titel "Der Fremde und die schöne
Frau" (Osburg Verlag 2011), "Mein tolles Leben mit Hitler, Stalin und Havel" (Osburg Verlag
2010) und "Die Schlinge" (Osburg Verlag 2009).
Die Waldviertel Akademie hat schon zu Zeiten des "Eisernen Vorhanges" Kontakte zum
tschechischen Nachbarn unterhalten. Bereits am 10. Dezember 1989 wurde aus Anlass der
Grenzöffnung zur damaligen CSSR in Langau das gemeinsame Fest "Grenzenlose
Nachbarschaft" gefeiert, weitere Aktivitäten folgten. In Zusammenarbeit mit den Universitäten
in Brünn und Budweis, Gemeinden, NGO's sowie der Tschechischen Botschaft in Wien wurden
Projekte umgesetzt, die Waldviertel Akademie organisierte Symposien und bilaterale
Ausstellungs-, Forschungs- und Buchprojekte wie "Kulturen an der Grenze", "Zehn Jahre
offene Grenze", "Österreichisch-Tschechische Historikertage", "Verschwundene Lebenswelt -
Vergessener Alltag", das wissenschaftliche Begleitprogramm zur ersten
grenzüberschreitenden NÖ Landesausstellung 2009 und "Stories - Menschen an der Grenze".
Bild: Mariusz Kubik
Kirchenrestitution: Zurück zum Start
Die Regierungsparteien einigten sich vor der Sommerpause
auf ein neues Restitutionsgesetz für kirchlichen Besitz, der
während der kommunistischen Herrschaft enteignet wurde
(Powidl berichtete darüber). Ebendieses Gesetz wurde
jetzt vom Senat gekippt.
Seit der Wende 1989 wird um ein Gesetz zur Kirchenrestitution gerungen. Auch der
aktuelle Versuch, erstmals in der neuen Geschichte der Tschechischen Republik
Rechtssicherheit zu schaffen, ist gescheitert. Für die Oppositionsparteien war die
rückzuführende Betrag (ca. 2,4 Milliarden Euro) in Zeiten des Sparens zu hoch. Gleichzeitig
würden Präzedenzfälle für andere Restitutionsverfahren geschaffen meinte Milan Stech,
Fraktionsführer der Sozialdemokraten in der Senatskammer, die mit dieser Materie bereits
ein günstiges Thema für künftige Wahlkämpfe gefunden haben. Mit der hussitischen
Bischöfin von Olmütz, Jana Silerova, regt sich auch Widerstand von kirchlicher Seite zum
gescheiterten Gesetz. Sie kritisiert, dass die katholische Kirche der Tschechischen Republik
den Löwenanteil erhalte, die im Laufe der Geschichte zu vielerlei Gütern im Lande zu
Unrecht gekommen wurde. Es geht also in die nächste Runde im Streit um Geld, Macht,
Einfluss und Gerechtigkeit
Ein schrecklicher Unfall ereilte den erst
31-jährigen Vize-Umweltminister Jakub
Kulisek während seines Österreich-
Urlaubes am letzten Wochenende. Bei
einer Kanufahrt an der Enns nahe
Gstatterboden im steirischen Gesäuse
kenterte das Boot des Jungpolitikers.
CZ-Politiker in
Österreich tödlich
verunglückt
Während sein Mitfahrer sich schwimmend ans Ufer retten konnte, wurde Kulisek von der
Strömung erfasst und verfing sich unter Wasser an einem feststeckenden Baumstamm. Die
Bergrettung Steiermark konnte Kulisek nur noch tot bergen. Umweltminister Tomas Chalupa
beklagte in einer ersten Stellungnahme den Tod seines jungen Stellvertreters. Kulisek trat
den Posten im September 2011 an. "Sein Ableben ist für uns alle ein schwerer Verlust. Ich
schätze ihn sehr und die Art und Weise, wie er seine Arbeit gemacht hat. Er war ein toller
Bursch," schreibt Chalupa auf der Webseite des Umweltministeriums.
Bild: Umweltministerium cz
Grafik: Creative Commons