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Löhne in Tschechien
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Das tschechische Raucherwunder
Wussten Sie, dass Rauchen ausserhalb von Gaststätten wesentlich gesünder ist? Sie wussten es nicht? Wir auch nicht. Das tschechische Gesundheitsministerium hat uns aber eines besseren belehrt. Da niemand davon ausgeht, dass die Menschen von den Behörden bewusst hinters Licht geführt werden, kann man die erste veröffentlichte Statistik vonseiten der Gesundheitsbehörde als sensationell ansehen.

19.06.2018
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Kürzlich erklärte der Gesundheitsminister unter Berufung auf die neueste Studie des staatlichen Gesundheitsinstituts, dass im Zusammenhang mit dem sogenannten Antirauchergesetz der Anteil der Raucher im letzten Jahr in der Tschechischen Republik um 3,5 Prozent gesunken ist. Analysiert wurde der Zeitraum seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes vom Juni bis Dezember 2017. Das Gesundheitsministerium spricht von 9000 weniger Krankheitsfällen in diesem Zeitraum im Vergleich zu 2016 und holte sich auch noch zur Unterstützung ein Statement von Frau Professor Eva Králíková von der 1. Medizinischen Fakultät der Karls-Universität ein. "Wenn wir dieses Ergebnis auf ein Jahr aufrechnen, werden fast 20.000 Menschen weniger das Krankenhaus aufsuchen müssen". Abgesehen davon, dass diese Zahlen, woher auch immer sie kommen, jedem, der des Einmaleins mächtig ist und logisch denken kann, erkennen lassen, dass es sich hierbei entweder um ein Wunder, oder um billige Propaganda handelt, gibt es für die Statistiker des staatlichen Gesundheitsinstituts auch ein reales Problem: den Zigarettenverkauf. 

Nach Angaben des Finanzministeriums stieg die Verbrauchsteuer auf Tabakwaren im Jahresvergleich um 3,3 Prozent, und in diesem Jahr bereits um 9,9 Prozent in den ersten drei Monaten. Im direkten Vergleich wurden von Juni bis Dezember 2017 um eine halbe Milliarde Stück, also rund 25 Millionen Kartons Zigaretten sowie um 1,6 Millionen Stück Zigarren mehr gekauft. Nur bei Schnitttabak ergab sich ein leichter Rückgang.
"Aus den obigen Zahlen lässt sich nicht ableiten, dass der Konsum von Tabakerzeugnissen nach der Einführung des sogenannten Anti-Raucher-Gesetzes gesunken wäre. Im Gegenteil", sagte die Sprecherin des Finanzministeriums.

Da man nicht davon ausgehen kann, dass man die gekauften Zigaretten zum heizen verwendete, muss man daraus schließen, dass sogar mehr geraucht wurde. Dies deckt sich auch mit der Erkenntnis, dass trotz dauernder Preiserhöhungen der Zigarettenverkauf in Tschechien laut dem Bericht eher steigt als fällt. Auch von Seiten der Tabakerzeuger ist man überzeugt, dass das Rauchverbot keine großen Auswirkungen auf den Umsatz hat. "Ich glaube, es scheint so zu sein, dass das Antirauchergesetz keine Auswirkungen auf eine signifikante Verbrauchsreduzierung hatte", sagte der Sprecher von Japanese Tobacco International (Camel), Jiří Hauptmann.

Also nochmals zusammengefasst: Man hat nach der Einführung des Rauchergesetz mehr Raucher aber vermutlich 20.000 weniger Krankheitsfälle pro Jahr. Die Menschen rauchen zu Hause oder auf der Straße, was unter Berücksichtigung der Statistik des Gesundheitsministeriums die Raucher gesünder macht.

Kurios: Anti-Raucher Gesetz trifft die Bierbranche
Nicht - wie eigentlich zu erwarten - die Zigarettenkonzerne, sondern die Bierindustrie bekommt das neue Gesetz voll zu spüren. Laut der Geschäftsführerin des Tschechischen Brauereiverbandes, Martina Ferencová, kann das letzte Jahr nicht als erfolgreich angesehen werden. Ihrer Meinung nach könne der Markt mit der EET (elektronisches Kassensystem) zurechtkommen, aber das Anti-Raucher-Gesetz habe negative Folgen. Die Produktion von Bier für den heimischen Markt sank um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weiters wird von Seiten des Bierverbands bedauert, dass immer mehr sogenannte "Garagenpubs" entstehen, wodurch die Wirte auf der Strecke bleiben. Vor allem am Land haben die Gasthäuser massive Probleme mit dem neuen Gesetz. Tatsächlich wird im Parlament schon seit einiger Zeit eine Lockerung des Rauchergesetzes diskutiert. Man will aber noch die Zahlen der Gastronomie abwarten. Die Bierlobby macht Druck.

PS: Zum besseren Verständnis sei hier angemerkt, dass der Zigarettenkonsum in den letzten Jahren regelmäßig leicht zurück ging. Allerdings hat diese Entwicklung nichts mit dem Anti-Raucher Gesetz zu tun, da dies auch schon vor dessen Einführung der Fall war. Weiters werden viele der Zigaretten ins Ausland verkauft. Auch unter Berücksichtigung dieses Umstandes ist zu befürchten, dass der Zigarettenkonsum aufgrund des Verbots und der Tatsache, dass Jugendliche erst ab 18 Jahre rauchen dürfen, sich sogar erhöht. Bei den Jugendliche könnte das Verbot möglicherweise die Zigarette wieder "in" gemacht haben.
Paolo Neo wikimedia commens
Bild: Paolo Neo wikimedia commens
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