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Wenn alle Geschäfte, Restaurants, Hotels, Fitnesscenter und andere Dienstleister, die wegen der Pandemie geschlossen wurden, wieder aufmachen werden, stünde genug Kapital in den Händen der Tschechen zur Verfügung. Die neu berechneten Daten der Tschechischen Nationalbank (ČNB) zeigen, dass die Ersparnisse der privaten Haushalte in den zwölf Monaten der Pandemieeinschränkungen um durchschnittlich fast 27.000 Kronen (1.045 Euro) pro Kopf gestiegen sind. Das ist ungefähr das Vierfache des Betrags, der in den vergangenen zwanzig Jahren per anno angespart werden konnte.
Die Tschechen haben im vergangenen Jahr einen Rekordbetrag gespart
AUFGRUND DER AKTUELLEN COVIDMASSNAHMEN MUSS DIE RUBRIK
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Gestiegene Löhne und wenig Möglichkeiten, sein Geld auszugeben, führten zu diesem Ergebnis. Ob die angesparten Gelder jedoch sofort wieder in den Handel fließen, sei dahingestellt. Die Aufhebung der staatlichen Verbote erfolgen - wenn überhaupt - langsam und schrittweise, was bedeuten würde, dass der Handel vermutlich nur mäßig davon profitieren wird. Wie viel Geld wirklich in Umlauf wird, steht in den Sternen. Laut den Ökonomen lässt sich nicht einschätzen, ob überhaupt und falls doch, wie viel die Menschen von den Ersparnissen ausgeben und wie viel sie als Reserve zurückhalten werden. Aber selbst, wenn die Tschechen ihr gesamtes zusätzlich erspartes Geld ausgeben würden, werden die Unternehmen die Verluste nicht wettmachen können.
Aktuelle ČNB-Daten zeigen, dass die Bürger Ende Februar insgesamt fast 2,9 Billionen Kronen auf Bankkonten hinterlegt haben. "Die Differenz zwischen Februar 2021 und 2020 beträgt 341,2 Mrd. Kronen (13,2 Mrd. Euro), was einer Steigerung von 13,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, dem höchsten Stand seit Mai 2009", sagte ČNB-Sprecherin Petra Vodstrčilová gegenüber der Tageszeitung "Lidové noviny".
Wie die Analyse des Chefökonomen der Trinity Bank, Lukáš Kovanda, zeigt, haben die Tschechen fast das Fünffache der 5.478 Kronen, die in einem ähnlichen Vergleich in den zwanzig Jahren vor der Pandemie durchschnittlich jährlich eingespart wurden, gebunkert. "Wenn wir die Inflation berücksichtigen, haben die Tschechen in den zwölf Monaten der Pandemie, von Anfang März 2020 bis Ende Februar 2021, real etwa 4,2-mal mehr Ersparnisse angesammelt. Sie haben also viermal mehr gespart als in diesem Jahrtausend üblich", sagte Kovanda über seine Analyse.
"Ich stehe den Erwartungen des Handels, dass die Menschen das Geld sofort investieren werden, skeptisch gegenüber. Sicherlich werden die Leute sich etwas gönnen und kaufen wollen, was sie monatelang nicht konnten. Aber selbst wenn die Ersparnisse der privaten Haushalte massiv gestiegen sind, wird ein großer Teil der Rücklagen bestehen bleiben und Anschaffungen werden verschoben werden", sagte Štěpán Křeček, Ökonom bei BH Securities.
"Aus den Erfahrungen des vorigen Jahres, als sich die Leute nach dem ersten Lockdown in die Ausgaben stürzten, wissen wir, dass sich das Umsatzwachstum nach zwei bis drei Wochen leicht verlangsamen wird", berichtete Luboš Kastner, Mitinhaber von Hospodska, die acht Restaurants in Pilsen und Prag betreibt. Er wies darauf hin, dass der Anstieg der Ausgaben auch durch den Preisanstieg beeinflusst wird, der unvermeidlich ist. Nicht nur in der Gastronomie, sondern auch in den anderen Branchen werden höhere Preise festgelegt werden. Und vonseiten des Staats ist auch mit einer Steuererhöhung zu rechnen.
"Zum Jahresende stieg der Durchschnittslohn auf 40.000 Kronen (1.550 Euro). Auch dank der Sonderzahlungen für das Covid-Personal. Die Menschen konnten nicht viel ausgeben, und sie legten auch Geld für schlimmere Zeiten beiseite, sodass sie mehr von ihrem Einkommen in Ersparnisse steckten. Jetzt haben sie 120 Milliarden (4,64 Mrd. Euro) mehr als bei einer normalen Sparquote. Darüber hinaus werden sie in diesem Jahr dank Steuersenkungen (Einkommensteuer) schrittweise 80 Milliarden (3,1 Mrd. Euro) dazubekommen. Insgesamt 200 Milliarden (7,74 Mrd. Euro) zusätzlich zu den Ausgaben. Wenn wir Fortschritte bei der Impfung machen, wird sich die Wirtschaft entspannen. Ich gehe davon aus, dass die Sparquote sinken wird, die Menschen zur Normalität zurückkehren und der Verbrauch der Haushalte steigen wird", sagte Aleš Michl, Mitglied des ČNB Bank Board.
Tatsache ist aber auch, dass die Einsparungen nicht gleichmäßig verteilt sind. Menschen mit höherem Einkommen können mehr sparen, weil deren finanzielle Situation sich seit diesem Jahr durch die Abschaffung des Superbruttolohns und die Senkung der Einkommensteuer verbessert hat. Selbst großzügige Ausgaben der Kunden werden die Verluste der Händler und aller Dienstleister in keiner Weise (auch unter Berücksichtigung der staatlichen Entschädigung) kompensieren können. Beispielsweise werden allein in der Gastronomie die Umsatzverluste auf mehr als 100 Milliarden Kronen (3,9 Mrd. Euro) geschätzt.
Das Finanzministerium war ursprünglich vom Rückfluss der Ersparnisse überzeugt. In der Januar-Prognose der tschechischen Wirtschaft für dieses Jahr wurde ein Anstieg des Verbrauchs um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. Jetzt, im April, hat das Ministerium seine Schätzung deutlich reduziert - auf nur 0,1 Prozent des Wachstums und Verbrauchs. Nach Angaben des Ministeriums wird die Steigerung der Wirtschaftsleistung erst im nächsten Jahr in größerem Maß auf höheren Haushaltsausgaben beruhen.