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Die meisten Tschechen unterstützen zwar weiterhin die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge, jedoch wächst die Skepsis die Krise langfristig bewältigen zu können. Dies geht aus einer aktuelle Umfrage der Agentur STEM hervor.
Soziologen der STEM-Agentur untersuchten die Einstellung der tschechischen Gesellschaft zu den aktuellen Herausforderungen und Problemen, die sich aus der russischen Aggression in der Ukraine ergeben. Sie fragten auch nach der Einschätzung der Vorgangsweise der Europäischen Union und dem Sicherheitsgefühl in Mitteleuropa.
"Für die tschechische Gesellschaft stellt die russische Invasion in der Ukraine ein noch nie dagewesenes Gefühl der Bedrohung dar. Die Unterstützung für die NATO-Mitgliedschaft hat zugenommen, während Russland in den Augen der Öffentlichkeit an Ansehen verloren hat", kommentierte Martin Buchtík, Soziologe und Direktor der STEM-Agentur. Ein Drittel der tschechischen Öffentlichkeit schätzt die Sicherheitslage in Mitteleuropa als schlecht ein. Ihrer Meinung nach ist der Ausbruch eines Konflikts nur eine Frage der Zeit. Nur neun Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Mitteleuropa militärisch nicht gefährdet ist. Das ist die prozentuell niedrigste Einschätzung seit 1994.
Die tschechische Gesellschaft ist überwiegend antirussisch eingestellt. 57 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Russland der Aggressor im Krieg in der Ukraine ist. In der Studie wird diese Menschen in zwei Gruppen unterteilt: diejenigen, die Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine nachdrücklich befürworten, und diejenigen, die die Hilfe zwar begrüßen, aber gewisse Grenzen darin sehen, insbesondere im Hinblick auf militärische Hilfe.
Die "heroische Phase der Reaktion der tschechischen Gesellschaft hinsichtlich der Ankunft der ukrainischen Flüchtlinge" neigt sich laut der Studie jedoch dem Ende zu. Nach einem emotionalen Start lassen Begeisterung und Bereitschaft nach. Im Gegenteil, die Befürchtungen über die Folgen, die die Ankunft der Flüchtlinge für die tschechische Gesellschaft haben wird, nehmen zu. "70 Prozent der Bevölkerung glauben, dass dieser Zustand zu einer Schwächung der sozialen Sicherheit der tschechischen Bürger führen wird, heißt es in der Analyse.
Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt auch nicht, dass die Tschechische Republik 250.000 ukrainische Flüchtlinge im Rahmen ihrer Integrationskapazitäten aufnehmen kann. Langfristig sind etwa vier Prozent der tschechischen Bevölkerung stark pro-russisch eingestellt. Es gibt jedoch potenziell Zehntausende von aktiven Einzelpersonen, "die durch Aktivitäten im öffentlichen Raum oder in den sozialen Medien den Anschein erwecken, dass es viel mehr sein könnten", heißt es in der Studie.
Etwa sechs Prozent der Bevölkerung nehmen die Situation in der Ukraine ebenfalls im Sinne der offiziellen russischen Interpretation wahr, also als Provokation durch die NATO. Sie betrachten die Ukraine als einen künstlichen Staat. Was die Flüchtlingskrise betrifft, so sind laut der Umfrage zwei Drittel der Tschechen bereit zu helfen. Diese Zahl hat sich seit dem Beginn der russischen Invasion nicht wesentlich verändert.
Selenskyj mit Rekordunterstützung
Die STEM-Forscher fragten auch nach der Sympathie von ausländische Politiker. Von diesen genießt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die größte Popularität unter den Tschechen: 62% der Befragten geben ihm eine positive Bewertung. Nur die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová ist noch beliebter. Auf der anderen Seite hat der russische Präsident Wladimir Putin nur noch acht Prozent an Sympathisanten in Tschechien. Auch die Anzahl der Unterstützer des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán ist rückläufig.
Der Umfrage zufolge sprechen sich nun deutlich mehr Tschechen für die Mitgliedschaft in der NATO aus, und zwar von einst 68 Prozent auf derzeit 78 Prozent. Das gilt auch für die Mitgliedschaft in der Europäischen Union (von 46 auf 54 Prozent).
Die Studie untersuchte auch die Einstellung der Tschechen zu steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen. Drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger schätzten die wirtschaftliche Lage im Inland als eher schlecht ein. Soziologen warnen davor, dass steigende Preise und Inflation verschiedene Teile der Gesellschaft unterschiedlich treffen werden. Sie können sich nicht nur auf das Leben der ärmsten Haushalte auswirken, sondern auch auf das der unteren Mittelschicht und bis zu einem gewissen Grad auf das der oberen Mittelschicht.
Bei zwei Drittel der Tschechen hat die Ukraine-Euphorie nachgelassen
Bild: Mvs.gov.ua, CC BY 4.0
Ukrainische Flüchtlinge
bei der Grenzüberschreitung nach Polen