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Wirtschafts-veranstaltungen
DTIHK-Konjunkturumfrage
2021
Konjunkturaussichten
für Tschechien zwiespältig
AUFGRUND DER AKTUELLEN COVIDMASSNAHMEN MUSS DIE RUBRIK
"WIRTSCHAFTS-VERANSTALTUNGEN"
LEIDER AUSFALLEN
Wirtschaftsaussichten
Auf den ersten Blick wenig
Überraschungen: Die Unternehmen in Tschechien bewerten die
Wirtschaftsaussichten für das laufende Jahr wesentlich besser als
die aktuelle Lage im Teil-Lockdown. Knapp 40 % sehen für die
Wirtschaft ein Licht am Ende des Tunnels, fast jedes zweite
Unternehmen (47%) rechnet mit besseren Aussichten für das eigene
Geschäft.
Diesen Positivtrend bestätigen auch
weitere Indikatoren. Ganze 55 % der Investoren rechnen mit einer
Steigerung ihres Gesamtumsatzes, beim Exportabsatz (35%), bei den
Investitionsausgaben (34%) sowie bei den Einstellungen (36%) geht
immerhin deutlich mehr als ein Drittel der Unternehmen von einer
Steigerung aus. Mit diesem Zahlen bewegen wir uns bei den
Einschätzungen im Ganzen auf Vorkrisenniveau, stoßen uns
allerdings aus der Talsohle des Jahres 2020 ab.
Gespaltene Wirtschaft
Blickt man detailliert auf die
Einzelergebnisse der Konjunkturaussichten, dann spiegelt sich
jedoch deutlich die pandemiebedingte Spaltung der Wirtschaft
zwischen den Sektoren. Wenn jedes fünfte Unternehmen die aktuelle
Wirtschaftslage als "gut" bewertet, dann sind zwei Drittel
davon aus dem verarbeitenden Gewerbe und nur 15 Prozent aus dem
Dienstleistungsbereich. Dabei handelt es sich in erster Linie um
unternehmensnahe Dienstleitungen.
Lohnkosten
Diese Spaltung zeigt sich auch bei
den geplanten Lohnkostenerhöhungen. Im verarbeitenden Gewerbe
rechnen deutlich mehr Unternehmen (60%) mit einer Steigerung von
bis zu 8 %, als bei den Dienstleistern (nur 38 %).
Insgesamt ist im Vergleich zur
steilen Entwicklung der Jahre 2018 und 2019 der Druck bei den
Lohnkosten durch die Pandemie erst einmal rausgenommen. Die
überwältigende Mehrheit der Unternehmen (87%) rechnet mit keinen
oder geringeren bis moderaten Lohnerhöhungen. Das ist aber nur
eine Atempause. Die Lohnspirale dürfte sich schon bald wieder
schneller nach oben schrauben.
Risiken: Fachkräftemangel und
Nachfrage
Die Unternehmen beklagen nämlich
weiterhin einen erheblichen Fachkräftemangel, der sich verstärken
wird im Laufe des Jahres, da zugleich fast jedes zweite
Unternehmen optimistisch auf die eigene Geschäftsentwicklung 2021
blickt. Im Fachkräftemangel sehen daher auch rund 60% der
Investoren das mit Abstand größte Risiko für die
wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens in den kommenden 12
Monaten. Mehr als jedes zweite Unternehmen (53%) sieht in einem
Nachfragerückgang, 34% in den wirtschaftspolitischen
Rahmenbedingungen ein erhebliches Risiko, geschuldet den
Lockdown-Erfahrungen.
Standortqualitäten: Absteiger
"politische und soziale Stabilität"
Unter den Top 5 der
Standortqualitäten haben sich lediglich Verschiebungen innerhalb
der Gruppe ergeben. Langfristige positive Konstanten sind neben
der EU-Mitgliedschaft Tschechien vor allem die "Produktivität
und Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer" (von Platz 5 auf 2
vorgerückt), die "Qualität und Verfügbarkeit lokaler
Zulieferer" (Platz 3), und die akademische Ausbildung (Platz 5).
Die Zahlungsdisziplin ist aufgrund der Krise von Platz 2 auf 4
abgerutscht, aufgrund der abgebremsten Lohnspirale werden aber
auch die Arbeitskosten nicht mehr als negatives Standortkriterium
wahrgenommen (von Platz 13 auf 7).
Der unrühmliche letzte Platz von 21
Kriterien gebührt seit einigen Jahren der "Verfügbarkeit von
Fachkräften". Die dramatischen Absteiger 2021 bei den
Standortkriterien ist die "politische und soziale Stabilität"
(von Platz 8 auf 17) und die "öffentliche Verwaltung" (von
Platz 15 auf 19). Ein deutlicher Warnschuss an die Politik.
Öffentliche Verwaltung -
Digitalisierungsdefizit
Dass die Digitalisierung eines Landes
immer mehr zum entscheidenden Maßstab in der Bewertung eines
Investitionsstandortes wird, das machen auch die Investoren in der
aktuellen Konjunkturumfrage deutlich. Während Tschechiens analoge
öffentliche Verwaltung immer schlechter bewertet wird, sind in
Estlands Verwaltung über 3000 digitale öffentliche Dienste
verfügbar. Somit hat das baltische Land im MOE-Ranking der
Investoren Tschechien abermals den Platz 1 streitig gemacht.
Dieser Trend hat vor der Pandemie eingesetzt und wird durch sie
verstärkt.
Die Chance - Nearshoring "Zurück
nach Europa"
Planen Sie in absehbarer Zeit den
Ersatz oder die Ergänzung bisheriger Zulieferer? Ein gutes
Drittel (36%) der Unternehmen beantworten diese Frage mit
"möglich" und 13% mit "sehr wahrscheinlich". Gefragt nach
den Regionen, in denen die Zulieferer gesucht werden, macht die EU
mit Mittelosteuropa (65%), Westeuropa (43%) und Deutschland (39%)
deutlich das Rennen gegenüber Asien-Pazifik (24%) und
europäischen Ländern außerhalb der EU (19%). „Eine
Chance, die Tschechien jetzt aktiv ergreifen sollte, um sich mit
seiner Industriekompetenz und einer zügigen Digitalisierung und
Robotisierung die Pole-Position von Estland zurückzuholen“,
so geschäftsführender DTIHK-Vorstand, Bernard Bauer.
Zur Umfrage in Tschechien
Befragungszeitraum: 11. März – 16. April 2021
Teilnehmerkreis: 129 Mitgliedsunternehmen der DTIHK und deutsche Unternehmen in Tschechien
Beteiligung nach Sektoren: 42,5 % verarbeitendes Gewerbe, 41 % Dienstleistungen, 11,5 % Handel, 4 % Bauwirtschaft, 1 % Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung
* Das MOE-Ranking der Investitionsstandorte basiert auf Daten von insgesamt 15 deutschen Auslandshandelskammern in den jeweiligen Ländern.