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BALL DER ÖSTERREICHER IN PRAG

19.1.2018

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Löhne in Tschechien

WAHL 2017

Endstand	29,64%	11,32%	10,79%	10,64 %	7,76%	7,27%	5,80%	5,31%	5,18%
	ANO	ODS	PIRÁTI	SPD	KSČM	ČSSD	KDU-ČSL	TOP'09	STAN
Sitze	78	25	22	22	15	15	10	7	6

PARLAMENTSWAHL 2017 - Endergebnis

Die berühmte Poldi-Hütte steht vor dem Aus

Das Stahlwerk in Kladno, das 1898 von Karl Wittgenstein gegründet wurde, war einst das Flaggschiff der tschechischen Stahlproduktion. Nach unzähligen Zerschlagungen und Privatisierungen stehen die letzten verbliebenen Teile des traditionellen Werks vor dem Aus.

Die Poldi-Hütte hatte eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Im Jahre 1909 fand der Poldi-Stahl Verwendung beim Bau des Rennwagens Blitzen-Benz und 1930 wurden Stahlerzeugnisse der Poldi-Hütte beim Bau der Sydney Harbour Bridge eingesetzt. Im Jahre 1916 wurde das Werk wegen umfangreicher Rüstungsaufträge für das österreich-ungarische Heer während des Ersten Weltkriegs ausgebaut. Nach der Annexion der Tschechoslowakei durch das Dritte Reich wurde die Poldi-Hütte Teil der Reichswerke Hermann Göring. Nach der Machtübernahme der tschechoslowakischen Kommunisten 1948 wurde das Unternehmen verstaatlicht und in die Planwirtschaft eingegliedert. Anfang 1969 begann die Herstellung der ersten Chirurgenbestecke aus rostfreien Poldi-Stahl. Im Jahr 1990 erhielt Poldi auf der Brüsseler Eureka-Messe eine Goldmedaille für den Stahl POLDI ATABOR, der zur Lagerung von Atommüll dient.

Bis heute produziert das Unternehmen vorwiegend hochlegierten Schmiedestahl für den Werkzeug-, Schiff- und Fahrzeugbau, aber auch für Windkraftanlagen und Kernkraftwerke. In seiner Blütezeit 1929 waren 4000 Menschen bei Poldi beschäftigt. Heute sind es nur noch 150, die nun vor der Entlassung stehen.

Die Probleme von Poldi Kladno begannen nach 1989, als sich die sozialistischen Märkte auflösten und die heimische Industrieproduktion eingeschränkt wurde. Das Werk wurde vom Unternehmer Vladimír Stehlík privatisiert, der keine Erfahrung in diesem Bereich hatte. Unter seiner Führung gingen Teile des Betriebs nach und nach in Konkurs und stellten die Produktion ein. Poldi gehört jetzt zu Rucarto Limited, registriert in Zypern, mit Exekutivagenten Ital Adriano Zambon.

Der Gesamtbetrag der Forderungen für Poldi und seine Schwesterfirma Poldi Trade, die ebenfalls in den Bankrott geht, beläuft sich laut dem Insolvenzverwalter auf 1,1 Milliarden Kronen (42,8 Mill. Euro). Sämtliche Sanierungsversuche schlugen fehl.

Gesamtforderung von 1,1 Milliarden Kronen

Der Insolvenzverwalter Adam Sigmund sagte vor Pressevertretern, er werde versuchen, das Stahlwerk als Ganzes zu verkaufen, um seinen Wert so weit wie möglich zu erhalten, damit in Zukunft die Produktion wieder hergestellt werden kann.

"Ich möchte nicht sagen, dass die momentane Situation das endgültige Ende von Poldi bedeutet. Wir versuchen das Werk als Ganzes zu verkaufen, sodass ein neuer Investor weitermachen kann", sagte Sigmund. Ihm zufolge gibt es einen Interessenten aus Deutschland.

"Wir werden mit dieser Person in Kontakt bleiben. Wir hoffen, dass auch andere Kandidaten sich für das Werk interessieren, damit wir einen höheren Preis erzielen können", so Sigmund weiter. Die Gläubiger werden letztendlich entscheiden, an wen und um wieviel verkauft wird. "Wir werden versuchen, so schnell wie möglich eine Lösung herbeizuführen aber ich schätze, dass es noch einige Monate brauchen wird", sagte Sigmund. Die verbleibenden 149 Mitarbeiter der beiden Unternehmen können nicht damit rechnen, bezahlt zu werden und ihre Arbeitsplätze zu behalten. Die Entlassung wird laut Sigmund wahrscheinlich jeden betreffen.