Eigentlich klingt es absurd, dass ausgerechnet eine Nation die Atomstrom
favorisiert, weltweit Solarkraftwerke baut. Fakt ist allerdings, dass
das tschechische Know-how in Sachen Solartechnik weltweit gefragt
ist. Immer mehr tschechische Solar-Unternehmen expandieren ins
Ausland.
Das
tschechische Unternehmen Solek steigt in den aufstrebenden Solarmarkt
im Iran ein. Der Solarentwickler aus Prag hat, in der persischen
Provinz Semnan von den Behörden grünes Licht für die Errichtung
eines Solarkraftwerk mit einer Leistung von 10 MW, bekommen. Dies
ist das erste tschechische Projekt in einem Land, das wiederholt
weltpolitisch unter Beobachtung steht.
"Es ist wichtig, gleich am Anfang dabei zu sein, weil im Iran ein Umdenken in Richtung Nutzung von Sonnenenergie beginnt. Dadurch ist es jetzt noch möglich, einen günstigen Anschaffungspreis zu erzielen", sagte Zdeněk Sobotka, Inhaber der Solek Group. Die Baukosten werden etwa 300 Millionen Kronen (11,7 Millionen Euro) betragen. Vermutlich wird das Projekt von der chinesischen EximBank finanziert, aber es sind laut Sobotka auch noch andere Geldgeber im Spiel.
Solek ist auch in Chile tätig und hat in diesem Jahr in Cuz Cuz sein erstes Photovoltaikkraftwerk für 100 Millionen Kronen (3,9 Millionen Euro) errichtet. In Planung sind zwei weitere Solarkraftwerke, die aus dem Verkauf von Anleihen finanziert werden.
Photon Energy in Australien und Südamerika
Sein
Glück in Australien gefunden hat ein weiterer tschechischer
Solar-Entwickler, die Firma Photon Energy, die bereits zwei
48-MW-Kraftwerke in Down Under betreibt. Mit lokalen Partnern
bereitet das Unternehmen sieben große Solarprojekte mit einer
Gesamtkapazität von 1,4 GW vor. Die Größenordnung entspricht fast
drei Viertel aller Photovoltaikkraftwerke in der Tschechischen
Republik.
"In
Australien gibt es gute Bedingungen für Solarstrom und hohe
Einkaufspreise. Nach der geplanten Schließung einer Reihe von
Kohlekraftwerken, müssen diese nun ersetzt werden", erklärt Georg
Hotar, einer der Inhaber von Photon Energy.
Darüber
hinaus steht das Unternehmen für den Bau von kleinere Anlagen in
Ungarn in Verhandlung, wo in den nächsten zwei Jahre von seiten der
Regierung der Ausbau der Solarenergie vorangetrieben wird. Laut
Hotar ist die Abwicklung in Ungarn viel einfacher als in der
Tschechischen Republik.
Bild: Photon Energy
Für
Ungarn interessiert sich auch der slowakische Unternehmer und Milliardär, Zdeněk
Zemek, Eigentümer des Stahlkonzerns Z-Steel, der in der
Tschechischen Republik bereits mehr als 40 Megawatt Photovoltaikstrom
produziert. 2015 hat er eine 5-Megawatt-Solaranlage in der
Ukraine fertiggestellt und erwägt nun eine weitere ähnlich große
Investition.
"Am
aktuellsten ist für uns im Moment Ungarn. Wir sehen uns
alle Projekte an und wählen die besten aus", sagt er. Ungarn
hat sich für eine kontrollierte Entwicklung der Solarenergie
entschieden und wird mit einem guten Kaufpreis bis zu 2,7 GW
ausbaubare Kraftwerke unterstützen.
"Der
Kaufpreis beträgt 2,50 Kronen pro Kilowatt und die Baukosten pro
Kilowatt betragen 15 Kronen", erklärt Zemek. Seinen Worten
zufolge wird die Rentabilität höher sein als im Jahr 2010 in
Tschechien, weil die Kosten für Photovoltaik in Tschechien
mittlerweile um das Siebenfache gesunken sind.
In
der Tschechischen Republik werden keine neuen Photovoltaikkraftwerke
in großer Stückzahlen gebaut. Hier konzentrieren sich lokale
Unternehmen vor allem auf die Installation von Solarpaneele, die in
diesem Jahr aus EU-Mitteln gefördert werden.
Auf
dem Markt gibt es eine Umgruppierung von Kräften. Die
Investoren sind an den Ressourcen interessiert, die in den Boomjahren
2009 und 2010 entstanden sind und hohe Buy-out-Preise für Strom aus
dem Land garantiert haben. So hat der China-CEE-Fonds im März
2016 die Energy 21-Gruppe gekauft, die in der Tschechischen Republik
über 60 MW Photovoltaik-Strom erzeugt. In jüngster Zeit haben
die Unternehmer Jan Chrenko und Jiří Fast am Flughafen Tuřany in
Brünn ein PV-Kraftwerk gekauft, das mit 21 Megawatt das viertgrößte
in der Tschechischen Republik ist.
Der
größte Eigentümer von Solarkraftwerken (126 MW) ist die
halböffentliche Gesellschaft ČEZ in der Tschechischen Republik. Das
Unternehmen ist aber in der Sparte Solarenergie nur im Inland aktiv
und konzentriert sich im Ausland mehr auf Windenergie, insbesondere für
Projekte in Deutschland und Frankreich.