Die Automobilindustrie war der Hauptgrund für den Rückgang in den vorangegangenen Monaten, und die Entwicklung ist weiterhin nicht rosig. Dies geht aus den vom ČSÚ veröffentlichen Daten hervor. Die Industrieproduktion ist im November im Vergleich zum Vormonat um 4,9 Prozent gestiegen.
"Das Wachstum der Industrieproduktion im November ist ein gutes Ergebnis. Es war nach dem April der zweitstärkste Monat des Jahres 2021, trotz der anhaltenden Probleme in der Automobilproduktion", sagte Radek Matějka, Direktor der Statistikabteilung für Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Bau und Energie des ČSÚ.
Die Autoproduktion ging im Vergleich zum November letzten Jahres um sieben Prozent zurück. Neben der Covid-Pandemie ist Tschechien auch mit einem Mangel an Chips konfrontiert. Das waren auch die Hauptgründe für den Rückgang im Oktober des Vorjahres. "Der durch die Chipkrise verursachte Rückgang der tschechischen Industrie um 4,9 Prozent im Oktober war der drittgrößte in der EU, nur in Portugal und Rumänien war der Rückgang der Industrieproduktion noch größer", sagte Veronika Doležalová, Leiterin der Abteilung für Industriestatistik des tschechischen Statistikamtes.
Im November wuchs beispielsweise die Produktion von Maschinen und Ausrüstungen um mehr als 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Produktion und Verteilung von Energie stieg um 5,2 Prozent und die Produktion von Nahrungsmitteln nahm um 10,5 Prozent zu. In der Holzverarbeitung gab es ein schlechteres Ergebnis als im November 2020 und die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Instrumenten und Geräten ging ebenfalls zurück.
Der Wert neuer Aufträge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 9,3 Prozent. Die Auftragseingänge aus dem Ausland stiegen um 10,5 Prozent, die der Inlandsaufträge um 6,8 Prozent. In der Metallverarbeitung, der Metallurgie- und Gießereiindustrie erreichte das Auftragsvolumen ein Plus von mehr als 50 Prozent. Bei der Herstellung von Chemikalien und deren Zubereitungen waren es 40 Prozent. Die Auftragslage im Fahrzeug- und Maschinenbau brach jedoch um fast ein Viertel ein.
Die Zahl der Beschäftigten in der Industrie blieb gegenüber November letzten Jahres unverändert. Ihre durchschnittlichen Bruttolöhne stiegen jedoch um 5,5 Prozent.
Analysten: Die Industrie wuchs aufgrund einer verbesserten Versorgung mit Ersatzteilen und Materialien
Die tschechische Industrie hat sich im vergangenen November dank des Endes der Stilllegungen beim größten Automobilhersteller Škoda Auto und der Entspannung der Lieferketten positiv entwickelt. Die von der ČTK befragten Analysten stimmten dem zu. Für das Gesamtjahr wird ein Wachstum von etwa sieben Prozent erwartet.
"Für den letzten Monat des vergangenen Jahres dürfte die Industrie ein ähnliches oder sogar leicht besseres Ergebnis als im November vorweisen, was das Produktionswachstum für das gesamte Jahr auf etwa sieben Prozent lenken würde", sagte Patrik Rožumberský, Analyst der UniCredit Bank, gegenüber der ČTK. Seiner Meinung nach werden die Chancen auf eine Beschleunigung des Produktionswachstums ab Dezember durch bessere Stimmungsindikatoren im verarbeitenden Gewerbe, sowie durch einen Wiederanstieg der Auftragseingänge, einschließlich der Aufträge in der Automobilproduktion, begünstigt.
Die Probleme der Branche im Zusammenhang mit einem Mangel an Ersatzteilen oder Problemen bei der Auftragsvergabe sind zwar noch nicht ausgestanden, aber die Frühindikatoren vom Dezember deuteten bereits darauf hin, dass sich die Lage allmählich verbessert hat, so Jakub Seidler, Analyst beim tschechischen Bankenverband. Dies zeige sich nicht nur in der Befragung deutscher, sondern auch inländischer Unternehmen der Industrie, sagte er. Die schlimmsten Probleme in Bezug auf die Versorgung von den Zulieferern dürften daher nach den derzeitigen Indikatoren überstanden sein, fügte er hinzu.
Am Ende des Jahres begann sich die Lage in der Industrie wieder zu verbessern, so Bohuslav Čížek, Direktor der Abteilung Wirtschaftspolitik des Verbandes für Industrie und Verkehr. Er geht davon aus, dass das Gesamtvolumen der Industrieproduktion das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 erreichen könnte.
"Die Verbesserung der Industriedaten im November ist vor allem auf die Automobilproduktion zurückzuführen, die sich dank der gestiegenen Komponentenlieferungen ein wenig erholte", so Michal Brožka, Analyst der Komerční banka. Im Jahresvergleich war die Kfz-Produktion zwar immer noch um sieben Prozent rückläufig, aber im Oktober betrug der Rückgang immerhin noch 33 Prozent. Die positiven Auswirkungen dieser Entwicklung sind auch in verwandten Sektoren wie der Kunststoff- und Textilindustrie zu spüren, stellte er fest.
Obwohl das Ende des Produktionsstillstands beim größten tschechischen Autohersteller der tschechischen Autoindustrie zumindest eine kleine Atempause verschaffte, ist der Rückgang der Autoproduktion im November ein Beweis dafür, dass die Probleme noch lange nicht überwunden sind, so Helena Horská, Analystin der Raiffeisenbank. Die Zügel der tschechischen Industrie seien von der Maschinenbauindustrie, der Energieerzeugung und -verteilung sowie der Lebensmittelindustrie übernommen worden, fügte sie hinzu.
Bauproduktion verlangsamt sich um zwei Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr
Die Bauproduktion in der Tschechischen Republik verlangsamte sich im November auf zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr, im Oktober waren es allerdings noch 3,7 Prozent. Der Hochbau, der Bau von Wohn- und Nichtwohngebäuden, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent. Der Tiefbau, der Bau von Straßen oder Telekommunikations- und Energienetzen, ging dagegen um vier Prozent zurück.
Nach dem Ausbruch der Covid-19-Epidemie im März 2020 gab es einen Einbruch der Bauproduktion. Seit April 2020 kam es zu einer kontinuierlichen Abschwächung in der Branche, die erst seit Mai letzten Jahres im Jahresvergleich gebremst wurde, und seither einen leichten Anstieg verzeichnete.
Die Zahl der Baubprojekte stieg im November im Vergleich zum Vorjahr um 14,7 Prozent auf 3.202. Dagegen sank die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr um 10,7 Prozent auf 3.342. Die Zahl der fertiggestellten Einfamilienhäuser ging um 5,7 Prozent zurück, während die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern um 35,5 Prozent sank.
"Während neue Baubprojekte mehr werden, verlangsamen sich die Fertigstellungsarbeiten", sagte Petra Cuřínová, Leiterin der ČSÚ-Abteilung Bau- und Wohnungsstatistik. Ihr zufolge ist der Rückgang bei den Wohngebäuden durch eine hohe Vergleichsbasis beeinflusst. Die Fertigstellungen von Einfamilienhäusern sind nach einem vielversprechenden Oktober wieder ins Minus gerutscht, was auf einen Mangel an Baukapazitäten und steigende Preise für Baumaterialien zurückzuführen sein könnte, fügte sie hinzu.
Die durchschnittliche Zahl der gemeldeten Beschäftigten im Baugewerbe ist im vergangenen November gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozent gesunken, während die durchschnittlichen Bruttomonatsgehälter im November 2020 um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind.
Die Tschechische Republik verzeichnete im November nach fünf Monaten wieder einen Außenhandelsüberschuss
Der Außenhandel der Tschechischen Republik verzeichnete im November einen Überschuss von 5,7 Mrd. Kronen (234,2 Mio. Euro), nachdem er fünf Monate lang defizitär war. Im Vergleich zum Vorjahr war das Ergebnis jedoch um 26,3 Milliarden Kronen (1,08 Mrd. Euro) niedriger. Negativ beeinflusst wurde der Saldo vor allem durch ein größeres Defizit im Öl- und Gashandel aufgrund des Preisanstiegs auf den Weltmärkten, während sich der Überschuss im Strom- und Gashandel im Vergleich zum Vorjahr positiv auswirkte.
Die Einfuhren und Ausfuhren waren im Berichtsmonat höher als im Vorjahr. Die Warenexporte stiegen um 8,1 Prozent auf 380,4 Milliarden Kronen (15,6 Mrd. Euro) und die Importe um 17,1 Prozent auf 374,7 Milliarden Kronen (15,4 Mrd. Euro). "Der höhere Wert war vor allem auf steigende Energie- und Rohstoffpreise zurückzuführen, während der Handel mit Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen das Wachstum beider Indikatoren bremste", sagte Miluše Kavěnová, Direktorin der Abteilung Außenhandelsstatistik des ČSÚ.
Das Defizit im Öl- und Gashandel vergrößerte sich im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Milliarden (312,3 Mio. Euro), was sich laut Statistik negativ auf die gesamte Außenhandelsbilanz auswirkte. Auch der Handel mit Computern und Elektronik und der Handel mit unedlen Metallen wiesen höhere Defizite von 7,2 Mrd. (295,8 Mio. Euro) bzw. 5,1 Mrd. Kronen (209,5 Mio. Euro) auf. Der Handel mit Kraftfahrzeugen schloss zwar mit einem Überschuss ab, der aber im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Milliarden Kronen (184,9 Mio. Euro) niedriger ausfiel.
Dagegen stieg der Überschuss im Handel mit Strom, Gas, Dampf und Klimanalagen im Vergleich zum Vorjahr um 8,3 Mrd. Kronen (341 Mio. Euro), was auf Preissteigerungen und höhere Stromexporte zurückzuführen ist. Auch der Handel mit abfallverwandten Produkten verzeichnete einen Anstieg, der im Vergleich zum Vorjahr um mehr als eine Milliarde zunahm.
Der Saldo des Außenhandels mit den Ländern der Europäischen Union schloss im elften Monat des vergangenen Jahres mit einem Überschuss von 76,3 Mrd. Kronen (3,14 Mrd. Euro) ab, 2,6 Mrd. Kronen (106,8 Mio. Euro) weniger als im Vorjahr. Nach Angaben des ČSÚ ging die positive Handelsbilanz mit Frankreich zurück und das Handelsdefizit mit Polen weitete sich aus. Die Handelsaktiva mit Deutschland und der Slowakei nahmen jedoch zu.
Das Defizit im Handel mit Nicht-EU-Ländern vergrößerte sich im Vergleich zum Vorjahr um 23,6 Milliarden Kronen (969,6 Mio. Euro) auf 68,5 Milliarden Kronen (2,8 Mrd. Euro). Das Handelsdefizit mit China weitete sich aus und die Handelsbilanz mit Russland und Kasachstan verschlechterte sich ebenfalls, da sich die Handelsbilanz von einem Aktivposten zu einem Passivposten entwickelte, so das ČSÚ.
Analysten: Außenhandelsbilanz dürfte 2021 mit einem Überschuss abschließen
Das tschechische Außenhandelsergebnis für November letzten Jahres hat positiv überrascht, so die von der ČTK befragten Analysten. Auch der Automarkt beginnt sich allmählich zu bereinigen, wie einige meinen. Für das gesamte vergangene Jahr dürfte die Handelsbilanz weiterhin einen leichten Überschuss aufweisen. Einige Wirtschaftsexperten sagen für dieses Jahr eine weitere Verbesserung voraus, die unter anderem davon abhängt, wie schnell sich die Angebots- und Nachfrageketten wieder normalisieren.
"Obwohl der Überschuss des Kraftfahrzeughandels im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Mrd. Kronen (184,9 Mio. Euro) gesunken ist, ist es offensichtlich, dass sich der Automarkt allmählich wieder bereinigt, was sich in der steigenden Produktion von Neuwagen und der höheren Zahl der Neuzulassungen zeigt", sagte Jana Steckerová, Volkswirtin bei der Komerční banka.
Der Wert der exportierten Kraftfahrzeuge lag im November zum fünften Mal unter dem Vorjahresniveau, so Helena Horská, Chefvolkswirtin der Raiffeisenbank, aber die Autoexporte erreichten im vergangenen Jahr den dritthöchsten Stand.
Analysten wiesen darauf hin, dass die tschechische Außenhandelsbilanz in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres von 147,6 Mrd. Kronen (6,9 Mrd. Euro) im Vorjahr um 16,4 Mrd. Kronen ( 673,8 Mio. Euro) gesunken ist. "Für das Gesamtjahr 2021 erwarten wir einen Handelsbilanzüberschuss von 4,6 Milliarden Kronen (189 Mio. Euro)", sagte Filip Pastucha, Wirtschaftswissenschaftler bei Deloitte. Im Vergleich zu 2019 und 2020 ist dies eine deutliche Verschlechterung, die das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Tschechischen Republik, die eine kleine, offene und exportorientierte Wirtschaft ist, erheblich dämpfen wird.
"Die Novemberdaten deuten vorsichtig darauf hin, dass der Außenhandel das Schlimmste hinter sich hat und eine weitere Verbesserung in diesem Jahr zu erwarten ist", meinte Jiří Pour, Volkswirt der UniCredit Bank. Horská warnte, dass der Saldo des vergangenen Jahres durch die Dezemberbilanz noch ins Negative umschlagen könnte.