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Deutsche Sprache in der Abseitsfalle?
Zeman übt öffentlichen
Druck auf den
Geheimdienst aus
AUFGRUND DER AKTUELLEN NOTSTANDSMASSNAHMEN MUSS DIE RUBRIK
"WIRTSCHAFTS-VERANSTALTUNGEN"
LEIDER AUSFALLEN
Eine ungewöhnliche Anfrage erhielt
der Chef des tschechischen Inlandsgeheimdienstes (BiS), Michal
Koudelka, von allerhöchster Stelle. Staatspräsident Miloš Zeman
soll von ihm die Herausgabe einer Liste mit den Namen aller
russischen Spione, die laut den Erkenntnissen des Geheimdienstes auf
dem Gebiet der Tschechischen Republik operieren sollen, gefordert
haben. Dieses Vorgehen Zemans lässt aufhorchen, ist es doch für ein
Staatsoberhaupt ein äußerst unkonventioneller Schritt. Politische
Beobachter sehen darin den Versuch einer öffentlichen Demontage
Koudelkas durch Zeman, der offenbar beim Präsidenten in Ungnade
gefallen ist. Die öffentlich zur Schau getragenen Animositäten
sorgen für herbe Kritik in der tschechischen Innenpolitik.
Für jedermann ist es ersichtlich: Der
Präsident und sein Inlands-Geheimdienst-Chef, die beiden mögen
einander gar nicht. Zeman hat bislang keine Gelegenheit ausgelassen,
seinen Vorbehalt gegenüber Koudelka zum Ausdruck zu bringen. Die
Beförderung in den Rang eines Generals hat er stets abgelehnt, zudem
ließ er vor zwei Wochen dem Regierungschef Andrej Babiš ein
Schriftstück zukommen, in dem Zeman die Führungs- und
Managementfährigkeiten des obersten Geheimdienstlers in Frage
stellte.
In seiner Anfrage an Koudelka forderte
Präsident Zeman nicht nur die Namen der mutmaßlichen Spione aus
Russland, er wollte auch von der Kenntnislage über die Operationen,
an denen diese Agenten beteiligt sein sollen, informiert werden und
auch darüber, mit welchen tschechischen Kontaktpersonen sie
möglicherweise kooperiern. Zemans Pressesprecher Jiří Ovčáček
gab gegenüber den Medien an, er selbst wisse nichts von solch einer
Anfrage. Er betonte, dass sich Zeman und seine Mitarbeiter stets an
die Gesetze halten. Der Kanzler der Präsidenten, Vratislav Mynář,
antwortete, es sei das Recht Zemans, vom BiS derartige Auskünfte zu
verlangen.
Eigentlich müsste der Präsident bei
solch einer Aktion die Regierung informieren. Ob das auch in diesem
Fall auch geschehen ist, haben bislang weder Premier Babiš noch
Innenminister Jan Hamáček betsätigt. Bei der Opposition trifft die
Art und Weise, wie Zeman mit dem Geheimdienst umgeht, auf scharfe
Kritik: Persönliche Differenzen dürften niemals auf Kosten des BiS
ausgetragen werden. Ein Bericht der Tageszeitung "Deník N"
zeigt eine weitere Facette der aktuellen Causa auf. Laut Recherchen das Blattes soll es in diesem Zusammenhang auch ein Treffen in Moskau zwischen
Zemans Berater Martin Nejedlý mit einem Berater des russischen
Präsidenten Wladimir Putin gegeben haben. Diese Reise soll Nejedlý
als "Privatmann", also ohne diplomatisches Mandat,
angetreten haben.
Für den Parteichef der
Christdemokraten, Jan Bartošek, ist es undenkbar, dass die
hochsensiblen Akten und Sicherheitsdaten an Zeman herausgegeben
werden. Ähnlich sieht es der Obmann der liberalen
Bürgermeisterbewegung STAN, Vít Rakušan, der die Situation als
"Krieg" zwischen Zeman und den Sicherheitsbehörden
bezeichnete. "So etwas ist in einem zivilisierten Land
ohnegleichen. Das Begleichen persönlicher Rechnungen, das uns die
eigene Sicherheit kosten kann, gehört einfach nicht in ein
fortschrittliches Land", kommentierte Rakušan.
Für die konservativen Bürgerdemokraten
(ODS) steht auch die Ruf des tschechischen Geheimdienstes im
internationalen Kontext auf dem Spiel. "Die Forderungen, die an
den BIS gestellt werden, können die laufende Abwehr von
ungesetzlichen Aktivitäten der russischen Nachrichtendienste
gefährden. Falls der BIS diesem ungeheuren Aufruf entspricht, würde
uns das vor den Partnern der NATO und der Europäischen Union
kompromittieren", sagte der ODS-Abgeordnete Pavel Žáček.
Zemans Vorstoß erhielt auf der anderen
Seite großen Zuspruch sowohl von den Kommunisten, als auch von der
extrem rechten SPD. "Der Präsident ist der Befehlshaber aller
bewaffneten Kräfte im Land, und er ist auch der Adressat für die
Berichte des BIS. Und das ohne Einschränkung. Die Kontrolle sollte
sich nicht nur auf russische Spione beziehen, sondern auf die gesamte
Tätigkeit des BIS zum Wohle Tschechiens. Dafür bezahlen wir ihn
schließlich", sagte der kommunistische Parlamentarier Zdeněk
Ondráček. Für die Piraten wiederum ist die Causa ein Anlass, der
auch parlamentarisch beleuchtet werden sollte. Der Abgeordnete Jan
Lipavský forderte, dass im Senat das Thema auf die Tagesordnung
gesetzt werden solle. In einem Interview mit dem tschechischen
Fernsehen sprach er sogar von der Möglichkeit, gegen den Präsidenten
eine Anzeige wegen Landesverrates einzubringen.